Sie will unbedingt wieder gehen können

Junge Frau aus Leutkirch lebt mit Parkinson

Stand
Autor/in
Verena Katschker

Marion Fischer aus Leutkirch im Allgäu ist 22 Jahre alt und hat eine seltene Form von Parkinson. Seit sie wegen der Krankheit im Rollstuhl sitzt hat sie nur ein Ziel: wieder auf die Beine kommen.

Weil sie an einer seltenen Form von Parkinson leidet, sitzt Marion Fischer aus Leutkirch im Allgäu (Kreis Ravensburg) seit dem vergangenen Sommer im Rollstuhl. Aber aufgeben kommt für die junge Frau nicht in Frage. Sie will unbedingt wieder auf eigenen Beinen durchs Leben gehen. "Es ist nicht immer einfach und es ist nicht immer schön, aber es gibt einen Weg. Und es lohnt sich, den zu gehen, auch wenn er manchmal steinig ist", erklärt Marion Fischer.

Jeden Tag hat Marion Fischer Physio- und Ergotherapie-Termine in einer Praxis, die auf Patienten mit neurologischen Leiden spezialisiert ist. Dort macht sie spezielle Übungen, auch moderne Geräte kommen zum Einsatz.

"Hauptziel ist, dass sich der Zustand auf keinen Fall verschlechtert sondern, dass wir ihn zumindest so erhalten, wie er jetzt ist."

Zum Beispiel ein sogenannter Lokomat. Das ist ein Apparat der Marion Fischers Beine bewegt, während sie in der Luft hängt. Ihre verkrampfte Beinmuskulatur wird dadurch gelockert. Das entspannt, lindert Schmerzen und stellt die Beweglichkeit wieder her, so die Therapeuten.

Frau mit Therapeut auf Laufband.
Mit Physiotherapeut Linus Ernst arbeitet Marion Fischer daran, wieder alleine gehen zu können.

Erste Symptome bekam Marion Fischer als Jugendliche

In der Pubertät bemerkte Marion Fischer die ersten Symptome, Muskelprobleme und Verkrampfungen in der rechten Körperhälfte. Ihr Zustand hat sich seither immer wieder verschlechtert. Welche Krankheit hinter den Symptomen steckt, war auch für Ärzte und Therapeutinnen lange ein Rätsel, erst im vergangenen Jahr brachte ein Gen-Test dann die Gewissheit: es ist Parkinson. Für Marion Fischer und ihre Familie war es ein Schlag, aber die 22-Jährige ist kein Typ fürs Aufgeben. Sie widmet all ihre Kraft nun der Aufgabe wieder auf die Beine zu kommen.

Sie möchte gerne wieder als Heilerziehungspflegerin im Kinderhospiz arbeiten

Früher hat Marion Fischer als Heilerziehungspflegerin im Kinderhopsiz in Bad Grönenbach (Landkreis Unterallgäu) gearbeitet. Es war ihr absoluter Traumjob. Anderen Menschen in einer sehr schwierigen Lebenssituation zu helfen, das habe sie erfüllt, erzählt sie. Marion Fischer vermisst das. Aber seit sie im Rollstuhl sitzt hat sich auch ihre Leistungsfähigkeit verschlechtert, sodass es derzeit nicht möglich ist zu arbeiten.

Die rechte Körperhälfte ist verkrampft, der Rumpf instabil. Weil sie von ihrer Krankenkasse bisher noch keinen Aktiv-Rollstuhl bekommen hat, den sie einzig mit ihrem funktionsfähigen, linken Arm antreiben und lenken kann, ist Marion Fischer außerdem im Alltag stark eingeschränkt, kann sich ohne Hilfe nur wenige Meter bewegen. Das wurmt die junge Frau und macht den Wunsch, wieder auf die Beine zu kommen nur noch größer.

Im Internet stieß Marion Fischer auf ihren "Superheldenanzug"

Im Internet und sozialen Medien tauscht Marion Fischer sich mit anderen Betroffenen aus, recherchiert auch neue Behandlungsmethoden. So stieß sie auf einen speziellen Elektrostimulationsanzug einer Firma aus Niedersachsen.

Eine Frau sitzt auf einer Couch und trägt dabei einen speziellen Elektrostimulationsanzug.
Im Anzug sind 58 Elektroden verbaut, die Marion Fischers verkrampfte Muskeln mit Strom stimulieren.

Bei ihrer Krankenkasse setzte Marion Fischer durch, diesen nutzen zu dürfen. Eine Stunde am Tag trägt sie den Anzug nun. 58 Elektroden sind eingenäht, sie stimulieren die verkrampften Muskeln. Mit großem Effekt, wie Marion Fischer sagt.

"Mein persönlicher Superheldenanzug, der lindert einfach die Spastik. Mit dem ist es mir wieder möglich, zu stehen und auch ein paar freie Schritte zu gehen."

Instragram Account von Marion Fischer

Eine Prognose, wie sich Marion Fischers Zustand entwickelt, kann niemand abgeben. Auch für ihre Eltern, die einen Bauernhof im Leutkircher Ortsteil Wielazhofen betreiben, ist die Krankheit eine große Herausforderung.

"Wir müssen einfach gucken, wie wir das meistern. Aber sie steckt den Kopf nicht in den Sand und daran soll man sich ein Beispiel nehmen."

Die Familie hält zusammen, versucht Marion Fischer auf ihrem Weg zurück in ein selbstständiges Leben bestmöglich zu unterstützen und sorgt auch dafür, dass es viele Momente der "Normalität" gibt. Der Vater und die drei älteren Brüder nehmen sie jede Woche mit zur Probe des gemeinsamen Musikvereins.

Frau steht an großer Trommel, weitere Musikanten sitzen vor ihr einem Proberaum.
Im Musikverein Wuchzenhofen gehört Marion Fischer dazu.

Klarinette und Trompete spielte Marion Fischer dort früher. Jetzt ist sie mit ihrem starken linken Arm an der großen Trommel. Am Schlagzeug sitzt Bruder Robert Fischer.

"Ich versuch einfach im hier und jetzt zu leben und jeden Moment zu genießen und alles mitzunehmen, was irgendwie geht."

Mit Lebensmut und Optimismus begegnet Marion Fischer ihrem Schicksal. Damit will sie auch ein Vorbild sein und anderen Menschen in schwierigen Lebenssituationen Mut machen.

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