Fast 16 Jahre saß Josef Rief für den Wahlkreis Biberach im Bundestag. Nun ist Schluss. Zur anstehenden Bundestagswahl tritt der CDU-Abgeordnete nicht mehr an.
Als Tiefpunkt seiner Zeit im Bundestag bezeichnet der 64-Jährige den Kriegsausbruch in der Ukraine. Der Höhepunkt seien 2013 die Feierlichkeiten zu 50 Jahre Elysée-Vertrag gewesen. Ein gemeinsames Essen mit 500 Kollegen aus Frankreich habe ihn emotional gepackt: Schließlich habe sein Großvater im Ersten Weltkrieg in Frankreich gekämpft, sein Vater und seine Onkels im Zweiten Weltkrieg. Die Entwicklung der deutsch-französischen Freundschaft bezeichnet Josef Rief als großartig.
Außerhalb der Berliner Blase unterwegs
Auch die Rede von Papst Benedikt im Bundestag (2011) oder persönliche Begegnungen mit Helmut Kohl seien besondere Momente gewesen wie auch nationale Gedenkfeiern. Neben dieser großen Berliner Bühne und auch außerhalb der "Berliner Blase" seien ihm die Anliegen der Menschen in der ländlichen Heimat, von deren Fleiß und Engagement man sich in Berlin eine Scheibe abschneiden könne, wichtig gewesen.
Infrastruktur für den ländlichen Raum wichtiges Anliegen für Rief
"Für sie konnte ich einiges in Berlin einbringen und umsetzen", so Rief: Straßen, elektrifizierte Schienen und vor allem die Versorgung mit schnellem Internet und Mobilfunk seien für Menschen und Unternehmen im ländlichen Raum besonders wichtig. Dass der Spatenstich für die B-312-Umfahrung von Ochsenhausen und Edenbachen nicht mehr in seine Amtszeit fällt, bedauert er.
Schlechte Kinderstube im Bundestag
Mit Sorge registriert er die Verrohung von Tonfall und Sitten auch im Bundestag: Hätten früher vor allem die Grünen mit Zwischenrufen gestört und dafür Ordnungsrufe vom Bundestagspräsidium erhalten, stelle die AfD alles bisher Dagewesene an Unflätigkeit und Beleidigungen in den Schatten. Er würde es befürworten, Ordnungsrufe mit Geldstrafen zu belegen. Auch das Parlament brauche wieder mehr "Kinderstube". Abgeordnete hätten Vorbilder zu sein.
Ein leises Tschüss nach fast 16 Jahren im Bundestag
Bis Ende März werde er seine Berliner Wohnung behalten. Am 24. März werde die Verabschiedung sein. Er selbst werde Berlin ohne großes Tamtam verlassen, sagt Rief. Für die Zeit danach ist ihm nicht bange: Als Landwirt mit eigenem Betrieb, in den sein Sohn bereits eingestiegen sei, und als Hobby-Imker werde ihm bestimmt nicht langweilig, zumal er noch einige Ehrenämter habe.