Auf dem Bodensee ist jetzt die erste Gasfähre unterwegs. Sie wird im Fährverkehr zwischen Konstanz und Meersburg (Bodenseekreis) eingesetzt. Bis zu ihrer Fertigstellung war es ein langer Weg.
Eigentlich sollte das neue Fährschiff schon seit 2020 im Linienverkehr zwischen Meersburg und Konstanz fahren. Das Schiff war als großer Coup der Stadtwerke Konstanz gedacht, sollte das nach eigenen Angaben erste Binnen-Fahrgastschiff Europas sein, das mit einem reinen Gasantrieb ausgestattet ist. Doch beim Bau gab es immer wieder Probleme und Verzögerungen.
Werft geht Pleite
Der größte Rückschlag war die Insolvenz der verantwortlichen Werft im Jahr 2021. Die Arbeiten ruhten lange, die Fähre lag als Rohbau im Hafen von Konstanz-Staad. Die Stadtwerke Konstanz entschieden sich dann, die Gasfähre in Eigenregie fertig zu bauen. Dabei stießen sie nach eigenen Angaben auch auf Baumängel, die die insolvente Werft zu verantworten hatte.
Kosten steigen im Laufe des Projekts
Die Corona-Pandemie und der Krieg Russlands gegen die Ukraine sorgten im weiteren Verlauf für Lieferschwierigkeiten bei Bauteilen und machten die Fertigstellung der Gasfähre außerdem deutlich teurer. War zunächst von 22 Millionen Euro die Rede, hat das Schiff am Ende 27,5 Millionen Euro gekostet. Der Bund förderte das Projekt nach Angaben der Stadtwerke mit rund 1,8 Millionen Euro.
Monatelang war das Schiff dann im Probebetrieb auf dem Bodensee unterwegs. Zuletzt fehlte noch die endgültige Fahrerlaubnis, was eine weitere Verzögerung für den anvisierten Betriebsstart brachte.
Benannt nach Partnerstadt Richmond
Getauft wurde das Schiff bereits im Sommer auf den Namen "Richmond" - in alter Tradition nach einer Partnerstadt von Konstanz. Auch die Fähren "Lodi" und "Tabor" heißen nach Partnerstädten. Die "Richmond" ist der "Lodi" noch in einem weiteren Punkten ähnlich: Sie hat etwa dieselbe Kapazität. 700 Menschen und 64 Autos passen auf die neue Gasfähre. Sie ist rund 82 Meter lang und wiegt etwa 840 Tonnen. Der Schiffsrumpf ist so gebaut, dass die Fähre im Wasser weniger Widerstand hat und so weniger Treibstoff verbraucht.
Zwei Gasmotoren von MTU in Friedrichshafen
Die "Richmond" wird mit zwei Gasmotoren des Friedrichshafener Unternehmens Rolls-Royce Power Systems/MTU betrieben. Beim Gas handelt es sich um LNG, also verflüssigtes Erdgas. Laut Stadtwerke Konstanz wird durch die neue große Fähre die Verbindung zwischen Konstanz und Meersburg besser. In Zukunft müssten auch bei großem Aufkommen weniger Fähren außerplanmäßig eingesetzt werden, heißt es in einer Mitteilung. Langfristig sei das Ziel, Bio-LNG einzusetzen, so die Stadtwerke, um zumindest mit der "Richmond" klimaneutral unterwegs zu sein.