Nach den schweren Vorwürfen einer Oberärztin gegen das zum Medizin Campus Bodensee gehörende Klinikum Friedrichshafen hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen fünf Ärztinnen und Ärzte eingeleitet. Laut Klinikverbund handelt es sich um ehemalige und aktive Beschäftigte. Wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, würden derzeit weitere Beweismittel sichergestellt und ausgewertet.
Die betroffenen aktiven Ärzte dürfen nach Angaben des Klinikverbundes aber weiter ihrem Dienst nachgehen. Sie seien nicht suspendiert worden, weil es sich nur um einen Anfangsverdacht handle, erklärte eine Kliniksprecherin dem SWR. Es gelte die Unschuldsvermutung.
Ermittlungen am Klinikum Friedrichshafen in zwei Richtungen
Die Vorwürfe gegen die fünf Mediziner reichen demnach vom Verdacht der fahrlässigen Tötung bis zum Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs. Es werde auch wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen mit den Tatbeständen Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung ermittelt.
Im nächsten Schritt würden Zeugen befragt, danach würden wahrscheinlich Gutachten von Sachverständigen nötig, so die Staatsanwaltschaft. Mit schnellen Ergebnissen sei nicht zu rechnen. "Es wird eher Monate dauern", sagte die Sprecherin.
Wieso die Ärztinnen und Ärzte weiter arbeiten dürfen und wie es in dem Verfahren weitergeht, hat Kolja Schwarz aus der SWR Redaktion Recht und Justiz wie folgt eingeordnet:
Medizin Campus Bodensee möchte Behörden bestmöglich unterstützen
Der Medizin Campus Bodensee teilte am Donnerstagnachmittag mit, dass es sich um derzeitige und ehemalige Ärztinnen und Ärzte des Klinikums handelt. Man arbeite selbstverständlich mit polizeilichen Ermittlern zusammen und stelle alle gewünschten Daten und Unterlagen zur Verfügung. Es liege nach wie vor im Interesse des Klinikums Friedrichshafen, die Ermittlungsbehörden bestmöglich zu unterstützen und den Sachverhalt aufzuklären, hieß es weiter.
Der Klinikverbund MCB weist darauf hin, dass auch weiter die Unschuldsvermutung gelte. Das Ermittlungsverfahren diene dazu, in einem geregelten Verfahren zu überprüfen, ob der Anfangsverdacht sich erhärten lässt oder aber unbegründet ist. Der Aufsichtsrat des Klinikverbunds hatte zudem auch selbst die Aufarbeitung der Vorwürfe in Auftrag gegeben. Mitte Juli will eine beauftragte Rechtsanwaltskanzlei ihre Untersuchungen abschließen.
Kriminalpolizei ermittelt Vermeidbare Todesfälle? Schwere Vorwürfe einer Ärztin gegen Medizin Campus Bodensee
Eine Ärztin hat schwere Vorwürfe gegen den Medizin Campus Bodensee erhoben. Anfang des Monats hat sie sich mutmaßlich das Leben genommen. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Oberärztin in Friedrichshafen äußerte schweren Verdacht
Ausgelöst worden waren die Ermittlungen durch Vorwürfe einer Oberärztin des Klinikums Friedrichshafen. Sie hatte der Klinikleitung vorgeworfen, das medizinische Personal sei dauerhaft überlastet. Deshalb habe es vermeidbare Todesfälle gegeben. Bekannt wurde dies, als sich die Ärztin Anfang Dezember mutmaßlich selbst tötete.
Der Anwalt der verstorbenen Ärztin sagte zum Ermittlungsverfahren, er sei froh, dass der Weg der Aufklärung weitergehe. "Es bestätigt sich, was meine Mandantin sehr ausführlich recherchiert und mir vorgelegt hat", so Anwalt Detlef Kröger am Freitag. Er hoffe, dass nun Licht ins Dunkel komme. Kritik äußerte er daran, dass die vom Ermittlungsverfahren betroffenen aktiven Ärzte am Krankenhaus weiter im Dienst sind. Nach eigenen Angaben ist er durch die Erben der Frau weiterhin beauftragt.