Die Beschäftigten der Galeria-Filiale Konstanz sind zwar nicht von der bundesweiten Schließung von Standorten betroffen. Ihnen droht aber möglicherweise ein Stellenabbau. Das erklärte der für Konstanz und Singen zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär Markus Klemt am Dienstag im SWR-Interview.
Am Montag war bekannt geworden, dass die letzte große Warenhauskette in Deutschland weitere 52 Filialen mit rund 17.400 Beschäftigten schließt, nicht aber die Häuser in Konstanz und Singen (Kreis Konstanz). In den Filialen, die nicht schließen, könnten dem Konzern zufolge 30 Prozent der Stellen gestrichen werden.
Zum möglichen Stellenabbau an den Standorten in Singen und Konstanz sagte Markus Klemt im Gespräch mit SWR-Redakteurin Marion Kynaß:
In Konstanz arbeiten 145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in Singen sind es rund 100. Gewerkschaftssekretär Markus Klemt sagte dem SWR, beide Häuser schrieben schwarze Zahlen. Die Warenhäuser in Singen und Konstanz seien zentral für den Einzelhandel in den Innenstädten. Für den Erhalt des Hauses in Singen kämpften Beschäftigte und Gewerkschaft bereits vor gut zwei Jahren. Damals habe etwa der Vermieter der Liegenschaft in Singen die Miete gesenkt, so Klemt.
Oberbürgermeister von Konstanz und Singen erleichtert
Erleichtert zeigten sich am Montag die beiden Oberbürgermeister von Konstanz und Singen. Es sei eine sehr gute Nachricht, dass der Standort Konstanz erhalten bleibe, teilte der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) mit. Er freue sich sehr, sowohl für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für die Stadt als Einzelhandelsstandort. Konstanz sei eine starke Einkaufsstadt, die eine Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof brauche.
Auch der Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler (CDU) zeigte sich hocherfreut. Seiner Meinung nach ist das Warenhaus nach wie vor ein wichtiger Pfeiler für den Einkaufsstandort Singen. Häusler hofft, dass nun ruhigere Zeiten für die Kaufhauskette und die Mitarbeitenden bevorstehen.
Galeria Karstadt Kaufhof: Kündigungen nicht ausgeschlossen
Der Handelsriese hatte angesichts der Konsumflaute und der Energiepreise im November Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Dabei kündigte er an, mindestens ein Drittel, das heißt mehr als 40 seiner verbliebenen Warenhäuser mit rund 17.400 Beschäftigten zu schließen. Betriebsbedingte Kündigungen seien dabei unvermeidbar.
Noch 18 Galeria-Filialen in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg gibt es bisher noch 18 Galeria-Filialen. Schließen sollen laut der Nachrichtenagentur dpa zum 1.1.2024 die Filialen in Esslingen, Heidelberg Bismarckplatz, Pforzheim, Reutlingen und Stuttgart Eberhard-Straße.
Schutzschirmverfahren bereits im Corona-Lockdown
Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 musste der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 der damals 172 Filialen, der Abbau von etwa 4.000 Stellen und die Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen. Doch die Pandemie und die seit Monaten hohe Inflation haben diesen wohl verhindert. So schrieb Geschäftsführer Miguel Müllenbach der Belegschaft in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief im vergangenen Jahr, dass "bis heute keine wirkliche Trendwende erkennbar" sei.