Ein Kormoran fliegt über den Bodensee und spiegelt sich in der Wasseroberfläche.

EU-weit geschützter Fischfresser

Diskussion um Kormoran am Bodensee erreicht die Bundespolitik

Stand

In der Debatte um den fischfressenden Vogel sind die Fronten am Bodensee seit Jahren verhärtet. Auf Initiative eines CDU-Abgeordneten aus Überlingen soll nun auch in Berlin über den Kormoran diskutiert werden.

Der als Fischräuber verschriene Kormoran beschäftigt nun auch die Politik im Bundestag. Auf Antrag der CDU/CSU-Fraktion findet am Mittwoch eine öffentliche Anhörung im Bundestagsausschuss für Umwelt dazu statt, bei der auch der Chef der Fischereiforschungsstelle in Langenargen (Bodenseekreis), Alexander Brinker, sprechen soll. Gefordert wird ein umfassendes Kormoran-Management, das den geschützten Jagdvogel stoppen soll. Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) und sein CSU-Kollege Alexander Dobrindt stehen unter dem Antrag - die Initiative stammt aber vom Bodensee. 

Fangeinbußen bei Fischern

"Der Kormoran ist schon längst keine gefährdete Art mehr hierzulande", erklärte der Initiator, der Bundestagsabgeordnete Volker Mayer-Lay (CDU), der aus Überlingen stammt. Der Vogel habe sich in den vergangenen Jahren rasant vermehrt und sei so zur landesweiten Plage geworden. Nicht nur Bodenseefischer würden über Fangeinbußen klagen, auch Teichwirte und Gastronomen aus seinem Wahlkreis am Bodensee hätten ihn auf das Problem aufmerksam gemacht.

Gut ein halbes Kilo Fisch können die dunklen Zugvögel laut Experten am Tag verspeisen. Diskutiert wird schon lange ein sogenanntes Kormoran-Management, das rund um den Bodensee gelten könnte. Wie genau dem Vogel Einhalt geboten werden soll, das ist auch nach einem fast einjährigen Dialogprozess mit 70 Einzelgesprächen, vier ganztägigen Foren und mehr als 80 Konsensformulierungen noch nicht klar.

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Kormoran nicht nur am Bodensee ein Thema

Mit einem eigenen Antrag für ein Kormoran-Management am Bodensee war schon der SPD-Politiker Hans-Peter Storz im vergangenen September im baden-württembergischen Landtag gescheitert. Doch nicht nur in Süddeutschland ist der Kormoran ein Thema: In Mecklenburg-Vorpommern hatte es die FDP Anfang des Jahres mit einem Antrag zur Jagd auf Kormorane versucht. Der Verband der Binnenfischer hatte dort auch eine Abschussprämie ins Gespräch gebracht. Das Problem: Der Jagdvogel ist eine EU-weit geschützte Art. Die Zahl der Kormorane steigt laut Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg immer weiter an. Naturschützer sind gegen einen systematischen Abschuss oder andere Vergrämungsmaßnahmen.

Naturschützer: Einfluss des Kormorans überschätzt

Eine Abnahme des Bestands würde den Fischern nicht nützen, sondern nur den Vögeln schaden, sagte etwa Eberhard Klein vom NABU in Konstanz. Es gebe schon ein Kormoran-Management, seit mehr als 20 Jahren würden die Jagdvögel am Bodensee geschossen. "Wie wir an den Klagen der Fischer sehen können: Es nützt nichts", betonte er. Den Fischern und Fischen gehe es nach wie vor schlecht. "Das hat ganz andere Gründe, der Kormoran ist ein ganz kleiner Faktor." Vor allem die Erwärmung des Gewässers und eingewanderte Arten seien verantwortlich. "Vom Schießen auf Kormorane wird sich daran nichts ändern."

Können Drohnen die Lösung sein?

Eine andere Idee ist ein sogenanntes Brutmanagement. Drohnen könnten in den Gebieten, in denen die Vögel in den Baumkronen brüten, zu den Nestern fliegen und die Eier mit Öl besprühen, um so ein Ausbrüten zu verhindern. Das sei eine bewährte Methode in anderen Ländern und nur ein kleiner Eingriff in die Natur, wie Experten erklärten. Es gibt auch Vorschläge, die echten Eier durch Gips-Eier auszutauschen. Pilotversuche sollen laut Umweltministerium kommen.

Letztlich sei es eine Frage der Verhältnismäßigkeit, sagte der CDU-Abgeordnete Mayer-Lay. Der anhaltende Schutzstatus des Wasservogels sei angesichts aktueller Bestände von mehr als 20.000 Brutpaaren in Deutschland überholt. "Zudem gibt es keine bundesweite Regelung zum Umgang mit den Tieren, es gelten lediglich die Kormoranverordnungen der Länder." Das soll sich durch den Antrag, der schon aus dem März dieses Jahres stammt, ändern.

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