Mitglieder der Bundesregierung sind zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft gereist. Dabei sind Kosten von insgesamt 531.000 Euro entstanden. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage der Linken-Gruppe im Bundestag mit. Der teuerste Flug der insgesamt sechs Flugreisen ging demnach von Berlin nach Stuttgart und zurück zur Partie Deutschland gegen Ungarn am 19. Juni. Allein diese Reise hat den Angaben zufolge rund 114.000 Euro gekostet. Bei dem Spiel in der Stuttgart Arena gewann die deutsche Nationalmannschaft mit einem 2:0. In der Landeshauptstadt wurde der Sieg bis in den Abend hinein gefeiert.
Bundeskanzler Scholz soll mehrfach mit Flugbereitschaft geflogen sein
Die anderen Flüge kosteten jeweils auch um die hunderttausend Euro. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll viermal von Berlin aus mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr zu EM-Spielen und wieder zurück gereist sein. Mit dabei waren zum Teil Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Faeser und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) haben zusätzlich je einmal die Flugbereitschaft im Umfeld der EM für Spielbesuche genutzt.
Der Vorsitzende der Gruppe Die Linke im Bundestag, Sören Pellmann, kritisierte die hohen Kosten scharf: "Wer für sechs angebliche Dienstreisen Kosten von über einer halben Million Euro verursacht, ist entweder völlig verantwortungslos oder endgültig abgehoben". Die Flugbereitschaft dürfe nicht "die alternative Reisemöglichkeit für ein abendliches Unterhaltungsprogramm der Bundesregierung sein", betonte er.
Verteidigungsministerium reagiert auf hohe Flugkosten rund um EM
Das Bundesverteidigungsministerium teilte in seiner Antwort mit, dass es sich um eine "Vollkostenkalkulation der jeweils eingesetzten Luftfahrzeuge (inklusive Personalkosten)" handele. Die Flugstunden seien im Jahresprogramm der Bundeswehr abgedeckt. Sie "werden zum Zwecke des Lizenzerhalts-/erwerbs der Luftfahrzeugführer eingesetzt". Damit ist gemeint, dass einige Ausgaben und Flugstunden wahrscheinlich sowieso notwendig gewesen wären. Pilotinnen und Piloten müssen eine bestimmte Anzahl an Flugstunden haben, damit sie ihre Lizenz behalten.