Zehntausende schauen beim Public Viewing in Stuttgart gemeinsam die EM-Spiele.

Zwischenbilanz der Host City

Rund 700.000 Fans kamen bisher wohl zur EM nach Stuttgart

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Thomas Fritzmann
Thomas Fritzmann

Die Verantwortlichen sind zufrieden damit, wie die Fußball-EM in Stuttgart bisher verlaufen ist. Obwohl weniger Fans kamen, als ursprünglich erhofft.

Die Veranstaltungsorganisation der Stadt Stuttgart, in.Stuttgart, hat eine Zwischenbilanz als Host City der Fußball-Europameisterschaft veröffentlicht. Rund 700.000 Fans haben demnach bisher in den insgesamt vier Fanzonen in der Landeshauptstadt gefeiert. "Unser Ziel war es, die ganze Stadt zum Stadion zu machen", erklärte der Gesamt-Projektleiter, Thomas Pollak. "Das Stadion war an jedem Spieltag ausverkauft und auch die Stimmung war faszinierend."

Erfolgreich verliefen die Spieltage auch aus der Sicht anderer Verantwortlicher. Polizeipräsident Markus Eisenbraun erklärte: "Unser Konzept, die Fanlager strikt zu trennen und niedrigschwellig gegen potentielle Gewalttäter vorzugehen, hat voll gegriffen. Gerade die Auseinandersetzung auf dem Schlossplatz am 26. Juni und die schnelle Festnahme des Tatverdächtigen hat gezeigt, dass wir hier gut aufgestellt waren und die einzelnen Rädchen ineinandergegriffen haben."

Ebenso erfolgreich sei das Verkehrskonzept gewesen. Die Fanmassen parallel zur Rush-Hour sicher zum Stadion zu bewegen, sei eine große Herausforderung gewesen, erklärte der Chef der Verkehrsleitzentrale, Ralf Thomas: "Wir hatten gut 15 Prozent weniger Autoverkehr an den Spieltagen in Stuttgart. Daher: Verzögerungen auf den Straßen, ja. Chaos, nein."

Mutmaßlich weniger Fans in Stuttgart als erhofft

Obwohl sich der Veranstalter positiv zeigte, fiel die EM bisher wohl schlechter aus als erhofft. Vor allem an den Ausgaben, die mit der EM verbunden waren, gab es bereits im Vorfeld viel Kritik. Rund 38,4 Millionen Euro Steuergeld hatte allein die Stadt Stuttgart investiert. Die Modernisierung der Haupttribüne der Stuttgarter MHP Arena kostete zusätzlich 139,5 Millionen Euro. Ohne die Modernisierung hätte das Stadion nicht den Anforderungen der UEFA entsprochen.

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Der Kritik entgegen steht vor allem das Argument, dass die EM durch Besucherströme auch viele Steuereinnahmen generieren werde. Eine genaue Zahl, wie viele Menschen die Landeshauptstadt für die EM besuchten, gab der Veranstalter nicht bekannt. Rund 700.000 Menschen hätten insgesamt die Fanzonen besucht - das wären weniger, als die Stadt ursprünglich gehofft hatte. Erwartet worden waren 200.000 Fans pro Spieltag. An den insgesamt fünf Spieltagen, die in Stuttgart ausgetragen wurden, wären damit eine Million Besucherinnen und Besucher erwartet worden.

Darauf, dass die Besucherzahlen niedriger ausfallen könnten, deutete im Vorfeld auch eine repärsentative Umfrage der Uni Hohenheim hin. Dort gaben rund 70 Prozent der Befragten an, die EM-Spiele zuhause, statt beim Public Viewing zu schauen.

Fast-Food-Branche boomt: Gewerkschaft fordert mehr Geld für Mitarbeitende

Die Fanströme in Deutschland kommen wohl vor allem der Fast-Food-Branche zu Gute. Burger und Fußball gehören laut der Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststötten) Region Stuttgart für viele Fans zusammen. In den vergangenen Wochen seien die Umsätze in der Branche massiv gestiegen. Nun fordert die Gewerkschaft höhere Löhne für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit 12,61 Euro liege der Stundenlohn in der Systemgastronomie nur 20 Cent über dem Mindestlohn.

„Ein ‚Big Mac‘-Menü kostet schon knapp 12 Euro."

"Wer also fürs Pizzabacken, Burgerbraten oder Geschirrabräumen in der Systemgastronomie an der untersten Lohnkante verdient, müsste fast eine Arbeitsstunde investieren, um selbst überhaupt satt zu werden, wenn er mal zu McDonald’s geht“, so Krüger.

Am 16. Juli, zwei Tage nach dem EM-Finale, wollen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber wieder an den Verhandlungstisch setzen. Die Forderungen der Gewerkschaft sind bereits klar: „Konkret geht es um einen Einstiegslohn von 15 Euro pro Stunde. Und wer schon Erfahrungen im Job hat, soll im Monat mit 500 Euro zusätzlich nach Hause gehen", erklärte Krüger. Außerdem sollen sich die Bedingungen für Auszubildende verbessern.

Petition: Jedes Jahr ein Freundschaftsspiel gegen Schottland

Viele Schotten lockte wohl nicht nur das Essen, sondern auch der Alkohol nach Deutschland. "Bei uns ist der Alkohol viel teurere", sagte ein Fan dem SWR. "Und ihr macht wirklich gutes Bier - ich glaube wir gehen alle deutlich dicker nachhause, als wir hergekommen sind." In blau-weißer Kriegsbemalung, Kilt und Sporran zogen etliche Schotten zum Gruppenspiel zwischen Ungarn und Schottland nach Stuttgart.

Fans haben deshalb bereits eine Petition gestartet und über 80.000 Menschen haben schon unterschrieben. Das Ziel der Petition: In Zukunft soll jährlich ein Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Schottland ausgetragen werden.

"Wenn man sich die Bilder und Videos der letzten Tage in Deutschland anschaut, merkt man, dass sich ein Band zwischen den Fans aus Schottland und Deutschland bildet."

Auch bei der Frage, was bisher die absoluten Highlights bei der EM waren, sprachen viele Fans in der Stuttgarter fanzone über die Schotten.

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