Der umstrittene Publizist und ehemalige Stuttgarter Bauunternehmer Hans-Ulrich Kopp hat erstmals öffentlich seine Teilnahme an dem Geheimtreffen in Potsdam eingeräumt. Am Rande einer Veranstaltung in Bonn sagte er dem SWR, aus seiner Sicht habe der ehemalige Chef der "Identitären Bewegung" in Österreich, Martin Sellner, dort Gedanken wiederholt, die dieser seit Jahren vertrete. "Es war überhaupt nichts Neues dabei", sagte Kopp.
Über das Treffen von Politikern der AfD, Mitgliedern der CDU-nahen Werteunion, bekannten Rechtsextremisten sowie Unternehmern Ende November 2023 hatte das Medienkollektiv "CORRECTIV" zuerst berichtet. Die "taz" hatte Anfang Februar 2024 gemeldet, dass auch Kopp dabei gewesen sei. Sellner war einer der zentralen Redner bei dem Treffen. Der gebürtige Wiener gilt als Rechtsextremist und führender Propagandist der Forderung nach "Remigration", also einer millionenfachen Ausweisung von Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland.
Kopp will sich fürs Sellners Thema nicht "besonders interessiert" haben
Bei dem Treffen in Potsdam wurde laut "CORRECTIV" über den Plan der "Remigration" gesprochen. Kopp sagte dem SWR, Sellner sei nur einer der Vortragenden gewesen. "Speziell sein Thema hat mich nicht besonders interessiert", so Kopp. Auf Nachfrage, wie er selbst zu dem Thema "Remigration" stehe, sagte er, er wolle sich dazu als Privatmann nicht äußern. Er sei gegen jede Art von Extremismus.
Dass er überhaupt eine Einladung zu dem Treffen in Potsdam erhalten hatte, erklärte der 62-Jährige so: "Herr Mörig lädt durchaus großzügig ein. Auch Personen, die ihm nicht näher vertraut sind." Der Düsseldorfer Gernot Mörig war laut Medienberichten Organisator des Treffens und gilt als Aktivist der rechtsextremistischen Szene.
Kopp soll zu Geldgebern des Magazins "Compact" gehören
Konfrontiert mit Recherchen des "Spiegel", wonach Kopp zu den Finanziers des Firmengeflechts rund um das als rechtsextremistisch eingestufte Magazin "Compact" gehöre, lehnte Kopp jede Stellungnahme ab. Allgemein sagte er: "Wahrscheinlich wird mein Reichtum überschätzt. Ich bin nicht so wohlhabend, wie Sie wahrscheinlich glauben. Die Möglichkeiten, finanziell viel zu tun, stehen mir nicht offen." Im Übrigen sei er im Ruhestand, habe die Geschäftsführung in seinem Unternehmen abgegeben und sei Privatier.
Hans-Ulrich Kopp ist gelernter Betriebswirt und war lange Jahre Bauunternehmer in Stuttgart. Nach Recherchen des SWR ist Kopp tatsächlich seit dem 8. April nicht mehr Geschäftsführer der entsprechenden Managementgesellschaft, ist jedoch als Kommanditist weiterhin an der Baufirma Lautenschlager & Kopp GmbH & Co. KG beteiligt. Neben seiner Tätigkeit als Bauunternehmer trat er in der Vergangenheit als Publizist für Publikationen aus dem rechten Spektrum in Erscheinung, etwa in den Zeitschriften "Aula" oder "Nation und Europa".
Mitglied einer als extremistisch eingestuften Burschenschaft
Gegenüber dem SWR äußerte sich Kopp am Rande des sogenannten Bad Godesberger Pressestammtisches. Nach Informationen der "Autonomen Antifa Freiburg" soll er dort einen Vortrag mit dem Titel "Religion und Gesellschaft - Christentum und islamische Herausforderung" gehalten haben.
Der Pressestammtisch wird aus Kreisen von Burschenschaften organisiert. Kopp selbst gehört zur "Danubia München" - er hat einst in der bayerischen Landeshauptstadt studiert. Dem SWR sagt er, er sei stolz, dort Mitglied zu sein, "weil es eine Gemeinschaft ist, in der man sich wohlfühlt". Die Gruppe der aktiven Mitglieder der "Danubia München" wird vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet und aktuell als extremistisch eingestuft.