Das Land Baden-Württemberg verlängert den Modellversuch einer Ehrenamtskarte. Darauf hat sich am Mittwoch das Sozialministerium mit den teilnehmenden Regionen Calw, Ostalbkreis, Freiburg und Ulm geeinigt. Die Ehrenamtskarte behält bis kommenden März weiter ihre Gültigkeit.
Ehrenamtskarte künftig in ganz Baden-Württemberg?
Perspektivisch hofft Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) die Ehrenamtskarte im ganzen Land anbieten zu können. Ob das gelingt, hänge aber von den kommenden Haushaltsverhandlungen ab. Die CDU-Fraktion zeigte sich bereits angetan. Laut Städtetag ist die bisherige modellhafte Erprobung der Ehrenamtskarte "sehr gut gelaufen". Die Kommunen seien "total motiviert", die Karte werde als wertvoll wahrgenommen.
Nach Angaben des Ministeriums wurden innerhalb eines Jahres rund 8.450 Karten an Menschen ausgegeben, die in 420 Vereinen, Organisationen und Projekten engagiert waren. Drei von vier Karteninhaberinnen und -inhabern sind Männer. Gut die Hälfte der Personen mit Ehrenamtskarte sind bei der Freiwilligen Feuerwehr. Vor allem 20 bis 29-Jährige haben eine Vergünstigungskarte. Das Durchschnittsalter beträgt 42 Jahre.
Ermäßigter Eintritt in der Staatsgalerie Stuttgart und andere Angebote
Wer eine Karte besitzt, kann in diversen Einrichtungen aus den Bereichen Kultur, Freizeit und Bildung Rabatte erhalten. Gültig ist die Karte zum Beispiel im Badischen Staatstheater, in der Staatsgalerie Stuttgart, im ZKM Karlsruhe sowie in zwölf Monumenten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Daneben gibt es zahlreiche weitere Einrichtungen, die am Modellversuch teilnehmen. Mit der Ehrenamtskarte sind auch Vergünstigungen in den Einrichtungen der anderen Modellkommunen möglich.
In Freiburg gibt es seit Jahresbeginn laut Stadt "zahlreiche exklusive Veranstaltungen und Führungen", wie zum Beispiel die Exkursion "Die Körpersprache der Bäume" oder sonntägliche Filmvorführungen im Kommunalen Kino. In Ulm erhalten Karteninhaber beim Arbeiter-Samariter-Bund Baden-Württemberg, Region Ulm, Alb-Donau, Heidenheim und Aalen einen Gutschein für einen Erste-Hilfe-Kurs.
Ehrenamt im Ländervergleich: Baden-Württemberg vorn
Nach dem jüngsten, allerdings bereits im Jahr 2019 erhobenen Ländervergleich des Freiwilligensurveys hat Baden-Württemberg nach wie vor die höchste Engagement-Quote aller Bundesländer. Neue Zahlen wird es erst im kommenden Jahr geben. "Die Resonanz der ehrenamtlich Engagierten auf die Ehrenamtskarte ist durchweg positiv", heißt es unter anderem beim Landratsamt des Ostalbkreises. Mit dem Pilotprojekt habe das Land den Gedanken der Anerkennung und Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements gestärkt.
Ehrenamtskarte in Rheinland-Pfalz seit zehn Jahren
Andere Bundesländer wie Rheinland-Pfalz oder Bayern bieten die Ehrenamtskarte bereits seit längerem und landesweit an. In Niedersachsen wurde die Karte beispielsweise schon 2007 eingeführt. Dort profitieren die Inhaberinnen und Inhaber laut Staatskanzlei von landesweit rund 2.700 Vergünstigungen - beispielsweise im Einzelhandel, in Museen und Schwimmbädern. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat sie gemeinsam mit Städten und Kreisen landesweit vor mehr als zehn Jahren eingeführt. In Mecklenburg-Vorpommern können ehrenamtlich Engagierte eine Karte seit August 2020 beantragen.