Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt sollen wiedergewonnen werden

Batterien von E-Autos recyceln: Mercedes eröffnet seine erste Fabrik in BW

Stand
Autor/in
Michael Wegmer
Angelika Hensolt
Onlinefassung
Christoph Schöneberger
Fotoshooting SWR Studio Heilbronn Mitarbeiter Dezember 2022

Mercedes-Benz verwertet künftig ausgediente Batterien von E-Autos wieder. Das Prozedere ist aufwendig und noch nicht wirklich rentabel.

Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz hat in Kuppenheim (Kreis Rastatt) seine erste Batterie-Recyclingfabrik in Gegenwart des Bundeskanzlers eröffnet. Olaf Scholz (SPD) sagte, das Werk zeige, wie viel Potenzial in Deutschland stecke und dass es auf neue Technologien ankomme. Außerdem bekräftigte er seine Kritik an den zusätzlichen EU-Zöllen auf E-Autos aus China.

Als Exportland leben wir vom offenen Handel mit der ganzen Welt. Und deshalb brauchen wir nicht die besten Zölle, sondern die besten Autos und die modernsten Technologien.

Mercedes-Chef Ola Källenius betonte, mit der neuen Anlage stelle Mercedes seine Innovationskraft unter Beweis und trage dazu bei, bei wichtigen Rohstoffen unabhängiger zu werden.

Rohstoffe für 50.000 neue Batterien pro Jahr

Bis zu 100 Arbeitsplätze sollen in der Recycling-Fabrik entstehen. Das Unternehmen hat einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, heißt es. Der Bund fördert das Forschungsprojekt mit knapp 17 Millionen Euro.

In Kuppenheim sollen künftig Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt aus alten E-Auto-Batterien wiedergewonnen werden. Damit könnten mehr als 50.000 neue Batteriemodule pro Jahr bestückt werden. Mithilfe von einer Solaranlage und Öko-Strom von außerhalb soll das Werk CO2-neutral produzieren.

Ein Luftbild der neuen Batterie-Recyclingfabrik von Mercedes-Benz in Kuppenheim
Durch die Recycling-Fabrik in Kuppenheim wird Mercedes-Benz nach eigenen Angaben der erste E-Auto-Hersteller weltweit, der den Batterie-Wertstoffkreislauf selbst schließt.

Batterie-Recycling ist aufwendig

Das Recyceln von Batterien ist sehr kompliziert und deshalb auch sehr teuer. Es lässt sich schwer automatisieren, weil es so viele unterschiedliche Größen und Formen gibt. Also werden die Akkus meistens händisch zerlegt. In einem älteren Verfahren wird das Innenleben geschreddert und mit viel Energie und extremer Hitze gekocht. Durch unterschiedliche Schmelzpunkte fließen die verschiedenen Metalle nach und nach raus. Der Recyclinganteil liegt hier bei maximal 70 Prozent.

Eine neuere Variante arbeitet mit Säurebädern, was chemisch hochkompliziert ist. Die Batterie wird in kleinere Teile zerlegt, diese werden dann in Säure gebadet. Hier liegt der Recyclinganteil bei bis zu 96 Prozent. Das will Mercedes-Benz langfristig auch in der neuen Fabrik erreichen.

Blick in die bunt angeleuchtete Fabrikhalle mit vielen Rohren: Batterierecycling - wie hier in Kuppenehim - trage zur von Europa angestrebten größeren Unabhängigkeit bei Rohstoffen bei. Europa sei bei der Kreislaufwirtschaft schon weltweit führend, sagte Bundeskanzler Scholz.
Batterierecycling - wie hier in Kuppenehim - trage zur von Europa angestrebten größeren Unabhängigkeit bei Rohstoffen bei. Europa sei bei der Kreislaufwirtschaft schon weltweit führend, sagte Bundeskanzler Scholz.

Deutsche Unternehmen gehen beim Batterie-Recycling voran

Es gibt bereits einige Anlagen für das Recyceln von E-Auto-Akkus, vor allem in Deutschland. So hat Volkswagen 2021 eine Pilotanlage in Salzgitter gebaut. Der Chemiekonzern BASF hat im vergangenen Jahr eine Recyclinganlage am Standort Schwarzheide in Brandenburg eröffnet. Der Spezialist Primobius, mit dem auch Mercedes zusammenarbeitet, betreibt eine Fabrik in Nordrhein-Westfalen. Die größte Fabrik in Europa hat nach eigenen Angaben eine kanadische Firma bei Magdeburg eröffnet. Dort werden alte Lithium-Ionen-Akkus recycelt.

Beim Thema Batterie-Recycling sind deutsche Unternehmen relativ weit vorne. Das schlägt sich auch in einer Statistik nieder. Von allen Lithium-Ionen-Batterien weltweit werden im Augenblick 24 Prozent in Deutschland wiederverwertet, viel mehr als in Amerika oder Asien.

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Batterie-Recycling momentan noch nicht lukrativ

Bis das Geschäft mit Batterie-Recycling auch lukrativ wird, wird es noch eine ganze Weile dauern. Die Verfahren stehen technisch noch ziemlich am Anfang. Außerdem lohnen sie sich erst bei viel Masse, die es im Moment noch nicht gibt. E-Auto-Akkus sind langlebig. Nach 10 bis 15 Jahren haben sie immer noch etwa 80 Prozent ihrer Kapazität. Das reicht dann nicht mehr für das Auto, aber für andere Anwendungen etwa als Speicher für Solarkraftwerke. Diese Zweitverwendung ist laut Studien wirtschaftlich immer noch sinnvoller als Recycling.

Das bedeutet, dass die Akkus erst dann, wenn ihre Kapazität auf einem sehr niedrigen Stand ist, zur Wiederverwertung kommen. Das wird diversen Analysen zufolge erst ab 2030 soweit sein. Ab dann kommen größere Mengen an alten E-Auto-Batterien auf den Markt. Das Fraunhofer-Institut geht von 420.000 Tonnen in Europa aus. Es werden also momentan Fabriken gebaut und in Forschung investiert, obwohl sich das noch nicht lohnt.

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Dass im Moment viele Firmen diese Art von Fabriken bauen, obwohl sie noch keinen Gewinn abwerfen, liegt auch an Vorgaben, die die EU zur Wiederverwertung von Auto-Batterien gemacht hat. Ab 2031 müssen neue Batterien mit Blick auf ihre recycelten Anteile Quoten erfüllen. Zudem braucht die Industrie in Deutschland die seltenen Rohstoffe aus den Akkus. Nickel, Lithium und Kobalt gibt es hier nicht. Neun von zehn Batterien in Elektroautos hierzulande kommen deshalb aus Asien. Europa importiert jährlich rund 800.000 Tonnen Auto-Batterien.

Die Abhängigkeit von Lithium ist groß, die Rohstoffe sind endlich. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe geht davon aus, dass es bereits Ende des Jahrzehnts zu wenig neues Lithium für E-Auto-Akkus gibt. Grundsätzlich gilt: Es lässt sich keine Schlüsseltechnologie aufbauen, wenn wichtige Bestandteile nicht in ausreichender Menge vorhanden sind. Außerdem spricht für das Recycling, dass dabei viel weniger Treibhausgase freigesetzt werden als beim Gewinnen von neuem Lithium durch Schürfen in Minen.

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