Seit den 1960er Jahren werden in Deutschland Babys bei der Geburt "gescreent". Dabei wird ein Tropfen Blut aus der Ferse des Kindes entnommen und auf unterschiedlichste Krankheiten getestet. Nun arbeiten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am Universitätsklinikum Heidelberg sowie an den Universitäten Heidelberg und Mannheim an einem neuen Screeningangebot. Mit diesem könnte man Babys in Zukunft auf Hunderte Krankheiten testen, sagt Christian Schaaf, Direktor des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Heidelberg. "Das Neugeborenen-Screening ist laut Studien die erfolgreichste Maßnahme, um die Veranlagung für Krankheiten zu erkennen und dadurch Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen", sagt Schaaf.
Flächendeckende Test auch in BW schon umsonst verfügbar
Laut der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) gebe es schon flächendeckend Tests in Deutschland. Aktuell könne man bereits wenige Stunden nach der Geburt seltene, aber schwerwiegenden Krankheiten erkennen. Das Programm ist kostenfrei und gewährleiste auch die direkte Anbindung an lebenswichtige Therapieprogramme, heißt es in einer DGKJ-Mitteilung. Außerdem wolle man das Programm verbessern und effizienter gestalten. Ab dem 13. Januar soll die Zeit zwischen Probenentnahme und der Information der Eltern auf maximal 72 Stunden begrenzt werden.
Mediziner aus BW warnen vor privaten Anbietern
Nach Angaben der DGKJ drängen allerdings private Anbieter in diesen Bereich. Kritik gibt es vor allem an der Kommunikation und Transparenz der Testergebnisse. Sollte eine Krankheit entdeckt werden, können laut DGKJ Stunden über das Überleben des Kindes entscheiden. "Jede Verzögerung der Behandlung erhöht das Risiko schwerwiegender Schädigungen", sagt Georg Hoffmann von der Screening-Kommission der DGKJ.
Heidelberger Screening erfolgsversprechend
Laut dem Nationalem Screeningreport wird bei einem von rund 900 Kindern eine der getesteten 19 Krankheiten entdeckt. Das entspricht etwa 0,1 Prozent. Bei einer amerikanischen Studie wurden mit dem Genomischen Neugeborenen-Screening bei drei Prozent der getesteten Babys ernsthafte gesundheitliche Probleme entdeckt.