Ein Bagger gräbt sich durch einen Müllberg. Plastiksäcke liegen hier neben einem Bügeleisen, einem Absperrgitter oder einem Sonnenhut. Den Müll zu sortieren und zu lagern ist Alltag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Entsorger Alba in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) - und es ist gefährlich.
"Wenn nachts das Telefon klingelt, fragt man sich direkt, ob es um die Firma geht, ob es brennt", sagt der Geschäftsführer von Alba Süd, Michael Stutz. Denn im Müll finden sich immer wieder Handys, E-Zigaretten, Haartrockner oder Bohrmaschinen. Oft enthalten sie Lithium-Ionen-Akkus. Werden diese beschädigt, können sie sich selbst entzünden. "Diese latente Gefahr ist immer da. Das belastet die Mitarbeiter", sagt Stutz.
30 Brände jeden Tag durch Lithium-Ionen-Akkus
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft schätzt, dass es bundesweit jeden Tag zu etwa 30 solcher Brände kommt. Bei jedem zweiten muss die Feuerwehr anrücken. Die Brände können laut Stutz bis zu 1.200 Grad erreichen. "Das ist so heiß wie ein Schweißbrenner." Außerdem komme es zu Explosionen und das Feuer breite sich unheimlich schnell aus.
Am Alba-Standort in Waiblingen kommen jeden Tag bis zu 750 Tonnen Müll an. Damit ist er die größte Entsorgungseinrichtung in Baden-Württemberg. "Diese Mengen an Müll können wir gar nicht händisch durchsuchen", erklärt Stutz. Beim Einsatz von großen Maschinen besteht aber immer die Gefahr, dass diese die Akkus beschädigen. Eine tickende Zeitbombe, wie Stutz bestätigt. Denn sie könnten sich dann jederzeit entzünden.
Letztes Feuer in Waiblingen mit Millionenschaden
Eigentlich gehören die Lithium-Ionen-Akkus oder Geräte, in denen sie verbaut sind, gar nicht in den normalen Hausmüll. Sie müssen auf Wertstoffhöfen entsorgt oder in Geschäften, die entsprechende Geräte verkaufen, abgegeben werden. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Alba halten sich daran jedoch viele Menschen nicht.
In Waiblingen hat es schon zwei Mal wegen Lithium-Ionen-Akkus gebrannt, zuletzt 2022. Das Feuer zerstörte eine Lagerhalle. Das Einzige, was standhielt, war eine sogenannte Brandwand. Sie verhinderte, dass das Feuer auf weitere Hallen übergriff, hat aber seither schwarze Rußspuren. Die Wand sei ein Mahnmal, sagt Stutz.
Der Wiederaufbau hat 2,5 Millionen Euro gekostet. Einen Teil des Geldes hat die Firma in ein neues Brandschutzsystem investiert. Es hat Wasserspeicher, die insgesamt 1.500 Kubikmeter Löschwasser fassen. Das reicht, um 10.000 Badewannen zu füllen - oder eben einen Brand durch Lithium-Ionen-Akkus in Schach zu halten, bis die Feuerwehr vor Ort ist. Außerdem sollen diesen Monat mehrere Wärmebildkameras aufgebaut werden, die bei Temperaturen über 80 Grad einen Alarm auslösen.
Daniel Anand, Sprecher der Branddirektion Stuttgart, erklärt, wie die Feuerwehr Lithium-Ionen-Akkus löscht:
Teurer Brandschutz: Steigen die Müllgebühren?
Stutz ärgert sich über den "laxen Umgang" vieler Menschen mit den Lithium-Ionen-Akkus. "Darunter leiden wir dann hier als Entsorger", sagt er. Es könnte aber auch Auswirkungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher haben. Alba bringt gerade alle seine Standorte auf den neusten Stand der Technik in Sachen Brandschutz. Das koste eine Menge Geld. "Alles, was wir hier tun müssen, wird sich letztendlich auch auf die Müllgebühren auswirken", ist Stutz überzeugt. Irgendwer müsse es schließlich bezahlen.
Landesregierung fordert Einmal-E-Zigaretten-Verbot
Das Landesumweltministerium hat wegen der Brandgefahr nun ein bundesweites Verbot von Einweg-E-Zigaretten gefordert. Gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen hat Baden-Württemberg einen entsprechenden Antrag bei der Bundesregierung eingebracht, der sich auf Einwegprodukte bezieht. Darin sprechen sich die beiden Bundesländer außerdem dafür aus, dass eine Pfandpflicht für lithiumhaltige Batterien und Akkus geprüft werden solle. Stutz unterstützt beide Vorschläge.