Vor 125 Jahren, am 1. Februar 1899 wurde der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Stuttgart von Lina Hähnle gegründet. Zunächst unter dem Namen "Bund für Vogelschutz" (BfV). Dieser ist inzwischen mit seinen mehr als 900.000 Mitgliedern und Fördernden der mitgliederstärkste Umweltverband in Deutschland. Seit Jahren kümmert sich der Verband nicht mehr nur um den Vogelschutz. Es geht inzwischen auch um Artenschwund, Umweltverschmutzung und auch die Folgen intensiver Landwirtschaft.
Zum Jubiläum wünscht sich der NABU Baden-Württemberg mehr Unterstützung von der Politik, Landwirtschaft und Förstern und neue Mitglieder aus der Gesellschaft.
Federn als Schmuck für Damenhüte eine der ersten Kampagnen
Frühe Erfolge feierten die Vogelschützer unter anderem mit dem ersten betreuten Schutzgebiet, der Vogelinsel bei Giengen an der Brenz (Kreis Heidenheim). Bekanntgeworden ist auch eine der ersten erfolgreichen Kampagnen zur Rettung von Silberreihern und Paradiesvögeln, deren prächtige Federn als Schmuck für Damenhüte dienten. Hier setzten die Vogelschützer 1914 ein Jagdverbot in bestimmten Gebieten durch. Neben Vogelinseln und Naturschutzflächen wie den Riedflächen am Federsee betreibt der NABU Naturschutzzentren, er bietet Exkursionen, Projekte und Vorträge an.
Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) wird seit 1971 der "Vogel des Jahres" gekürt. Seither hat die Aktion vom Baum bis zum Höhlentier des Jahres etliche Nachahmer gefunden. Als einen der größten Verbandserfolge sieht der amtierende NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger die Gründungen der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und der NABU International Naturschutzstiftung. Während die eine wertvolle Naturflächen in Deutschland kauft, um sie als Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen dauerhaft zu bewahren, setzt sich die andere im Naturschutz auch über die Grenzen Deutschlands hinaus ein.
"Vogelmutter" Lina Hähnle wusste sich durchzusetzen
Die Industriegattin und sechsfache Mutter Lina Hähnle führte nach der Gründung im Jahr 1899 fast 40 Jahre lang die Geschicke des BfV. 1911 kaufte Hähnle erste Riedflächen am Federsee, um sie vor einer Nutzung zu schützen. Inzwischen ist ein artenreicher Moorwald entstanden. Die "Vogelmutter" wusste sich in einer von Männern dominierten Gesellschaft durchzusetzen. Die Rolle ihres Verbands im Nationalsozialismus bleibt allerdings umstritten und wird derzeit nach Angaben des NABU kritisch aufgearbeitet.
Aus dem "Bund für Vogelschutz" wurde 1966 der Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV). Dieser schloss sich im November 1990 mit dem frisch gegründeten Naturschutzbund der DDR zusammen - zum heutigen NABU.
Werbeaktion mit Damenhüten in Adelskreisen
Die Sorgen und Themen sind größer geworden - doch schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts trommelte der BfV für den Vogelschutz. Mit einer Werbeaktion in Adelskreisen gelang es, fast alle Regierenden des Reiches für den Bund zu werben, an der Spitze die Könige von Württemberg und Sachsen. Es folgten die Monarchen aus Schweden, Rumänien und Bulgarien. Und 1912 wird sogar US-Präsident Woodrow Wilson BfV-Mitglied. Im selben Jahr verhängen die USA ein Einfuhrverbot für Federn wildlebender Vogelarten.
NABU-Präsident dankt Ehrenamtlichen für Arbeit im Naturschutz
Nun feiert der NABU 125. Geburtstag und blickt auf eine wechselvolle Verbandsgeschichte zurück. NABU-Präsident Krüger dankt besonders den Ehrenamtlichen für ihre gemeinnützige Arbeit im Naturschutz. Sie schützen Vögel und Hecken, erhalten Streuobstwiesen und bauen Krötenzäune. Aktuell fokussiert sich der NABU Baden-Württemberg auf eine naturverträgliche Landwirtschaft, mehr Vielfalt in Stadt und Dorf sowie eine naturverträgliche Energiewende.