Das Braunkehlchen ist der Vogel des Jahres 2023. Das haben der NABU und der bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz bekannt gegeben. Wir stellen den Vogel vor.
Singt am liebsten von oben und brütet unten
Das Braunkehlchen hat gern einen guten Überblick. Zum Singen setzt es sich häufig auf einzelne Pfähle, hohe Stauden oder Büsche. Idealerweise stehen diese Aussichtspunkte auf feuchten Wiesen, Brachen oder an Feldrändern. Es liebt zum Beispiel ungemähte Wiesen mit vielen Blüten, wo es ungestört sein Nest am Boden oder in Bodennähe bauen kann.
Lebensräume von Landwirtschaft verdrängt
Brachflächen und Wiesen, wie sie das Braunkehlchen als Lebensraum braucht, werden immer seltener. Das hängt mit der landwirtschaftlichen Nutzung zusammen, viele Flächen wurden bebaut und auch Spaziergänger oder Radfahrer können den Bodenbrüter stören. Auch die Nahrung, die das Braunkehlchen braucht, wird immer knapper. Spinnen, Insekten, Würmer und Beeren stehen auf seinem Speiseplan. Europaweit gilt das Braunkehlchen als stark gefährdet.
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz besonders selten
Das Braunkehlchen bevorzugt weniger dicht besiedelte Gegenden, deshalb lebt es vor allem in Norden und Nordosten Deutschlands. In Baden-Württemberg ist das Braunkehlchen in wenigen Jahrzehnten vom Allerweltsvogel, der häufig war, zum Aussterbe-Kandidaten geworden, teilt der NABU Baden-Württemberg mit.
Von 5.000 Brutpaaren im Jahr 1950 ging der Bestand laut NABU zurück auf rund 200 bis 320. Rund die Hälfte brüte am Federsee (Kreis Biberach), weitere im Südschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb.
In Rheinland-Pfalz findet man den Vogel des Jahres 2023 nach Angaben des NABU zum Beispiel im Westerwald oder in der Eifel.
Clownsgesicht ganz ohne Schminke
Seinen Namen hat der 12 bis 14 Zentimeter große Vogel von dem braun-orangen Gefieder, das sich über Brust und Kehle erstreckt. Doch da die Federn in einem Streifen über den Augen ganz weiß sind, hat das Braunkehlchen noch einen Spitznamen: Wiesenclown.
Wenn ein Feind kommt, versucht es unsichtbar zu werden
Aber das Braunkehlchen kann auch ernst, das zeigt seine Verteidigungsstrategie gegen Fressfeinde. Wenn ein Greifvogel am Himmel auftaucht, nimmt es eine sogenannte Pfahlstellung ein, macht sich ganz steif und versucht so, möglichst unsichtbar zu werden.
Im Moment kann man das Braunkehlchen nicht beobachten
Wer jetzt nach dem Braunkehlchen Ausschau hält, wird kein Glück haben. Das Braunkehlchen ist ein Zugvogel. Der kleine Langstreckenflieger hat sich schon im September auf den Weg gemacht, um den Winter 5.000 Kilometer entfernt, südlich der Sahara zu verbringen.
Zehntausende haben den Vogel des Jahres gewählt
Einen "Vogel des Jahres“ gibt es seit 1971. Seit 2021 findet dazu eine öffentliche Wahl statt, an der jeder teilnehmen kann. In diesem Jahr haben knapp 135.000 Menschen mitgemacht, und fast 60.000 für das Braunkehlchen gestimmt. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Feldsperling und Neuntöter. Ziel der Wahl ist es, Aufmerksamkeit für besonders gefährdete Vogelarten zu wecken.