Heino – der Sänger mit der Sonnenbrille und zahlreichen Liedern hat Geburtstag

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger
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Andrea Mayer
SWR Redakteurin und Moderatorin Andrea Mayer im SWR4 Studio am Mikrophon.
Anne Burzinski
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Das blonde Haar, die schwarze Brille und die markante Stimme machen Heino zum unverwechselbaren Star. Auch im Alter verblüfft der Sänger mit seiner Vielseitigkeit. Nur traurig, dass seine Ehefrau Hannelore kurz vor seinem 85. Geburtstag starb.

Was interessiert Sie am meisten?

Heino und seine Ehefrau Hannelore
Darum ist der Sänger noch heute angesagt
Warum tritt Heino mit Brille auf und zeigt seine Augen nicht?
Darum polarisiert Heino
Welchen Beruf erlernte der Schlagersänger?
Mit dieser Idee gelang der Durchbruch
Dieses Trio sorgte für Heinos Erfolge
"Blau blüht der Enzian" – sein großer Hit
Seine eigenen Fernsehshows wie "Sing mit Heino"
Heinos Rathaus-Café und seine Haselnusstorte
Ist Heino noch aktiv als Sänger?
Heino singt Partylieder wie "Layla" und "Geh mal Bier holen"
Sein Erfolgsrezept brachte ihm Ruhm
Heino im Steckbrief

Heino und seine Ehefrau Hannelore

"Die Liebe ist das Gold des Lebens" hatte Heino vor etlichen Jahren mit seiner Hannelore gesungen. Sie gab ihre eigene Karriere als Sängerin und Schauspielerin auf, um die starke Frau hinter ihm zu sein. Hannelore war seine Ehepartnerin und die Triebfeder seiner Karriere. Sie verstarb im November 2023.

44 Jahre lang waren die beiden verheiratet. Ein schwerer Verlust für den Künstler, der trotzdem weiter auf der Bühne steht. So unter anderem mit seinen Kirchenkonzerten, mit denen er große Erfolge feiert und die auf Initiative von Hannelore zurückgehen. Zum 30. Hochzeitstag hatte sie sich von ihm solch ein Konzert gewünscht – es wurde eine ganze Reihe daraus. 

Plattencover von Heino
1984 erschien eine gemeinsame Langspielplatte mit dem Titel "Die Liebe ist das Gold des Lebens". Daraus wurde "Ich will Dich nie mehr weinen seh’n" als Single ausgekoppelt.

Sänger Heino ist Kult

Ob Volkslied, Schlager oder klassische Werke – im Laufe seiner Karriere hat sich Heino immer wieder neu erfunden und schaffte es so zum Kult-Star. Anfangs hat er für ältere Fans produziert, äußerte er im Gespräch mit SWR4.

Doch 2013 überraschte er mit dem Album "Mit freundlichen Grüßen" und zeigte sich damit von einer völlig ungewohnten Seite. Heino interpretierte rockige Songs von Rammstein oder den Ärzten. Ein Geniestreich, denn mit dieser neuen Stilrichtung konnte er auch ein junges Publikum für sich gewinnen.

Schlagersänger Heino mit schwarzer Sonnenbrille rockt. Denn er trägt eine schwarzer Lederjacke mit Nieten auf den Schultern und trägt einen Totenkopf-Ring.
Sänger Heino coverte Rocksongs von den Ärzten oder Rammstein und trug passend dazu eine Lederjacke.

Der Sänger trat früher ohne Brille auf und zeigte seine Augen

Obwohl er musikalisch immer wieder Neues ausprobierte, blieb er sich optisch weitgehend treu: Seine Fans erkennen ihn seit Jahren an seinen blonden Haaren und der dunklen Sonnenbrille. Diese begann er in den 1970er Jahren wegen seiner Schilddrüsenkrankheit "Morbus Basedow" zu tragen. Die Erkrankung lies seine Augäpfel hervortreten. Seine Augen sind also nicht blind, wie es vermutet wurde. Aus seiner Anfangszeit gibt es auch noch Fotos von Heino ohne Brille.

Sänger Heino sitzt ohne Brille auf einem Geländer. Im Hintergrund sitzen Kinder. Das Foto ist schwarz-weiß, seine blonden Haare sind trotzdem gut zu erkennen, weil sie so hell aussehen.
Schlagersänger Heino ohne Sonnebrille. Das Foto, auf dem man seine Augen sieht, entstand in den 1960er Jahren.
Plattencover Heino
Ein Album, das für Gesprächsstoff sorgte. Keiner hatte damit gerechnet, dass Heino Songs von Pop-, Rock- und Hip-Hop-Ikonen coverte. "Mit freundlichen Grüßen" war das erste Nummer 1-Album seiner Karriere.

Das Phänomen Heino spaltet

Kaum ein Sänger unserer Zeit hat die Gemüter derart bewegt und die Meinungen der Zuhörer so gespalten wie Heino. Er wurde verlacht und verteufelt, Neid und Missgunst begleiteten ihn von seinem ersten Erfolg an. Kritiker forschten nach Erklärungen für das "Phänomen Heino". Weil deutsche Volkslieder zu seinem Repertoire gehören, unterstellen ihm manche immer wieder eine rechte politische Gesinnung.

2011 sorgte Heino für Wirbel, als er seinen "Bambi" aus Protest zurückgab. Der Grund: Der Rapper "Bushido" hatte trotz seiner hassvollen Rap-Songs dieselbe Auszeichnung in der Kategorie "Integration" erhalten. In jüngster Zeit provozierte Heino mit seinen Äußerungen zum Gendern, dem er in drastischen Worten eine glatte Absage erteilte.

Trotz der Musik erlernte er einen anderen Beruf

Schon während der Schulzeit drehte sich bei Heino alles um die Musik und er wollte unbedingt Musiker werden. Die Mutter jedoch redete ihm zu, zunächst etwas "Ordentliches" zu lernen. Dennoch erfüllte sie mit ihren geringen finanziellen Mitteln den sehnlichsten Wunsch des Sohnes und kaufte ihm auf Raten ein Akkordeon, das er auf dem Schulweg in einem Geschäft entdeckt hatte.

1952 begann Heino eine Bäcker- und Konditorenlehre. Nach abgelegter Gesellenprüfung gründete er wenige Jahre später eine eigene Band, mit der er Mitte der 1960er Jahre bei einer Modenschau auftrat. Star des Rahmenprogramms war Ralf Bendix, dem die gewaltige Bariton-Stimme des semmelblonden Jungen namens Heino auffiel. Er nahm ihn unter Vertrag und wurde sein Produzent.

Sänger Heino trägt eine schwarze Sonnebrille und singt Lieder in ein Mikrofon mit Kabel. Zum schwarzen Sakko trägt er eine schwarze schicke Fliege und ein weißes Hemd. Im Hintergrund glitzert die Bühnendeko.
Schlagersänger Heino in jüngeren Jahren bei einem Konzert.

Mit diesem Lied gelingt ihm der Durchbruch als Sänger

In einer Zeit, als Beat-Rhythmen und Rockmusik in den Hitparaden vorherrschten, bewies Ralf Bendix "Mut zur Lücke" und setzte auf eine ganz andere Musikrichtung. Heino sollte Lieder singen, die fast schon vergessen waren und auf deren Wiederbelebung das Publikum scheinbar lange gewartet hatte: Wander- und Volkslieder, Shanties, also der große Schatz der deutschen Folklore – präsentiert im zeitgemäßen Sound. Bendix hatte den richtigen Riecher, denn gleich die erste Single "Jenseits des Tales" fand über 100.000 Käufer.

Sänger Heino ohne Brille – man sieht ihn in jungen Jahren von der Seite mit einer Gitarre vor einem See. Das Foto dienst als Cover des Liedes "Kein schöner Land in dieser Zeit".
Auf seiner ersten LP im Jahr 1967 wurde Heino für das Cover noch ohne Brille abgelichtet. Wie bei vielen weiteren Produktionen sorgten der Botho Lucas-Chor und das Orchester Erich Becht für den musikalischen Background.

Ein Trio sorgt für Heinos Erfolge

Es konsolidierte sich das Team, welches die nächsten Jahre für die Heino-Erfolge verantwortlich zeichnen sollte. Es bestand aus Erich Becht als Arrangeur und Komponist. Wolfgang Neukirchner, der eigentlich Richter in Essen war, schrieb unter dem Pseudonym Adolf von Kleebsattel die Texte und Dr. Karl-Heinz Schwab alias Ralf Bendix war sein Produzent.

Der Hit "Blau blüht der Enzian"

1972 schlug mit einer Neubearbeitung des Volksliedes "Das Schweizermadel" die Geburtsstunde eines weiteren Markenzeichens: Als "Blau blüht der Enzian" wurde das Lied zu einem seiner größten Hits. Der Titel war so populär, dass er sogar den Sprung auf die Kinoleinwand schaffte und 1973 als Titelsong einer der wenigen noch produzierten Schlagerfilme diente. Sechzehn Jahre später brachte er den Enzian als Hip-Hop-Version auf den Markt und konnte damit auch jugendliche Fans für sich gewinnen.

Sänger Heino mit Sonnenbrille in jungen Jahren mit Gitarre in der Hand. Er trägt einen blauen Rollkragenpullover und eine beige Jacke drüber. Das Foto dient als Cover für die Lieder "Blau blüh der Enzian" und "Irgendwann sind alle gleich"
Das Original! Die Single stand im Herbst 1972 15 Wochen lang in den Top Ten der Verkaufscharts und erreichte den 2. Platz.

Die Show "Sing mit Heino" im Fernsehen

"In einer Bar in Mexico", "Die schwarze Barbara", oder "Beim alten Bill in Oklahoma" – in den 1970er Jahren reihte sich Hit an Hit. Viele davon konnte er in über 40 Auftritten in der "ZDF-Hitparade" bei Dieter Thomas Heck vorstellen. 1977 wurde der Sänger selbst Präsentator, als das ZDF mit der Ausstrahlung der Sendereihe "Sing mit Heino" startete. Später moderierte er mit seiner Ehefrau die Volksmusik-Serien "Herzlich willkommen bei Heino und Hannelore" und "Hallo Heino".

Plattencover von Heino
Für die Außenaufnahmen von "Sing' mit Heino" reisten er und sein Stab durch ganz Deutschland an "authentische Drehorte" - von der Nordsee bis in die Alpen. Die Fernseh-Sendungen wurden von entsprechenden LP-Veröffentlichungen begleitet. Ob des großen Erfolges wurden 1979 Folgen für eine zweite Staffel gedreht.

Sein Rathaus-Café und die berühmte Haselnusstorte

1996 eröffnete Heino in Bad Münstereifel in Rheinland-Pfalz sein legendär gewordenes "Rathaus-Café", in dem natürlich seine berühmte Haselnusstorte zu bekommen war. Das Lokal wurde zu einer wahren Pilgerstätte. Zur überregionalen Popularität trug die Radiosendung "Herzliche Grüße aus dem Heino Rathaus-Café" bei, in der Heino und Hannelore Gäste und Freunde aus der Unterhaltungsbranche begrüßten. 2012 wurden die Türen dort für immer geschlossen.

Sänger Heino und seine Ehefrau Hannelore mit Sonnenbrillen vor dem Rathaus-Café: Er trägt ein rotes Hemd mit grauem Sakko drüber. Sie trägt einen rot-gelben Schal über einem schwarzen Oberteil. Sie hält einen Strauß mit weißen Rosen in der einen Hand, mit der anderen Hand umarmt sie Heino und sie gibt ihm ein Küsschen auf die Wange.
Sänger Heino und seine Ehefrau Hannelore 2008 vor Heinos "Rathaus-Cafe" in Bad Münstereifel.

Und Tschüss?

2018 veröffentlichte er die CD "Und Tschüss", bei der auch Hannelore und sein Enkel Sebastian mitwirkten. Aber er dachte nicht daran, sich aus dem Showgeschäft zurückzuziehen, denn er tritt weiterhin auf:

"Solange mir der liebe Gott meine Stimme erhält, werde ich weiter für mein Publikum singen!"

Partylieder wie "Layla" und "Geh mal Bier holen"

2023 startete er sogar ein ganz neues Projekt und nahm sich die größten Hits der Partyszene aus den letzten Jahren vor, darunter "Geh mal Bier holen", "Das rote Pferd" oder "Hulapalu". Sogar vor dem umstrittenen Hit "Layla" hat er nicht Halt gemacht und ihn gecovert.

Eine Dame fast gleichen Namens hatte Heino bereits in den 1970er Jahren besungen. Damals war es "Leila", ein Schlager aus den "Goldenen Zwanzigern", der aber ebenfalls wegen des für damalige Verhältnisse gewagten Textes für Gesprächsstoff sorgte.

Seine Lieder und Alben machten ihn vermögend

Vielseitigkeit war und ist bei Heino Trumpf. Er hat viele musikalische Moden überdauert und ist sich dabei immer selbst treu geblieben. Sein Erfolgsrezept lautet: "Bescheidenheit, Fleiß und nochmals Fleiß".

Unzählige Auszeichnungen jeglicher Art sind der Lohn für über 60 erfolgreiche Jahre im Rampenlicht. Mehr als 1.200 Titel hat er aufgenommen und über 55 Millionen Alben verkauft, die ihm ein Vermögen einbrachten. Der Sänger gehört definitiv zu den großen Schlagerlegenden.

Heino Plattencover Und tschüss
"Musik, das ist mein Leben - vergesst mich nicht, und tschüss" - heißt es im Titelsong seiner letzten CD. Bei den zwölf Songs zieht Heino alle Register: vom NDW-Klassiker über ein spektakuläres Duett mit Wolfgang Petry bis hin zur "Dreigroschenoper". Als Bonus steuert sein Enkel Sebastian Kramm eine Hommage an den Großvater bei und Heinos Ehefrau Hannelore singt in Abwandlung des Hildegard Knef-Klassikers "Für Dich soll’s rote Rosen regnen".
Heino in der Sendung Nachtcafé
Heino wie man ihn kennt: mit blonden Haaren und Sonnenbrille.

Heino im Steckbrief

LebenGeboren am 13.12.1938 in Düsseldorf als Heinz Georg Kramm. Sein Vater, ein Zahnarzt, fiel im Weltkrieg. Seine Mutter arbeitete z.T. als Putzfrau, um ihn und seine Schwester zu ernähren.
EhenIn erster Ehe mit Henriette Heppner, in zweiter Ehe mit Lilo Dahmen, seit 1979 war er mit Hannelore von Auersperg verheiratet. Sohn Uwe stammt aus der ersten Ehe. 1968 wurde er Vater seiner unehelichen Tochter Petra, die sich 2003 das Leben nahm.
KritikHeino erfuhr als Sänger Kritik, als er z.B. alle drei Strophen des Deutschlandliedes auf einer Platte aufnahm ("Lieder aller Deutschen"). Der SPIEGEL bescheinigte ihm ein "blankgeputztes völkisches Image", während Heino in der ZEIT sagte, dass er "nie Gedanken an politische Dinge verschwendet."
ParodieDas markante Äußere von Heino war Anlass für viele Parodien (Otto Waalkes in "Otto – Der Film"). Otto Hähnel trat als Heino-Doppelgänger und "Der wahre Heino" auf und zog sich dafür eine Unterlassungsklage des Sängers zu.
HundeliebhaberPudel waren seine Leidenschaft, bevor er später zusammen mit einem Freund eine Schäferhund-Zucht betrieb.
SportDem Fußball gilt bis heute sein Interesse. In den 1970er Jahren machte er eine Zeitlang Karate. 
Literatur"Und sie lieben mich doch" (Autobiographie)
"Mein Weg" (Autobiographie)
"Mit süßen Grüßen – Das verboten gute Backbuch"

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