Platz 8 (25 Punkte)

Gaea Schoeters: Trophäe

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Nature Writing der speziellen Art: Die Zeit der Safaris in Afrika, der Großwildjäger und Trophäensammler, sollte eigentlich vorüber sein. Ist sie aber selbstverständlich nicht. Die flämische Autorin Gaea Schoeters hat ins Zentrum ihres neuen Romans einen Typus gestellt, der ein Anachronismus ist: Hunter, ein reicher Amerikaner und passionierter Jäger. Endlich bekommt er über einen Freund namens Van Heeren ein Angebot, auf das er schon lange gewartet hat: den Abschuss eines Nashorns.

Also gehen die beiden auf die Pirsch, verfolgen die Spur des Nashorns, stets in der Angst, nicht aus Versehen das falsche Tier zu treffen, ein junges Männchen etwa, das für die Population der Tiere wichtig sein könnte, denn auf keinen Fall will man Umweltaktivisten Argumente für ein komplettes Jagdverbot an die Hand geben. Doch im Grunde genommen interessieren Hunter weder das Land, auf dem er steht, noch die Menschen, die es bevölkern: „Hunter mag Afrika nicht. Für ihn ist Afrika ein großes Naturreservat, von Gott geschaffen, um ihm Freude zu bereiten; dass dort auch Menschen leben, hat er nie wirklich realisiert. Afrika ist sein Vergnügungspark, sein Jagdgebiet. Mehr nicht.“

Die Jagd nach dem Nashorn schlägt fehl, weil den Jägern einheimische Wilderer in die Quere kommen, und ab diesem Augenblick nimmt die Geschichte eine neue, weitaus erschreckendere Wendung. Nicht ohne Grund hat Gaea Schoeters ihrem Buch ein Zitat aus Joseph Conrads „Das Herz der Finsternis“ vorangestellt.

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Autor/in
SWR