Schwarz auf Weiß ist in diesem ungewöhnlichen Buch nichts: Die Seiten von Maren Kames‘ nächtlichem Gesang sind schwarz, die Schrift ist weiß. Eine Entscheidung, die die Stimmung des Textes zugleich grundiert, aber auch spiegelt.
Das weibliche Ich, das hier spricht leidet und springt in seinen Assoziationen, Stimmungen, Perspektiven und Sprechweisen scheinbar willkürlich hin und her: „in meinen gloriöseren tagen bin ich ziemlich /lunar gewesen“, so heißt es gleich zu Beginn; in der Fußnote legt die Autorin dann ihre Quelle offen, eine Textzeile aus einem Song der britischen Sängerin Annie Lennox.
Kames kennt keine Genregrenzen und erst recht keine Unterscheidung zwischen Hoch- und Populärkultur. Sogar Helene Fischer bekommt einen Auftritt. Aber eben auch Friedrich Schiller.
„Luna Luna“ ist der Abgesang auf eine Liebe, in der sich die Stimmen zusammenfinden, vereinen, um dann wieder auseinanderzustreben und neuen Anschluss zu finden. Bilder, Buchstaben, Gedanken purzeln raffiniert orchestriert und aufwendig gestaltet über die Seiten.
Kalkuliert spielt Kames mit der Überflutung an Eindrücken und partikularem Wissen in unseren Gehirnen. Sie nutzt den riesigen Bestand als Steinbruch, aus dem sie ein mal sehnsuchtsvolles, mal wütendes Sprechen generiert.
„Luna Luna“ funkelt aus der Dunkelheit heraus wie die Sterne in einer schwarzen Nacht.