Im hessischen Hanau wird an den rassistischen Anschlag vor vier Jahren erinnert. Die Demonstration vom vergangenen Samstag habe das Gefühl vermittelt, es sei „ein Funke übergesprungen“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky mit Blick auf die bundesweiten Kundgebungen gegen Rechtsextremismus in SWR2.
Am 19. Februar 2020 erschoss ein 43jähriger neun Menschen mit migrantischen Wurzeln, anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Der Jahrestag selbst sei in Hanau geprägt von stillem Gedenken, so Kaminsky.
Gerade angesichts der zuletzt stattgefundenen Demonstrationen halte man aber den heutigen Jahrestag eher für geeignet, um der Opfer still zu gedenken.
In Hanau leben seit Jahrhunderten Menschen unterschiedlicher Nationalität und Kultur zusammen
Natürlich steckten der Stadt der Stadtgesellschaft die Ereignisse vom 19. Februar 2020 „immer noch in den Knochen“, so Kaminsky im SWR2–Interview weiter.
In Hanau hätten seit Jahrhunderten „Menschen unterschiedlicher Nationalität, kultureller, religiöser Hintergründe nicht immer einfach, nicht immer konfliktfrei, aber doch friedvoll und respektvoll“ zusammengelebt.
Deswegen habe die Tat Hanau besonders schockiert; man habe gedacht, dass die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis in Hanau geringer sei als anderswo. Aber, so Kaminsky wörtlich: „Wir wurden eines furchtbaren Besseren belehrt.“
Der rechtsterroristische Anschlag in Hanau
Buchkritik Explizit und zu Tränen rührend – Überlebender schreibt über Anschlag in Hanau
Seinen jüngeren Bruder Said Nesar verliert Said Etris Hashemi bei dem rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020. Er selbst überlebt nur knapp, aber das Attentat verändert sein Leben. Darüber und über die Folgen schreibt er in seinem ergreifenden Buch „Der Tag, an dem ich sterben sollte“.
Vier Jahre nach dem Anschlag Mein Bruder, das Mordopfer – Çetin Gültekin über sein Buch zu den Morden in Hanau
Çetin Gültekin hat ein Buch über seinen Bruder Gökhan geschrieben, der bei der rassistischen Mordserie von Hanau im Februar 2020 unter den Opfern war. Im Gespräch mit SWR2 beklagt er, dass die Behörden die Angehörigen der Opfer damals nicht informiert hatten und zeigt sich skeptisch, ob Deutschland Lehren gezogen hat aus dem Geschehen.