Nach dem Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stellt sich die Frage, wie gute und erfolgreiche Diplomatie funktioniert.
Es sind gerade politisch schwierige Zeiten. Und damit nicht unbedacht ein Strohfeuer zum Flächenbrand wird, ist diplomatisches Geschick gefragt. Aber was heißt das eigentlich "diplomatisch" zu sein? Beim berüchtigten Gipfeltreffen Trump-Selenskyj in Washington lief jedenfalls einiges nicht nach den Regeln der Diplomatie.
"Da sind mehrere Dinge nicht so umgesetzt worden, wie das durch die Geschichte und eigentlich auch in der politischen Praxis der Staaten die Regel ist", analysiert Politikwissenschaftler Prof. Manuel Fröhlich von der Uni Trier die Konfrontation im Weißen Haus.
Direkte Anklage vermeiden
In der Diplomatie vermeide man die direkte Anklage und die eskalierende Kritik sowie auch die Emotionalisierung oder setze sie nur sehr, sehr sparsam ein. "Das ist hier alles so nicht passiert", erklärt Prof. Fröhlich vom Masterstudiengang Internationale Beziehungen und Diplomatie.
Man begegnet sich immer wieder neu
"Es kann durchaus mal sinnvoll sein, auf den Tisch zu hauen, auch Emotionen reinzubringen", sagt Fröhlich. Der Experte verweist aber gleichzeitig darauf, dass es in der Diplomatie auch um Gesichtswahrung gehe. "In der Diplomatie geht man davon aus, dass man auch das Interesse hat, dass das Gegenüber nicht verletzt oder sogar zerstört aus einem Gespräch herausgeht." Eine zentrale Einsicht der Diplomatie sei, dass man mit dem Gegenüber immer wieder auch in anderen Zusammenhängen zu tun haben werde. Eskalation sei eigentlich immer der Wegweiser in eine Sackgasse, so Fröhlich.
In den Uni-Seminaren zum Thema Diplomatie, sagten Studierende über das neu Gelernte öfter mal, 'oh, das kann ich ja eigentlich mal Einsetzen beim nächsten Gespräch in der WG'. Bei allen Unterschieden der politischen Diplomatie zum Alltagsleben gebe es durchaus ein paar Regeln der Gesprächsführung, die man übernehmen könne, erklärt Fröhlich. "Vor allen Dingen auch diese Empathiefähigkeit, auf die die Diplomatie angewiesen ist. Dass ich eben nicht nur über mich und meine Beweggründe Bescheid wissen muss, sondern auch über die des Gegenübers und damit über den Handlungsspielraum des Gegenübers."