Bibelstellen und Texte von Kirchenliedern auswendig lernen, Unterricht mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin wie in der Schule – das war einmal. Die Vorbereitung von Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren auf die Konfirmation in der evangelischen Kirche geht in vielen Kirchengemeinden inzwischen ganz andere Wege. Trotzdem werden im „Konfi-Unterricht“ oder der „Konfi-Zeit“ auch die Grundlagen vermittelt, müssen in der Regel zum Beispiel das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis oder die Zehn Gebote gelernt werden.
Angebot mit der größten Reichweite in der evangelischen Kirche
Weder mit Gottesdiensten noch mit Bibelabenden oder anderen Veranstaltungen erreicht die evangelische Kirche eine höhere Quote eines Altersjahrgangs als mit der Vorbereitung auf die Konfirmation. In manchen Kirchengemeinden werden nicht nur die Jugendlichen beteiligt, sondern auch deren Eltern und Geschwister. Durchschnittlich 80 Prozent der evangelischen Jugendlichen nehmen an der Vorbereitung auf die Konfirmation teil und lassen sich konfirmieren. Bundesweit sind rund 50.000 Menschen ehrenamtlich an der Konfi-Zeit beteiligt.
Studie zur Konfirmationsarbeit belegt inhaltliches Interesse
Im Sommer wird die dritte große Studie zur Konfirmationsarbeit veröffentlicht (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten: i-konf Forschungsprojekt). Die Studie belege, dass die Konfirmation nach wie vor ein „Erfolgsmodell der evangelischen Kirche“ sei, sagt Wolfgang Ilg im SWR1-Interview.
Er ist Professor für Jugendarbeit und Gemeindepädagogik an der Evangelischen Hochschule in Ludwigsburg und er ist mit verantwortlich für die aktuelle Studie zur Konfirmation. Jugendliche ließen sich vor allem konfirmieren, weil es eine entsprechende Familientradition gibt. Dazu komme das Interesse an den Geschenken. Am wichtigsten sei den Jugendlichen aber die Auseinandersetzung mit inhaltlichen Fragen des Glaubens, so Wolfgang Ilg.
Fragen aus der Lebenswelt der Jugendlichen ernstnehmen
Inzwischen würden in der Vorbereitung auf die Konfirmation vor allem Fragen behandelt, die mitten aus der Lebenswelt der jungen Menschen kommen, sagt Ilg. Was bin ich wert? Wie entsteht Freundschaft? Aber auch menschliche Grundfragen wie: was kommt nach dem Tod oder was ist der Sinn des Lebens würden behandelt. Und das seien „alles Fragen, die, wenn es gut läuft in der Konfi-Zeit, bearbeitet werden können im Dialog mit den Jugendlichen“. Dazu gehörten laut Ilg auch ganz konkrete Erlebnisse. Bei einem Besuch auf dem Friedhof könnten zum Beispiel Fragen nach Leben und Tod besprochen werden.
Konfirmation – Zeichen des Erwachsenwerdens
In der Zeit zwischen der Vorbereitung auf Ostern und dem Pfingstfest lassen sich in Deutschland tausende evangelische Jugendliche konfirmieren und bekennen sich so zum christlichen Glauben. Die Konfirmation gilt dabei als „Bekräftigung“ (lateinisch: confirmatio) der Taufe, die die meisten der Jugendlichen als Kleinkind empfangen haben. Viele Kirchengemeinden bieten zusätzlich zu wöchentlichen Treffen Konfi-Freizeiten an, bei denen Jugendliche für eine oder zwei Wochen miteinander wegfahren und sich mit Fragen des Glaubens beschäftigen.
Ungefähr sechs Prozent der Jugendlichen, die an der Konfirmationsvorbereitung teilnehmen, sind ungetauft und lassen sich erst im Verlauf der Vorbereitung taufen. Sie kommen meist aus religions- oder kirchenfernen Familien. Allein in Baden-Württemberg sind das mehr als 1.000 Jugendliche. „Erstaunlicherweise“, sagt Professor Wolfgang Ilg im SWR1-Interview, „ sind es diejenigen am Schluss, die ein besonders starkes Interesse daran haben, auch weiter der Kirche verbunden zu bleiben“. Es handele sich um einen „Zugang zur Kirche, wie man ihn sonst in keinem Lebensalter … hat“, schließt Ilg. Ähnlich wie in der katholischen Kirche das Sakrament der Firmung ist die Konfirmation ein Zeichen für das Erwachsenwerden der Jugendlichen im christlichen Glauben. Sie werden durch die Firmung vollwertige Mitglieder der Kirchengemeinde und religionsmündig.