Wir haben mit Franziska Klemm darüber gesprochen. Sie ist Psychologin im Fachbereich Prävention der Kaufmännischen Krankenkasse.
Schönheitstrends schaden dem Selbstbild
SWR1: Wie gefährlich sind solche Bilder und Trends auf Social Media für das eigene Körperbild?
Franziska Klemm: Das sind ja diese vermeintlich perfekten Körper, die uns gespiegelt werden, und die Realität sieht einfach anders aus. Es kommt ein bisschen darauf an, wie ich damit umgehe. Entweder betrachte ich das wie Kunst, oder ich nehme das zu Herzen und denke, so muss ich auch aussehen.
Dann ist das natürlich schädlich dafür, wie ich mich selber sehe. Das kann dazu führen, dass ich unzufrieden mit mir selber bin und mich einfach selber nicht als schön empfinde und dadurch entsteht auch Leiden.
Problematische Schönheitstrends auf Social Media Kundschaft für Schönheits-OPs wird immer jünger
Das Geschäft mit Schönheits-OPs boomt und die Kundschaft wird immer jünger. Grund dafür sind besonders die Schönheitstrends, die im Internet und auf Social Media zu finden sind.
Social Media kann Jugendliche stressen
SWR1: Was sind erste Anzeichen dafür, dass das zum Problem werden könnte?
Klemm: Wenn ein junger Mensch sehr viel Zeit auf sozialen Medien verbringt, man auch merkt, dass er sich intensiv mit diesen Trends beschäftigt, auf das Essen vermehrt achtet oder Sport anders macht als vorher. Das ist grundsätzlich nicht unbedingt zwingend alarmierend.
Aber gerade, wenn man merkt, dass das Stress auslöst und Unzufriedenheit. Woran man es eigentlich eher erkennt, ist wirklich diese Traurigkeit oder auch die Verbissenheit und der Stress. Ich denke, da kennt jeder seinen jungen Menschen zu Hause auch ganz gut, um erkennen zu können, wo Warnsignale sind – nicht nur in Bezug auf Schönheitstrends, sondern insgesamt.
Umgang mit sozialen Medien lernen
SWR1: Wie lässt sich das Selbstwertgefühl stärken?
Klemm: Reelle Kontakte im echten Leben sind immer noch das, was den jungen Menschen das beste Feedback gibt und eben auch verschiedene Hobbys. Also unterschiedliche Quellen zu haben, sowohl für Zufriedenheit, als auch für die eigene Entwicklung. Und gerade in Bezug auf die Medien – nicht nur zwingend auf die sozialen Medien, sondern auch auf alle Medien – ein bisschen zu lernen, wie entstehen sie denn überhaupt?
Das ist eben das Problem, was durch die sozialen Medien entsteht. Es wirkt so echt, es wirkt so real. Es wirkt so, als hat da jemand mal ganz kurz sein Handy gezückt und einen Schnappschuss gemacht, und da stecken aber teilweise wochenlang Produktionen dahinter, um so etwas zu planen, zu shooten, und professionelle Fotografen – das ist eine ganze Industrie.
Es ist wichtig, dass das den Jugendlichen vermittelt wird, dass es natürlich einen Freundeskreis in den sozialen Medien gibt, mit dem man auch das, was man in echt erlebt hat, digital teilen kann. Und, dass es aber auf der anderen Seite diese Industrie gibt.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.