Manchen Menschen scheint es ganz leicht zu fallen, gut anzukommen. Andere finden wir auf Anhieb unsympathisch, noch bevor wir sie richtig kennengelernt haben. Woher kommt das? Und wie können wir an uns arbeiten? Das erklärt Wirtschaftspsychologin und Persönlichkeitstrainerin Ann-Kathrin Reuter. Sie betreibt den Instagram-Kanal Frau Propeller, auf dem sie Tipps zur Persönlichkeitsentwicklung gibt.
Sympathie spüren wir schon bei der ersten Begegnung
SWR1: Was bemerken wir an einem anderen Menschen bei der ersten Begegnung?
Ann-Kathrin Reuter: Aus meiner Sicht bemerken wir zuerst, in welcher Stimmung sich die andere Person gerade befindet, also welche Ausstrahlung die andere Person hat. Ob wir ihr vertrauen können, ob sie sympathisch ist oder eben auch nicht.
Drei Faktoren für einen guten ersten Eindruck
SWR1: Was kann man tun, um einen ersten guten Eindruck zu machen?
Reuter: Ich denke, es gibt im Groben drei Faktoren, wie du deinen Erfolg vom Zufall befreien kannst. Ganz wichtig ist es, dem anderen zu signalisieren, "Hey, ich bin dein Freund, kein Feind". Deshalb betreten zum Beispiel Moderatoren breit grinsend und winkend die Bühne. Es zeigt einfach, wenn wir unsere Handinnenflächen zeigen, bedeutet das, "Hey, ich komme ohne Waffen, du kannst mir vertrauen". Das ist schon mal ganz wichtig.
Und dann auch dieses einladende Lächeln. Wir mögen Menschen, die lächeln und die lachen. Das gibt uns einfach ein gutes Gefühl. Aber auch der Blickkontakt ist entscheidend. Es heißt ja nicht umsonst Kontakt. Hat man wirklich Kontakt oder eben nicht?
Letzter Punkt: die offene Körperhaltung und auch die Energie, die man in den Raum gibt. Ich frage mich immer selbst erst, ob ich die Person bin, die auf die andere Person zuerst zugeht, ob ich die erste Person bin, die die Hand reicht. Das sind ganz entscheidende Faktoren, die extrem sympathisch machen.
Äußerliches Auftreten wirkt unterbewusst
SWR1: Wie wichtig ist das Äußere?
Reuter: Das ist ein Faktor, denn auch wir möchten zu Gruppen dazugehören. Wenn eine andere Person beispielsweise den gleichen Kleidungsstil hat, fühlen wir uns der Person auf jeden Fall schon mal verbunden, weil es unterbewusst signalisiert, "Hey, du gehörst in meine Gruppe". Und, ob man auch ein gepflegtes Äußeres hat und so weiter, das spielt tatsächlich eine unterbewusste Rolle.
Darum wirken manche Menschen sympathischer
SWR1: Es gibt auch Menschen, die betreten einen Raum und man hat das Gefühl, wow, irgendwie hat diese Person etwas Besonderes. Was haben diese Menschen an sich, was andere vielleicht nicht haben?
Reuter: Das ist auf jeden Fall diese innere Selbstsicherheit. Diese Personen wissen einfach ganz genau, wer sie sind und was sie können. Sie kennen ihren Wert, ihre Stärken und haben einfach Klarheit über ihre Ziele. Wenn man diese Menschen trifft, dann bemerkt man einfach, dass sie komplett präsent sind und das macht sie am Ende so anziehend.
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So lässt sich Antipathie überwinden
SWR1: Man sieht jemanden, und mag ihn auf Anhieb nicht. Lässt sich so eine Antipathie oder Voreingenommenheit überwinden?
Reuter: Auf jeden Fall. Da gehört natürlich eine ordentliche Portion Selbstreflexion dazu. Frag dich am besten selbst, warum du die Person gerade unsympathisch findest. Könnte es an einer Ähnlichkeit zu jemandem anderen liegen, mit dem du schlechte Erfahrungen gemacht hast?
Überprüfe deine Vorurteile. Versuche, die Person besser kennenzulernen, Offenheit zu zeigen, vielleicht sogar auch mal das Gespräch zu suchen und vor allem, dich auf das Positive zu konzentrieren. Also nicht so sehr in diesem Raster zu sein und zu sagen, "Eigentlich mag ich die Person nicht", sondern "was kann ich denn an der anderen Person mögen?"
Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit steigern
SWR1: Zu Ihnen als Persönlichkeitstrainerin kommen Menschen, die sich verändern wollen. Was wünschen sich die meisten?
Reuter: Die meisten Menschen, die zu mir kommen, haben den Wunsch, sich in ihrem Leben einfach strahlender, selbstbestimmter und wohler zu fühlen. Es geht im ersten Schritt darum, ins Innere zu schauen und um die Stärkung des Selbstwertgefühls. Im zweiten Schritt geht es erst darum, nach Außen zu schauen. Wie kann ich mich jetzt besser, sympathischer und selbstsicherer präsentieren und so andere Menschen von mir begeistern?