Zu ihnen gehören auch Marvin Seul aus Lahnstein, Dirk Boretzki aus Eitelborn und Joachim Böning aus Koblenz. Sie sind Mitglieder des THW-Ortsverbandes Lahnstein und haben in der Ahrtal-Flutnacht fast 40 Menschenleben gerettet — darunter vier Kleinkinder und ein Baby. Wir haben mit Joachim Böning über die Erlebnisse der Flutnacht gesprochen.
SWR1: Auch beim THW rettet man nicht jeden Tag Leben. Gab es da einen Moment, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Joachim Böning: Oh ja, das kann man sagen. Was mir tatsächlich extrem im Gedächtnis geblieben ist, wie wir dann ins Wasser hereingefahren sind, ist die Strömungsgeschwindigkeit von dem Wasser, obwohl es "nur" knietief war und die Lautstärke sowie der Geruch. Man sieht die Leute am Fenster stehen und die Hilflosigkeit, die sich in ihren Gesichtern spiegelt. Das hält keiner für möglich, (...) dass bei ihnen vor den Türen schon Wasser steht. Das war sehr beeindruckend und hat sich festgebrannt.
SWR1: Was für ein Geruch war das?
Böning: Eine Mischung aus Heizöl und Kanalisation. Also das, was man eigentlich gar nicht riechen will, aber ich hab es heute noch der Nase.
SWR1: Hatten Sie in solchen Momenten auch mal Angst?
Böning: Nein. Man hat ein mulmiges Gefühl, aber man ist so unter Adrenalin, weil man als Einsatzkraft etwas tun will, auch mit den Kameraden. Wir waren in ständiger Kommunikation und haben gesagt, wenn irgendwer von uns ein schlechtes Bauchgefühl bekommt, fahren wir sofort wieder raus.
SWR1: Das sind harte Einsätze, mental belastend auch für gut ausgebildete und super engagierte Leute. Haben Sie das alles gut verkraftet am Ende oder ist da auch irgendwas, was Sie nicht loslässt?
Böning: Wir haben das schon gut verkraftet. Wir kriegen vom THW eine sehr, sehr gute Betreuung, das muss man dazu sagen. Bei mir persönlich ist es so, wenn es stark regnet und es laut wird, dann merke ich schon, dass ich wieder zurück in der Einsatznacht bin. Und spannender Weise — das ist aber eher eine witzige Anekdote an der Ecke — bin ich, wenn ich Gummibärchen sehe, auch immer im Ahrtal, weil unser erster Bereitstellungsraum in Grafschaft bei der Firma Haribo war. Das war unser Anlaufpunkt am Morgen nach der Flut.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.