Er ist Studiengangsleiter des ausbildungsintegrierenden Studiengangs Physiotherapie an der SRH Hochschule in Karlsruhe.
SWR1: Sie sagen, Sport und körperliche Bewegung sei eine gute Vorbeugung gegen Schlaganfall. Inwiefern lässt sich das in Zahlen ausdrücken?
Prof. Dr. Tobias Erhardt: Es gibt eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation, die sagt, pro Woche mindestens 150 bis 300 Minuten moderate Ausdauerbelastung oder 75 bis 150 Minuten intensivere körperliche Belastung haben einen enormen Effekt. Und wenn man sich generell die Effekte von Bewegung anguckt, dann sind die unglaublich vielfältig, unter anderem auch zur Prävention von Schlaganfällen.
SWR1: Ist es da völlig egal, wie man sich bewegt oder körperlich betätigt?
Erhardt: Ja, am besten, Sie bringen einfach Bewegung in Ihren Alltag. Steigen Sie Treppen, statt den Fahrstuhl zu nutzen, fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit, wenn möglich. Gehen Sie kurze Strecken zu Fuß anstatt mit dem Auto zu fahren. Oder Sie gehen noch eine Stufe weiter und bauen regelmäßige Spaziergänge, das Walken, das Wandern, das Joggen, das Radfahren in Ihren Alltag mit ein.
Runter von der Couch Trainingstipps für die kalte Jahreszeit
Ungünstige Trainingsbedingungen: Draußen ist es ungemütlich kalt, nass und dunkel. Kein Grund, um auf der Couch liegen zu bleiben, meint der SWR1 Fitmacher Boris Burgmer.
SWR1: Was macht denn den Sport, die Bewegung zu so einer guten Schlaganfall-Vorbeugung? Ist das die verbesserte Durchblutung?
Erhardt: Es gibt sehr vielfältige Effekte und die sind auch alle evidenzbasiert. Das heißt, man hat eine Wirksamkeit nachgewiesen, zum Beispiel, dass regelmäßige Bewegung das Herz-Kreislauf-System stärkt. Es ist eine wunderbare Prävention und Therapie gegen Übergewicht, es erhöht die Fettverbrennung und es gibt sogar Auswirkungen auf den Bewegungsapparat, das heißt, es gibt eine Stabilisierung des Muskel- und Skelettsystems.
Das Immunsystem profitiert davon, die Atemwege profitieren, es wird Stress abgebaut, das heißt, Stresshormone wie beispielsweise Adrenalin werden reduziert. Sogar kognitive Effekte, das Denken profitiert davon, die Leistungsfähigkeit des Gehirns wird besser und letztendlich profitiert auch die Psyche, weil mehr Glückshormone wie zum Beispiel Serotonin oder Dopamin ausgeschüttet werden.
SWR1: Und wenn es jetzt bereits einen Schlaganfall gegeben hat, sagen Sie, kann gezielte Physiotherapie sehr gut helfen.
Erhardt: Unbedingt! Also es gibt inzwischen auch ganz spezielle Therapieformen. Ich denke beispielsweise an eine Roboter-orientierte Therapie oder an eine Gang-Rehabilitation für Menschen, die in der Bewegungsfähigkeit beim Gehen eingeschränkt sind. Auch ganz spezifisch ausgerichtete Therapien wie beispielsweise die Spiegeltherapie sind im Anschluss an einen Schlaganfall unverzichtbar.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.