Risikowarnung aus dem Blut
Der Fettstoffwechsel hängt sehr eng mit dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Stichwort ist das lebenswichtige Blutfett Cholesterin: eine Fettsubstanz, die im Blut zirkuliert. Durch einen Bluttest wird der Cholesterinspiegel ermittelt. Dabei wird zwischen dem LDL- und dem HDL-Cholesterin unterschieden.
LDL-Cholesterin wird häufig auch als "schlechtes Cholesterin" bezeichnet. Ist auf Dauer eine erhöhte Menge an LDL-Cholesterin im Blut, lagert es sich an unseren Gefäßwänden ab. Diesen Vorgang nennt man auch Atherosklerose, Arterienverkalkung im Volksmund. Sie kann zu einem Gefäßverschluss führen. Dadurch erhöht sich das Schlaganfallrisiko.
HDL-Cholesterin ist auch als "gutes Cholesterin" oder "Hab-Dich-Lieb"-Cholesterin bekannt, da es dabei hilft, das schlechte Cholesterin aus Ihren Blutzellen zurück zur Leber zur transportieren, wo es verarbeitet und aus dem Körper entfernt werden kann.
Gesunde Ernährung beugt hohem Cholesterinspiegel vor
Für Dr. med. Marlena Schnieder von der Uniklinik Göttingen ist ein hoher Cholesterinspiegel tückisch. Denn die erhöhten Werte schmerzen nicht und werden dadurch möglicherweise lange nicht erkannt. "Hohes Cholesterin tut nicht weh" – Das ist auch das diesjährige Motto des bundesweiten "Tag gegen den Schlaganfall" am 10. Mai 2023. Weitere Informationen dazu gibt es bei der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe.
Im Slogan heißt es: "Blutfette messen – Gefäße schonen!" Denn: Um schlechte Cholesterinwerte als Risikofaktor rechtzeitig zu erkennen, kann ein Bluttest gemacht werden. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt mit zunehmendem Alter. Doch auch die Fallzahlen von Schlaganfällen bei Menschen unter 55 Jahren steigen.
Alle Fachgesellschaften raten, bei hohen LDL-Cholesterinwerten an erster Stelle den Lebensstil anzupassen. Denn trotz genetischer Vorbelastung ist ein gesunder Lebensstil immer grundlegend für die Behandlung eines zu hohen Cholesterinspiegels und anderer Risikofaktoren.
Dazu gehören eine angepasste Ernährung sowie das Vermeiden oder die Reduktion von Übergewicht. Schwerpunkt sollte auf Obst, Gemüse und Fisch liegen, nach dem Vorbild der Mittelmeerküche. Marlena Schnieder empfiehlt Nüsse als Fettlieferanten und Olivenöl statt Butter.
Eier galten lange als "Cholesterin-Sünde". Wichtiger ist, welche Nahrungsfette insgesamt in welchem Maße verzehrt werden. Doch gerade Personen, bei denen der Cholesterinspiegel bereits krankhaft erhöht ist, sollten ihre Ernährung ärztlich abklären lassen. Denn dann könnten auch Eier einen negativen Einfluss haben.
Ausreichend Bewegung als Schlüsselfaktor
Vielen Studien zeigen, dass Rauchende ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko für einen Schlaganfall haben wie Nicht-Rauchende. Aber: Durch einen Rauchstopp sinkt das Schlaganfall-Risiko innerhalb von fünf Jahren auf das Niveau eines Nichtrauchenden.
Um dem Risiko eines Schlaganfalls vorzubeugen, ist außerdem Sport ein wesentlicher Faktor.
Auch beim Thema Schlaganfall gilt: Ein gesundes Leben und ein angepasster Lebensstil lohnen sich. Das zeigen auch die Ergebnisse einer Studie aus den USA. Das Team um Prof. Myriam Fornage vom Health Science Center Houston zeigte im Oktober 2022 Resultate einer Langzeitbeobachtung von mehr als 11.000 Probandinnen und Probanden. Die Teilnehmenden konnten ihr Schlaganfall-Risiko trotz erblicher Vorbelastung durch einen entsprechenden Lebensstil deutlich senken.
Neben den bereits genannten Punkten waren darin zudem Blutdruck und Blutzucker als beeinflussbare Faktoren genannt. Das Ergebnis: Optimal eingestellt, minimierten die Teilnehmenden den Effekt eines hohen genetischen Risikos und gewannen bis zu sechs Lebensjahre ohne Schlaganfall.
Score-Systeme zur Bestimmung des Gesamtrisikos
Um das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, beurteilen zu können, gibt es für Ärzt*innen die Möglichkeit, dieses mittels eines Score-Systems zu ermitteln. Hier gibt es unter anderem Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie oder neue SCORE-Deutschland-Tabellen für die Primärprävention, auf die medizinisches Fachpersonal zurückgreifen kann.
Gerade bei höheren Cholesterinwerten reichen diese Maßnahmen oft nicht, um die LDL-Cholesterin-Werte ausreichend stark zu senken. Dann kommen cholesterinsenkende Medikamente zum Einsatz.
Einfluss der LDL-Cholesterinsenkung durch Statine
Statine sind bei einem zu hohen LDL-Spiegel Cholesterinsenker der ersten Wahl. Sie hemmen die körpereigene Bildung von Cholesterin Die Folge: Die Cholesterinmenge im Blut sinkt. Statine senken nicht nur den Cholesterinspiegel, sie wirken auch entzündungshemmend und können gefährliche Ablagerungen in den Gefäßen (Plaques) stabilisieren.
Die Statine senken aber nicht nur die LDL-Cholesterinspiegel, sondern sie vermindern das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Analyse von über 170.000 in zufällig ausgewählte Statin-Studien eingeschlossenen Personen ergab, dass durch die Absenkung des LDL-Cholesterins im Blut das Risiko für schwerwiegende Herzkreislaufereignisse um ca. 25 Prozent pro Jahr reduziert wurden.
Die Einnahme von Statinen gilt auch über viele Jahre hinweg als sicher. Seltene Nebenwirkungen sind Muskelschmerzen.
Alternativen zu Statinen
Für Patientinnen und Patienten, die Statine nicht vertragen oder trotz optimaler lipidsenkender Therapie mit Cholesterin-senkenden Tabletten ihre LDL-Zielwerte nicht erreichen, gibt es weitere Optionen. Es handelt sich hierbei um Medikamente, die ein körpereigenes Enzym (PCSK9) hemmen. PCSK9 ist an der Regulation von LDL-Rezeptoren beteiligt.
Wird PCSK9 gehemmt, gibt es mehr LDL-Rezeptoren und dadurch kann mehr Cholesterin aus dem Blut aufgenommen werden. Die Wirksamkeit wurde in zwei großen Studien bestätigt, die vom American College of Cardiology vorgestellt wurden. Es handelt sich um die sogenannte Fourier- und Odyssey Outcome-Studie.
Ein weiterer Lipidsenker ist die Bempedoinsäure. Es handelt sich dabei um eine Substanz mit Statin-ähnlichem Wirkmechanismus, der jedoch anders verstoffwechselt wird. Hierzu wurde im April eine große Studie im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
An knapp 14.000 Patient*innen mit Statin-Intoleranz konnte gezeigt werden, dass Bempedoinsäure das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle signifikant (um 13 Prozent) reduziert. Der Wirkstoff reduzierte die LDL-Spiegel nach 6 Monaten um 21,1 Prozent.