20% weniger Tote oder Pflegefälle – dafür sorgen Thrombektomien, also das Entfernen von Blutgerinnseln. Das Katheterverfahren bei der Behandlung von Schlaganfällen ist noch nicht sehr verbreitet, auch weil dafür hochspezialisierte Fachkräfte nötig sind. Doch laut Professor Martin Bendszus, Neuroradiologe am Uniklinikum in Heidelberg, ist es eine der größten Errungenschaften der Medizin in den letzten Jahren:
Einen Notfall erkennen und richtig reagieren
Auch in dünnen Gefäßen können Blockaden heute entfernt werden
Noch vor acht Jahren hätten viele solcher Patienten nicht überlebt oder wären ihr restliches Leben lang schwerst behindert gewesen, sagt Bendszus. Das ist heute anders: Zunächst wird mittels Kontrastmitteln klargestellt, dass es sich tatsächlich um einen Gefässverschluss handelt.
Dann wird unter Kontrolle von Röntgenstrahlen ein langer und sehr dünner Katheter von der Leiste aus bis zur Gefäßblockade in das Gehirn geschoben, um diese Verschlüsse zu lösen, indem sie entweder herausgezogen oder mechanisch herausgesaugt werden, erklärt der Mediziner.
Das ging anfangs nur bei großen Gefäßen, inzwischen funktioniert die Methode aber sogar schon bei Verschlüssen in Arterien, die nur noch einen Durchmesser von 2 bis 3 Millimeter haben – und zwar enorm erfolgreich, sagt Martin Bendszus:
Lösung des Verschlusses durch Medikamente wirkt nicht immer
Das Katherverfahren ist eine Alternative zur sogenannten Lyse, der ursprünglichen Standardtherapie: Bei der wird versucht, den Thrombus durch die Gabe bestimmter Medikamente aufzulösen. Allerdings ist diese Methode bei großen Verschlüssen oft wirkungslos.
Martin Bendszus ist auch der klinische Leiter der Internationalen Tension-Studie, die von der EU gefördert und an 40 Schlaganfallzentren in neun Ländern durchgeführt wurde. Bisher wurden hierbei 235 Fälle dokumentiert:
Bisher gibt es das Verfahren nur in Spezialkliniken
Bei einem Schlaganfall spielt die Zeit eine Rolle, so muss beispielsweise die Gabe von Medikamenten sehr schnell erfolgen. Die Katheterbehandlung aber kann noch bis zu 24 Stunden später erfolgen – auch wenn das in Deutschland fast nie der Fall ist. Das ist der einzige Nachteil des Verfahrens: Es ist noch recht neu und daher noch nicht flächendeckend verbreitet.
So sind in bestimmten Fällen die Spezialteams aus Heidelberg von Pforzheim bis Frankfurt unterwegs.