Inklusion in der Arbeitswelt

Integrationsgesellschaft KL: "Jeder lernt von jedem!"

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Claudia Deeg
SWR1 RP Moderatorin Claudia Deeg
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Inklusion im Arbeitsleben wird zwar offiziell überall groß geschrieben, in der Praxis wird sie aber nicht immer gelebt. Ein paar gute Beispiele für inklusive Betriebe in Rheinland-Pfalz gibt es jedoch.

Kaiserslautern betreibt beispielsweise die gemeinnützige Integrationsgesellschaft, die Gartenschau, den Freizeitpark oder auch eine Waschanlage. Rund 260 Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen arbeiten in diesen Betrieben, was rund 50 Prozent der Belegschaft ausmacht und ohne die Unterstützung von Stadt, Land und der "Aktion Mensch" gar nicht möglich wäre. Wir haben mit dem Geschäftsführer Marco Lehmann über die Herausforderungen und Vorteile des Betriebs gesprochen.

Inklusionsbetriebe sollten Normalität werden

SWR1: Eigentlich sollte der Begriff "Inklusionsbetrieb" gar nichts Besonderes sein, sondern völlig normal. Würden Sie trotzdem sagen, Ihre Betriebe sind besonders?

Marco Lehmann: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass unsere Betriebe im Moment noch etwas Besonderes sind. Ich würde mir wünschen, dass es irgendwann keine Inklusionsbetriebe mehr braucht, sondern dass es ganz normal ist. Und dass Teilhabe und Selbstbestimmung und so weiter in allen Bereichen der Gesellschaft, unter anderem auch am Arbeitsplatz, Berücksichtigung finden. Aber solange es so noch nicht ist, bin ich sehr froh, dass es solche Tage wie diesen "Diversity Day" oder eben auch solche Betriebe wie uns gibt, um das einfach zu zeigen.

Jeder Mensch ist in der Lage, großartige Arbeit zu leisten – ob mit oder ohne Beeinträchtigung.

SWR1: Wenn ich zum Beispiel bei Ihnen durch die Waschanlage fahre, nehme ich als Kundin überhaupt wahr, dass da etwas "anders" ist?

Lehmann: Vielleicht nimmt man es in dem Moment schon wahr, wenn man vorbeifährt oder hinfährt, dass man vielleicht das Lebenshilfe-Logo wahrnimmt. Denn die Integrationsgesellschaft Kaiserslautern wird von der Lebenshilfe Westpfalz betrieben. Ich denke aber im normalen Ablauf nehme ich das vielleicht gar nicht so sehr wahr. Und das ist auch unser Ziel.

Wir werben nicht damit, dass bei uns Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten, sondern wir werben damit, dass Menschen mit Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz genauso gut sein können, wie alle anderen eben auch. Von daher nehme ich es vielleicht augenscheinlich wahr, aber nicht von der Qualität.

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Inklusion statt Integration

SWR1: Wie ist das für Sie als Geschäftsführer? Gibt es Punkte, wo Sie sagen, das ist für Sie schwieriger als für andere in einem Betrieb, der anders aufgestellt ist?

Lehmann: Es gibt bei "besonderen Menschen" natürlich oftmals besondere Bedarfe. Wir haben in unserem System eine pädagogische Abteilung, die sich um die Mitarbeiter kümmert oder eben auch als Sprachrohr dient, um möglichst gute Abläufe hinzukriegen.

Es geht uns gar nicht so sehr darum, dass Menschen einfach ins System integriert werden, denn das wäre die Integration, sondern es geht um Inklusion.

Wir versuchen eher, die Arbeitsplätze so anzupassen, dass Menschen mit einem besonderen Bedarf da gut zurechtkommen. Und das macht uns vielleicht ein bisschen besonders. Ich bin mir sicher, dass wir auch etwas mehr Personal haben, als andere Betriebe. Das liegt in der Natur der Sache. Das ist aber auch so gewollt, denn unsere satzungsgemäße Aufgabe ist es ja eben, Arbeitsplätze zu schaffen. Wir würden also nicht sparen an Personal, wie das in der Realität vielleicht oft so aussieht, sondern wir würden eher versuchen, noch weitere Stellen zu schaffen.

Finanzierung

SWR1: Aber das kann sich nicht jedes Unternehmen leisten.

Lehmann: Das stimmt, das funktioniert bei uns deshalb, weil wir nicht gewinnorientiert sind. Jeder normale Unternehmer würde eher versuchen, den Gewinn zu optimieren. Das tun wir eben nicht, das ist auch nicht unsere Aufgabe. Und natürlich ist es auch so, dass das Land Rheinland-Pfalz uns unterstützt.

Bei Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es eben auch Lohnkosten, Zuschüsse. Die sind aber allerdings eher gering. Wir müssen schon trotzdem versuchen, die Betriebe so adäquat aufzubauen, dass sie dann auch gut funktionieren. Und wenn Sie gerade die Waschstraße ansprechen oder die Innenreinigung, dann ist uns das zum Beispiel sehr gut gelungen. Denn wir haben einen sehr guten Zuspruch in diesem Bereich und können uns darüber schon gut finanzieren.

Partizipation in inklusiven Unternehmen

SWR1: Was ist denn in Ihren Betrieben besser als in anderen?

Lehmann: Die Vielfalt! Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder partizipiert in so einem Unternehmen. Also Menschen mit Beeinträchtigungen sowieso. Aber Menschen ohne Beeinträchtigung natürlich eben auch. Denn jeder Tag ist ein gemeinsames miteinander Arbeiten, jeder lernt von jedem.

Menschen, die vielleicht oft nicht in der Lage sind, irgendjemandem etwas zu erklären, kommen bei uns ganz schnell in die Situation, dass Sie auch vielleicht mal ohne Ausbildung einfach mal jemanden zur Seite bekommen, wo man noch ein bisschen mehr Hilfestellung leisten darf. Am Ende des Tages, denke ich, ist das so ein buntes Miteinander, eine gute Vielfalt.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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