Mehr als nur Herbstdekoration

Wie Sie aus Eicheln leckeren Kaffee und Mehl machen

Stand
Autor/in
Nele Hardt
Moderator/in
Hanns Lohmann
Hanns Lohmann
Redakteur/in
Dominik Bartoschek

Im Herbst sind sie leicht zu finden: Kastanien, Bucheckern und Eicheln. Nicht nur mit Esskastanien lassen sich leckere Rezepte zubereiten, auch die Eichel eignet sich dafür. Man sollte sie nur nicht roh zu sich nehmen!

Aus Eicheln lassen sich nicht nur Herbstdekorationen für zu Hause basteln, sondern auch leckerer Kaffee oder besonderes Mehl zubereiten. Zunächst müssen sie jedoch gut vorbereitet werden, erklärt Dominik Bartoschek aus der SWR Umwelt- und Ernährungsredaktion.

Eicheln von giftigen Gerbstoffen befreien

Eicheln enthalten wichtige Nährstoffe und Fette. Die Fette sind überwiegend ungesättigte Fettsäuren, die als förderlich für die Gesundheit gelten. Außerdem enthalten Eicheln jede Menge B-Vitamine. Sie enthalten allerdings auch pflanzliche Gerbstoffe namens Tannine, die die rohen Früchte nicht nur bitter schmecken lassen, sondern auch unbekömmlich machen. Bei zu großem Verzehr können sie beim Menschen zu starken Magen-Darm-Beschwerden führen.

Rohe Eicheln sind also giftig. Um sie essbar zu machen, müssen die pflanzlichen Gerbstoffe zunächst ausgewaschen werden. Das Auswaschen ist eine Voraussetzung für jegliche Verwendung von Eicheln als Lebensmittel. Dazu werden zunächst die Früchte der Stiel-Eiche (Quercus robur) oder der Traubeneiche gesammelt und ausgewaschen.

1. Schritt: So waschen Sie die Eicheln aus:

  • Die Eicheln mithilfe eines Nussknackers von Schale und Haut befreien.
  • Die Früchte dann in warmes Wasser legen, um die Gerbstoffe zu lösen und weitere 24 Stunden in Wasser einweichen.
  • Wahrend dieser Zeit das trübe Wasser wegschütten und mit frischem Wasser weiter wässern, bis das Wasser klar bleibt.
  • Bleibt das Wasser am Ende des Tages klar, sind die Gerbstoffe komplett ausgewaschen. Nun können die Eicheln aus dem Wasser genommen, abgespült, abgetrocknet und weiterverarbeitet werden.

2. Schritt: Eicheln trocknen

Um die Trocknung etwas zu beschleunigen, können die Eichelkerne auch für etwa 3-4 Stunden bei 50°C im Backofen getrocknet werden.

Rezept für Eichel-Kaffee

Auch wenn für viele der Begriff "Muckefuck" negativ behaftet ist, beschreibt er grundsätzlich einfach einen Kaffee-Ersatz aus Bestandteilen heimischer Pflanzen. Dazu gehört auch Kaffee aus Eicheln, der gut für die Verdauung sein soll und auch blutdrucksenkend wirkt. Zudem zeichnet er sich nicht nur durch eine gute Öko-Bilanz aus, sondern ist auch noch günstiger als der Kaffee aus dem Supermarkt. Er schmeckt herb, leicht würzig und ist natürlich koffeinfrei.

Um den Eichel-Kaffee mal auszuprobieren, reicht eine mittelgroße Schale voll gesammelter Früchte der Stiel-Eiche oder der Traubeneiche. Wie Sie die verschiedenen Eicheln erkennen, erfahren Sie unter waldwissen.net.
Nach dem Ausspülen der giftigen Gerbstoffe geht es für den Kaffee so weiter:

  • Getrocknete Eicheln hacken und in einer Pfanne ohne Öl bei niedriger Hitze und wachsamem Auge langsam rösten.
  • Die gerösteten Eicheln in einer Kaffeemühle oder einem Mörser zu Pulver mahlen.
  • Mit dem Pulver frischen Eichel-Kaffee kochen.

Da das Pulver recht schnell ranzig wird, sollte man den Kaffee immer möglichst frisch herstellen und schnell aufbrauchen. Für eine Tasse Kaffee wird etwa ein Teelöffel des hergestellten Pulvers benötigt. Um den herben Kaffee zu verfeinern, bieten sich ein bisschen Zimt, Vanille oder Kardamom an. Oder man süßt einfach ein wenig mit Zucker.

Vor der Verarbeitung muss fleißig gesammelt werden. Ein großer Spaß für die ganze Familie!
Vor der Verarbeitung muss fleißig gesammelt werden. Ein großer Spaß für die ganze Familie!

Weitere Ideen für die Verwertung von Eicheln

Sind die Giftstoffe erstmal raus aus den Eicheln, gibt es viele weitere Möglichkeiten, die Herbstfrüchte für sich zu nutzen.

  • Snack: gehackte Eicheln in einer Pfanne ohne Fett anrösten. Mit Salz würzen und als einen nahrhaften Snack genießen. Man kann die Eicheln auch im Ganzen in der Pfanne oder auf dem Grill anrösten.
  • Mehl: getrocknete Eicheln mit einem Mixer oder einer Kaffeemühle fein zermahlen. Das Mehl kann für Kuchen, Kekse oder Brot verwendet werden.
  • Zutat in Suppen: Eicheln in Stücke schneiden und in Suppen oder Eintöpfen weiterverarbeiten.

Regeln fürs Sammeln von Nüssen

Wenn Sie im öffentlichen Raum Obst und Nüsse sammeln möchten, müssen Sie die Eigentumsrechte des jeweiligen Baumes beachten. In der Regel ist die jeweilige Stadt oder Gemeinde der Eigentümer. Hier ist Pflücken oder Aufsammeln als Diebstahl strafbar. Allerdings gibt es zwei Ausnahmen: Erstens, der Eigentümer hat mir das Pflücken oder Sammeln erlaubt oder gibt zu erkennen, dass er die Früchte nicht verwerten möchte – zum Beispiel durch eine entsprechende Beschilderung. Zweitens, es handelt sich um wild wachsende Früchte, was bei Eicheln der Fall ist. Auch dann dürfen Sie sich bedienen, sollten aber sicherstellen, dass es sich auch wirklich um ein öffentliches Grundstück handelt.

Beim Sammeln im Wald sollten Sie unbedingt die Regeln des Naturschutzrechts beachten. Die besagen unter anderem, dass nur dort gesammelt werden darf, wo Sie den Wald auch betreten dürfen. Also nicht in Naturschutzgebieten, Schonungen und so weiter. Außerdem gilt, dass Sie nur für den persönlichen Bedarf und in kleinen Mengen sammeln dürfen und beim Sammeln oder Pflücken die Pflanzen nicht beschädigen dürfen. Sonst droht ein Bußgeld.

So schmeckt der Herbst

Stand
Autor/in
Nele Hardt
Moderator/in
Hanns Lohmann
Hanns Lohmann
Redakteur/in
Dominik Bartoschek