Wolfgang Schulze-Icking ist der Inhaber des Weinguts Max Schell in Rech an der Ahr. Sein mittlerweile preisgekrönter trockener Spätburgunder hat die Flut im Ahrtal überlebt.
SWR1: Wie sah es damals aus im Weinkeller?
Wolfgang Schulze-Icking: Um ehrlich zu sein, habe ich mich erst gar nicht getraut, runterzugehen. Ich habe das meinen Mitarbeitern überlassen und gesagt, geht ihr mal in den Keller. Ich kann mir das einfach noch nicht antun.
SWR1: Wie haben die dann ausgerechnet diese drei Fässer gerettet? Da war ja wahrscheinlich ziemlich viel drin in dem Keller.
Schulze-Icking: Ja, im Keller war alles drunter und drüber, Mauerstücke, Trümmerteile, alles war kreuz und quer. Erst mal musste man da Ordnung schaffen, um zu sehen, was überhaupt noch brauchbar ist. So fing das an, bis man irgendwann festgestellt hat, dass einige wenige Fässer den Stopfen noch drauf haben.
SWR1: Was haben Sie mit diesen Fässern gemacht?
Schulze-Icking: Die kamen erstmal an die Seite. Und irgendwann kam eine Kollegin aus der Pfalz, aber auch die Weinkontrolle war im Haus. Die haben die Fässer durchprobiert. Ich habe gesagt, macht ihr mal. Mir war das noch nicht zugänglich, dass ich die eigenen Weine probieren konnte. Irgendwann nachmittags hieß es dann: komm mal in den Keller, und dann hat man gesehen, dass auf den meisten Fässern Kreuze drauf waren. Das heißt, sie sind nicht mehr brauchbar. Bei wenigen war dann ein Haken dran und die waren okay.
SWR1: Das ist ja Wahnsinn. Und dann haben Sie aber erst mal gesagt, lass uns die mit dem Haken alle wegschütten?
Schulze-Icking: Ja! Du hast einfach nur den furchtbaren Geruch von Schlamm und Heizöl in der Nase. Und selbst wenn du da an einem Wein gerochen hast, der okay war, hattest du das irgendwie mit in der Nase. Ich hatte an einem sogar schon den Hahn geöffnet. Im letzten Moment habe ich mir gedacht, komm, mach nochmal zu und schlaf nochmal drüber.
Drei Fässer überstanden Katastrophe Winzer von der Ahr gewinnt mit Flutwein wichtigen Preis
Ein Winzer aus dem Ahrtal hat mit seinem Wein einen wichtigen Preis gewonnen. Das Besondere: Nur Fässer dieses Rotweins überstand bei ihm die Flutkatastrophe.
SWR1: Weinpreise haben Sie ja schon einige geholt. Jetzt haben Sie die Silbermedaille vom bundesweiten Magazin Vinum. Das ist ja schon was Besonderes. Die Höchstpunktzahl haben Sie erreicht in diesem Jahr und Sie teilen sich die Medaille mit einem anderen Wein und die höchste Punktzahl auch. Ist das so ein bisschen eine Enttäuschung? Oder merkt man das dann gar nicht?
Schulze-Icking: Also ich muss ganz ehrlich sagen, wenn Sie gesagt kriegen, Sie haben die gleiche Punktzahl wie der Sieger, dann ist das für mich auch ein Sieg. Und wenn man überlegt von knapp 1.400 Weinen wurde nur zweimal die Punktzahl von 95 erreicht, dann kann man da schon stolz drauf sein, denke ich.
SWR1: Jetzt kommen doch die Leute und wollen den Wein aus diesen drei Fässern kaufen. Wie viele Flaschen haben Sie denn noch?
Schulze-Icking: Sie können ihn kaufen, wir haben auch noch etwas von dem Wein. Aber es gibt bei uns auch noch anderen guten Wein. Wir freuen uns über jeden, der überhaupt Interesse hat an unseren Weinen. Und das ist eigentlich die Message.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.