SWR1: Welcher Faktor ist der wichtigste für den Preis einer Immobilie? Heizung, Dämmung, Solaranlage, oder gilt immer noch: Lage, Lage, Lage?
Christoph Mautes: Komplett ohne Einschränkung: Lage, Lage und nochmal Lage. Die Unterschiede sind wirklich himmelweit. Wenn man sich die Extreme herauspickt: Mainz zum Beispiel ist bundesweit eine der teuersten Städte, was Einfamilienhäuser angeht. Die Quadratmeterpreise auf Immobilienportalen liegen hier zum Teil mehr als doppelt so hoch, wie in den günstigsten Lagen im Land. Dazu gehören Pirmasens, Zell an der Mosel oder Idar-Oberstein. Die Bruchbude in der Großstadt wirft aus Verkäufer-Sicht zum Teil immer noch mehr ab als das gut sanierte Haus in ländlichen Gebieten.
SWR1: Ist es denn aktuell ein guter Zeitpunkt für Verkäufer?
Mautes: Den allerbesten Zeitpunkt haben Verkäufer wohl vorerst verpasst. In den vergangenen fünf Jahren sind die Preise zum Teil explodiert. Zuletzt sind die Preise für gebrauchte Immobilien deutschlandweit merklich zurückgegangen und die Branche rechnet auch absehbar erstmal nicht damit, dass sich der Markt deutlich erholt. Der Immobilienverband Deutschland erwartet das frühestens in gut einem Jahr. Und auch nur, wenn die Zinsen dann wieder sinken.
Gerade Einfamilienhäuser könnten weiter unter Druck geraten, denn laut Prognosen wird das Angebot in diesem Bereich tendenziell eher steigen, die Nachfrage stagniert aber oder geht sogar zurück. Den Verkauf lange herauszögern macht aus meiner Sicht auch deshalb wenig Sinn. Zumal die Preise zwar gesunken sind, aber immer noch auf hohem Niveau liegen.
SWR1: Das klingt so, als gäbe es demnächst gute Zeiten für die Käufer.
Mautes: Nur bedingt, würde ich sagen. Es gibt etliche Unsicherheiten und aktuell vergleichsweise hohe Zinsen. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Wer ein Einfamilienhaus über ein Darlehen finanzieren will, muss inzwischen viel höhere Kosten für Zinsen einrechnen als noch vor ein paar Jahren. Dazu kommt, dass viele Bestandsimmobilien von heutigen Energiestandards meilenweit entfernt sind und oft nicht ganz klar ist, wie viel ich in den kommenden Jahren für energetische Sanierung einplanen muss. Alles Gründe dafür, dass der Gebrauchtimmobilienmarkt gerade eine Delle hat.