Hagen aus einem Dorf bei Ehingen war als Bundeswehr-Soldat an den Krisenorten der Welt. Offen beschreibt er das PTBS Trauma seiner Einsätze im Krieg und seine langwierige Therapie.
Hagen Vockerodt war "Combat- Medic" (Kampf-Sanitäter) bei den Fallschirmjägern der Bundeswehr: Kosovo, Bosnien, Banda Aceh, Afghanistan. Er hat Krieg, Terror und Katastrophen hautnah miterlebt. Hagen weiß, wie man Leben rettet und: wie man es auslöscht. Er hat immer perfekt funktioniert. Mutig, treu, zu allem bereit und die Angst lange weggedrückt, bis er dann endlich in Therapie ging, um sich seiner Posttraumatischen Belastungsstörung zu stellen.
Kriegstrauma - wenn die Angst dich plötzlich einholt
Immer wieder hat Hagen lebensgefährliche Situationen überlebt, hat nie daran gedacht, dass von einer Sekunde auf die andere alles vorbei sein kann. Irgendwann, sagt er, denkt man: "Mir passiert eh nichts und ich hab so viele Schutzengel". Bis zu dem Tag, als Hagen im Gefecht in Afghanistan einen Schuss auf seine Weste abbekommt ...
PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung mit Flashbacks
Hagen ist aus seinen 1638 Tagen Krieg mit einer "Posttraumatischen Belastungsstörung", kurz PTBS, zurückkehrt. Immer wieder erlebt Hagen Flashbacks. Der Alltag ist voller Trigger, Geräusche zum Beispiel. Er hört dann auf einmal die Panzerfaust, die ein Taliban auf ihn abfeuert, sitzt wieder in dem Hubschrauber, der abstürzt oder erlebt, wie der Afghane, den er selbst ausgebildet hat, auf ihn und die beiden Kameraden schießt.
Psychologie Posttraumatische Belastungsstörungen – Welche Therapien helfen können
Gewalt, Mobbing, Missbrauch, Unfälle oder Kriegserlebnisse – Erfahrungen, die wir nicht verarbeiten können, machen krank. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) verankert sich nicht nur in der Psyche, sondern auch im Körper Betroffener. Eine Übersicht der vier wichtigsten Therapieformen.
Therapie im Traumazentrum - zusammen mit anderen Veteranen
Hagen lässt sich ins Traumazentrum in Berlin einweisen. Er probiert in der Therapie alles bereitwillig aus, was man ihm anbietet. Am Ende sind es drei Dinge, die wirklich helfen: Die Sporttherapie, sein Buch, das er mit seinem Psychiater von Anfang bis Ende durchspricht ("1638 Tage im Krieg") und die erlernten Methoden, mit denen er in Triggersitutationen den durch PTBS ausgelösten körperlichen und seelischen Stress in den Griff bekommt.
Die "Invictus Games" von Prinz Harry sind ein Wendepunkt
Was die Versteinerung gelöst hat? Was ihn gerettet hat? Seine Frau, sagt Hagen, der Sport und ein bisschen auch: Prinz Harry.
Die "Invictus Games": Für Hagen sind sie der "Game-Changer im Leben", sagt er. Sie sind eine Art Olympiade: Soldat:innen aus aller Welt nehmen daran teil. Alle waren im Einsatz, alle haben Narben – an Körper und Seele. Die Spiele sollen eine Verbeugung sein vor all den verletzten Männern und Frauen.
Die Idee dazu hatte Prinz Harry, der selbst im Afghanistan-Einsatz war. Hagen hat den Prinzen 2022 bei den Spielen in Den Haag kennengelernt, als er die deutsche Mannschaft als Kapitän ins Stadion führte.
Pferdetherapie der Bundeswehr Wie traumatisierte Soldaten in Aichhalden dank Pferden zurück ins Leben finden
Pferde streicheln, striegeln oder sie einfach nur beobachten: In Aichhalden (Landkreis Rottweil) ist das Teil der Therapie für Soldaten mit posttraumatischer Belastungsstörung.
Leben nach dem Krieg, mit Erinnerungen und Angst
Bis heute mag Hagen keine offen stehenden Türen und auch keine Orte, an denen ihm Menschen sehr nah kommen können: Weihnachtsmärkte oder die Schlange beim Bäcker. Dort gibt es keine Einkaufswagen, die ihm helfen, ein bisschen Distanz zu anderen Menschen zu schaffen, zu große Nähe zu vermeiden.
Die Bundeswehr, sagt er, hat ihn nie fallen lassen. Er weiß, dass manche Kameraden von ganz anderen Erfahrungen berichten. 2023 hat er selbst seine Entlassung aus dem Dienst beantragt – kurz vor seinem 45. Geburtstag.
Als Wertschätzung für Soldat:innen Standpunkt: Veteranentag? Gute Entscheidung - es kommt jetzt auf die Umsetzung an
Mit einem Nationalen Veteranentag am 15. Juni soll ein sichtbares Zeichen für Wertschätzung gesetzt werden. Dazu der Standpunkt von ARD-Hauptstadt-Korrespondent Markus Sambale.
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Für Soldaten mit PTBS gibt es psychiatrische Hilfe von der Bundeswehr. Aber eine Behandlung scheint es nicht in allen Fällen zu geben. Was frühere Bundeswehrsoldaten aus Ulm berichten.