Als Familie Börner aus Ransbach-Baumbach am Montagmittag den Anruf bekommt, der elfjährige Marlon solle in der Tischtennis-Bundesliga spielen, halten das alle zunächst für einen Scherz. "Tischtennis-Bundesliga ist eigentlich für die Profis und ich bin zehn Ligen darunter", sagt Marlon.
Mittags der Anruf, abends die Tischtennis-Bundesliga
Aber es ist kein Scherz. Der Manager des TTC Zugbrücke Grenzau, Markus Ströher, ist verzweifelt: Drei seiner fünf Spieler sind krank, er braucht einen Ersatz - und hat direkt an Marlon Börner aus der Jugendmannschaft gedacht.
Marlon zögert erst, steht dann aber doch wenige Stunden später in der Box - und spielt sein Debüt in der Tischtennis-Bundesliga. "Das war schon was anderes", sagt Marlon. "Ich habe noch nie vor so viel Publikum und einer Kamera gespielt, das war schon sehr ungewohnt."
Elfjähriger spielt gegen Olympiavierten Hugo Calderano
Sein Gegner im Spiel gegen den Bundesliga-Spitzenreiter Ochsenhausen ist der Brasilianer Hugo Calderano - Olympiavierter und aktuell auf Platz Sechs der Weltrangliste. Beim Spiel schenkte ihm der Profi aber nichts, erzählt Marlon: "Manchmal hat er mich schon ausplatziert, aber manchmal hat er auch einfach mit mir gespielt. Also er hat nicht so hart gegen mich gespielt."
Im Publikum saßen auch Marlons Eltern und fieberten mit, erzählt Vater Sascha Börner: "Bei mir ist dann die ganze Anspannung abgefallen, bei meiner Frau war das ganz im Gegenteil, die Anspannung war viel höher. Aber ich habe es in dem Moment total genossen, ihn da spielen zu sehen."
Am Ende verliert der Schüler alle drei Partien gegen den Profi, holte aber immerhin neun Punkte. 4:11, 2:11, 3:11 lautete schließlich das Endergebnis.
Tischtennis Grenzau und der TTC Zugbrücke - bedrohter Spitzensport im beschaulichen Westerwald?
Meisterschaften und Pokalsiege - der TTC Zugbrücke Grenzau hat eine bewegte Geschichte. Über ein ehemaliges Tischtennis-Wunder, das sich mehr Unterstützung vom Land wünscht.
"So können wir unsere Jugend auch mal belohnen"
Auch der TTC Zugbrücke Grenzau ist froh, dass Marlon so spontan eingesprungen ist. Auf Instagram schrieb der Club: "Danke an Marlon, der spontan für unsere erkrankten und verletzten Jungs eingesprungen ist. So können wir unsere Jugend auch mal belohnen, wer kann schon sagen, dass er mal gegen Hugo Calderano gespielt hat."
Börner ist damit sogar im Vergleich zum großen Timo Boll früh dran. Der frühere Weltranglistenerste debütierte einst mit 14 Jahren und damit ebenfalls schon reichlich zeitig in der Bundesliga. Dort spielt Boll allerdings immer noch. Mit fast 44 - also: viermal elf - Jahren.
Marlon Börner spielt seit etwas mehr als drei Jahren bei den Westerwäldern. Ob das erst der Beginn einer langen Karriere in der Tischtennis-Bundesliga war, will der Fünftklässler nicht ausschließen: "Ich hab schon noch Bock, viele Jahre Tischtennis zu spielen und immer mein Bestes zu geben. Und vielleicht reicht es ja zum Bundesligaspieler."