Nur knapp 20 Kilometer sind es vom Mannheimer Stadtteil Rheinau bis zum Sandhäuser Hardtwald. Laut Google Maps ist man mit dem Fahrrad in einer guten Stunde von einem Ort zum anderen gefahren. Und so kam wohl auch den Waldhof-Fanszene auf die wunderbare Idee, die Strecke zum Kurpfalz-Derby am Samstag auf dem Drahtesel zurückzulegen. Start ist um 9:30 Uhr am Rheinauer See mit Zwischenstop gegen halb elf auf dem Schwetzinger Schlossplatz. Dort sollen frische Kräfte "getankt" werden, ehe der Tross am frühen Mittag die Sandhäuser Arena erreichen will. Man darf gespannt sein, wieviele blauschwarze Radler mit dabei sein werden. Waldhof-Trainer Bernhard Trares ist begeistert: "Super, klasse", sagt der Fußballlehrer im Gespräch mit SWR Sport, "in der heutigen Zeit finde ich es klasse, dass die Fans das machen."
Auswärtsblock der Waldhöfer ist ausverkauft
Und nicht nur zahlreiche Radler werden am Samstag von Mannheim nach Sandhausen unterwegs sein. Schon jetzt ist klar, dass die "Buwe" beim Auswärtsspiel nicht unbedingt in der Unterzahl sein werden, der Gästeblock in Sandhausen ist seit Tagen mit 2.100 Fans restlos ausverkauft. Mit bis zu 5.000 Waldhöfern könnte am Hardtwald gerechnet werden, zumal der Verein seit der Rückkehr von Trainer Bernhard Trares regelrecht auf einer Euphorie-Welle surft. Heimspiel-Atmosphäre also in Sandhausen? "Es ist kein Heimspiel, sondern auf einem auswärtigen Platz", wiegelt Waldhof-Trainer Trares erstmal ab, "aber von der Stimmung her ist es schon so. Die Kulisse wird uns Sicherheit geben."
Sieben Punkte in drei Trares-Spielen
Sicherheit, die unter Bernhard Trares an den Mannheimer Alsenweg zurückgekommen ist. Drei Spiele, sieben Punkte - so lautet die Trares-Bilanz aus den Spielen gegen Osnabrück (3:2), in Aachen (0:0) und gegen Rot-Weiss Essen (1:0). Die Mannheimer sind unter ihrem Aufstiegs-Coach von 2019, der Marco Antwerpen nach dem schwachen Saisonstart ablöste, wieder eine geschlossene und kampfstarke Einheit geworden. Auffallend vor allem, dass die zum Saisonstart eher brüchige Defensive zuletzt deutlich an Stabilität gewinnen konnte. Zwei Zu-Null-Spiele in Folge verdeutlichen das.
Und am Samstag in Sandhausen? "Wir passen uns immer etwas dem Gegner an", so Trares, "konzentrieren uns aber auf unser Spiel, schauen aber was wir vom Gegner für uns positiv nutzen können." Interessant wird vor allem das Duell der beiden wuchtigen Torjäger Terrence Boyd vom SV Waldhof, der in den letzten vier Spielen dreimal traf, und Sandhausens Neuzugang Dominic Baumann (4 Saisontore). Verzichten müssen die Mannheimer auf den am Knie verletzten Felix Lohkemper.
Starker Saisonstart der Sandhäuser
Beim SV Sandhausen läuft es nach der enttäuschenden letzten Saison sowieso seit Saisonbeginn wieder prächtig. Auch am Hardtwald konnte mit Sreto Ristic, dem früheren Bundesligaspieler beim VfB Stuttgart, ein neuer Trainer mit einer im Sommer umformierten Mannschaft frische Akzente setzen. Der SVS steht aktuell auf Tabellenplatz zwei, ist seit fünf Spieltagen ungeschlagen (drei Siege, zwei Unentschieden). Auch in Sandhausen steht die Abwehr überwiegend sattelfest, in acht Spielen haben die Ristic-Schützlinge erst sieben Gegentore kassiert, kein anderes Liga-Team weniger. Nur einmal ging die Sandhäuser Tür hintendrin kräftig auf, beim 4:3 im letzten Heimspiel gegen den FC Ingolstadt, als der SVS in der Nachspielzeit beinahe sogar noch den 4:4-Ausgleich kassiert hätte. Beruhigend für Sandhausen, dass sich Timo Königsmann als starker Vertreter des verletzten Stammkeepers Nikolai Rehnen präsentiert, zuletzt auch beim 0:0 in Unterhaching klasse hielt.
Sreto Ristic: "Können gegen jeden gewinnen"
"Wir gehen in jedes Spiel mit Respekt", so SVS-Trainer Sreto Ristic am Freitag vor dem Duell mit dem SV Waldhof, "aber keinesfalls mit Angst. Wir freuen uns auf das Spiel zuhause." Nach dem überaus erfolgreichen Saisonstart mit 17 Punkten aus acht Spielen geht Ristics Team mit breiter Brust in die sicherlich hitzigen 90 Derby-Minuten: "Wir sind klar in den Abläufen und wir wissen, dass wir gegen jeden gewinnen können. Klar, Mannheim wird zahlreich unterstützt, aber das können wir nicht beeinflussen. Das gibt uns auch kein Angestgefühl, dass wir eine Art Auswärtsspiel bestreiten müssen." Wichtig sei vielmehr, "was wir auf dem Platz bringen. Alle anderen Themen interessieren uns nicht". Ristic will sein Team mit den immerhin neun Neuzugängen im Sommer immer stetig weiterentwickeln: "Die guten Ergebnisse", so der SVS-Trainer, "die helfen uns dabei, geben uns mehr Zeit und Möglichkeiten."
Übrigens: Die Wetteraussichten für die Waldhof-Radler könnten schlechter sein. Für Samstag ist überwiegend trockenes, teilweise sogar sonniges Wetter in der Kurpfalz vorhergesagt.