Einen Monat nach den verheerenden Hochwassern in Baden-Württemberg hat die Landesregierung noch keinen genauen Überblick über die Schäden, die das Unwetter angerichtet hat. "Die Ermittlung der Schäden läuft, bislang haben wir nur Schätzungen", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart. Er appelliere an die Städte, Gemeinden und Landkreise, die Schäden schnellstmöglich zu melden, damit man einen vollständigen Überblick bekomme, so der Grünen-Politiker. Zudem sei noch unklar, welche Schäden versichert seien. Für diese sei das Land nicht in der Pflicht, so Kretschmann.
Auch in der vergangenen Woche führten Starkregen und lokale Unwetter zu Überschwemmungen in der Region Bodensee-Oberschwaben. Im Kreis Konstanz wurden dabei Straßen und Keller überflutet, im Hegau hat das Hochwasser den Bahnverkehr teilweise ausgebremst.
Am 4. Juni berichtete der SWR in einer SWR Extra-Sendung über das verheerende Hochwasser in Teilen des Landes:
Land prüft Förderprogramme - und plant Hilfspaket über 25 Millionen Euro
Innenminister Thomas Strobl (CDU) versicherte den Betroffenen im Land am Dienstag Unterstützung: "Die akute Phase ist beendet, jetzt geht es um den Wiederaufbau und dessen Finanzierung. In dieser Situation gilt: Das Land hilft." Zunächst wolle das Land prüfen, inwiefern 29 bestehende Landes- und Förderprogramme zum Wiederaufbau in Betracht gezogen werden können. Sei etwa eine Kreisstraße beschädigt oder zerstört, komme für den Wiederaufbau ein Förderprogramm für den kommunalen Straßenbau infrage.
Sollte es weiteren Bedarf an Hilfen geben, werde man eine Kabinettsvorlage für ein zusätzliches Hilfspaket in Höhe von bis zu 25 Millionen Euro zur Behebung kommunaler Schäden vorlegen, teilte das Innenministerium mit.
"Nachbarschaftshilfe ist grandios" Zwischen Verzweiflung und Lachen: Rudersberg räumt auf
Wie kam es zu der zerstörerischen Flut im Rems-Murr-Kreis? Viele Geschäfte müssen komplett geräumt werden. Doch einige Betroffene bekämpfen das mit guter Stimmung.
Rudersberg: Hochwasser-Schaden beträgt über 120 Millionen Euro
Der Rems-Murr-Kreis war vom Hochwasser der letzten Wochen besonders stark betroffen. In Rudersberg hat das Hochwasser nach Einschätzung der Gemeinde Schaden in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro verursacht. Darin seien Schäden an der öffentlichen Infrastruktur, bei Gewerbetreibenden und bei privaten Haushalten eingerechnet, teilte das Rathaus der Gemeinde mit. Hinzu kämen Schäden in Höhe von rund 20 Millionen Euro an der Wieslauftalbahn sowie an Landes- und Kreisstraßen.
"Rudersberg gilt mittlerweile als eine der am stärksten betroffenen Gemeinden in Baden-Württemberg", erklärte Bürgermeister Raimon Ahrens (parteilos). "Es wird Jahre dauern, bis wir die Infrastruktur wieder aufgebaut haben. Praktisch alles, von der Kläranlage bis zum Jugendhaus hat Schaden genommen."
Die Schäden werde man nur mit finanzieller Unterstützung bewältigen können, so Ahrens. Denn auch nach Abzug von Versicherungsleistungen bleibe eine Summe übrig, die den jährlichen Haushalt der Kommune übersteigen würde. Gleichzeitig lobte Ahrens die hohe Spendenbereitschaft. Auf einem dafür eingerichteten Konto der Gemeinde, sind demnach schon rund 400.000 Euro eingegangen.