Thomy Klepeisz und DeAndre Ayton

ratiopharm Ulm goes NBA

Testspiel bei den Portland Trail Blazers - "Davon nicht zu träumen gewagt"

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Autor/in
Jürgen Klotz

Es ist ein Spiel, das es so noch nie gegeben hat. Am kommenden Donnerstag spielt mit ratiopharm Ulm erstmals ein Basketball-Bundesligist in den USA gegen ein NBA-Team.

Sie spielen in der Bundesliga gegen Teams wie Bayern München, die Riesen Ludwigsburg oder die Niners Chemnitz. Im Eurocup kommen die Gegner aus Gran Canaria, Badalona oder Istanbul. Am Donnerstag trifft ratiopharm Ulm auf ein Team, das alle diese Clubs in den Schatten stellt - die Portland Trail Blazers aus der NBA.

USA gegen Deutschland - NBA gegen BBL - Portland Trail Blazers gegen ratiopharm Ulm. Das klingt wie ein Traum, und es ist einer, den Sportdirektor Thorsten Leibenath von ratiopharm Ulm nicht mal zu träumen gewagt hätte. "Man kennt es ja, dass NBA-Teams ab und zu nach Europa kommen, um gegen eine europäische Mannschaft zu testen. Aber dass wir als deutsche Mannschaft rüberfliegen und ein Testspiel bestreiten, davon habe ich nicht einmal geträumt", sagt Leibenath im SWR-Interview.

Weidemann: "Es geht ein Kindheitstraum in Erfüllung"

"Es geht ein Kindheitstraum in Erfüllung" sagt Nelson Weidemann. Den Ulmer Aufbauspieler überkommen Nervosität auf der einen und Vorfreude auf der anderen Seite, wenn er an das Spiel denkt. Ulms Trainer Ty Harrelson bekommt leuchtende Augen: "Ich bin in den USA aufgewachsen, ich habe den Basketball lange verfolgt. Ich bin sehr dankbar und aufgeregt, dort jetzt als Coach einmal an der Linie zu stehen."

NBA-Atmosphäre in einer XXL-Arena

Es ist schon allein der Rahmen für das Spiel, der bei Basketballfans Gänsehaut erzeugt. Das Moda Center in Portland ist die Heimspielstätte der Trail Blazers. Es fasst knapp 20.000 Zuschauer. Damit ist sein Fassungsvermögen mehr als dreimal so groß wie das der ratiopharm-Arena in Neu-Ulm.

Voll werden dürfte die Halle nicht, das ist klar. Das ist allerdings auch nicht wichtig, meint Nelson Weidemann: "Es geht darum, dass man in dieser Halle, auf diesem Boden stehen und gegen ein NBA-Team spielen darf. Dabei ist es egal, ob fünf Zuschauer da sind oder ob die Halle rappelvoll ist."

Schauplatz des Spiels zwischen Portland und Ulm - das Moda Center bietet 20.000 Menschen Platz.
Schauplatz des Spiels zwischen Portland und Ulm - das Moda Center bietet 20.000 Menschen Platz.

Warum das NBA-Team aus Nordamerika ausgerechnet ratiopharm Ulm für das Testspiel ausgewählt hat, ist übrigens ein kleines Geheimnis. Eines Tages hätte bei ihm das Telefon geklingelt und am anderen Ende der Leitung sei der NBA-Club mit der Anfrage gewesen, ob ratiopharm Ulm nicht Lust auf ein Testspiel hätte, heißt es von Sportdirektor Leibenath dazu nüchtern. So darf spekuliert werden, warum ausgerechnet ratiopharm Ulm in den Genuss dieses Vorbereitungsspiels gekommen ist.

Dass die Ulmer mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr auf sich aufmerksam gemacht haben, könnte ein Grund sein. Endgültig im Fokus großer Clubs, auch auf der anderen Seite des Atlantiks, dürfte der Bundesligist mit den diesjährigen Drafts der NBA gerückt sein. Beim großen Auswahlverfahren, an dem alle NBA-Teams beteiligt sind, wurden mit Pacome Dadiet und Juan Nunez gleich zwei Ulmer Spieler von NBA-Clubs verpflichtet. Das war im milliardenschweren Basketball-Zirkus NBA durchaus ein Ausrufezeichen.

David gegen Goliath?

Sportlich hat das Spiel eigentlich keinen Stellenwert. Auch ist die Vorbereitung für Ulm alles andere als optimal. Allein die Anreise, direkt nach dem Eurocup-Desaster in Istanbul (74:107), dürfte kräftezehrend werden. Das Spiel findet um 4 Uhr deutscher Zeit statt - suboptimal für den Biorhythmus eines Basketball-Bundesligisten.

Doch die Ulmer wollen nicht nur in die USA fliegen, um zu staunen. "Ich glaube nicht, dass wir 'ne Klatsche bekommen", sagt Nelson Weidemann. Ty Harrelson meint: "Ich will eigentlich immer gewinnen. Aber am Ende wird es eine große Erfahrung sein. Dann ist es auch nicht ganz so wichtig, ob wir auf der Anzeigetafel als Sieger stehen." Auch Sportdirektor Thorsten Leibenath bremst die Erwartungen: "Mit einem Sieg sollte man nicht rechnen."

Einen kleinen Nachteil werden die Ulmer durch das Regelwerk haben. Das USA-Europa-Duell wird nach NBA-Regeln gepfiffen. In der NBA ist das Spielfeld größer, die Drei-Punkte-Linie weiter vom Korb entfernt und auch die Schrittfehler-Regelung ist eine andere. Spielentscheidend dürfte das allerdings nicht werden, glauben die Ulmer.

Standortbestimmung für beide Teams

Unter dem Strich wird es eine Standortbestimmung werden - für beide Teams. Die jungen Ulmer Spieler dürften danach wissen, wo es noch fehle, meint Leibenath. Immerhin ist zu erwarten, dass die Portland Trail Blazers das Spiel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein Spiel eines NBA-Teams gegen ein Nicht-NBA-Team wird weltweit zur Kenntnis genommen. Da will sich niemand blamieren.

Und außerdem beginnt in der kommenden Woche die neue Saison in der NBA. Portland spielt zum Auftakt gegen die Golden State Warriors - mit Stephen Curry. Auf den besten Basketballspieler der Welt bereiten sich die Trail Blazers mit einem Spiel gegen ratiopharm Ulm mit Kapitän Thomy Klepeisz vor. In der Liste der Portland-Vorbereitungsspiele steht Ulm jetzt mit Clubs wie den Los Angeles Clippers, den Sacramento Kings und den Utah Jazz. Wenn das mal keine Ansage ist.

ratiopharm Ulm goes NBA - "once in a lifetime" weiß Coach Ty Harrelson. Das gibt es nur einmal im Leben. Und wie sagte Thorsten Leibenath: "Ich hätte es nicht mal gewagt, zu träumen". Am Samstag, zwei Tage nach dem Spiel, ist dieser Traum übrigens schon wieder vorbei. Da spielt ratiopharm Ulm in der Bundesliga in Oldenburg.

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Jürgen Klotz