Das war (fast) wie großes NBA-Kino. National-Hymnen, Cheerleader, Halftime-Show - vom Testspiel gegen die Portland Trail Blazers werden sie bei ratiopharm Ulm noch in Jahrzehnten schwärmen.
Ulmer Führung im Moda Center!
Es ist ein Mitteldistanzwurf, den Justinian Jessup vermutlich nie wieder vergessen dürfte. Der US-Amerikaner im Trikot von ratiopharm Ulm bringt sein Team nach 44 Sekunden in Führung. Ulm liegt im Moda Center gegen das NBA-Team der Portland Trail Blazers 2:0 vorne. Ein Moment für die Ewigkeit.
In den ersten Minuten spielen die Gäste ganz gut mit. Sie bekommen allerdings auch sehr zeitnah mit, wo die Unterschiede liegen zwischen NBA- und BBL-Basketball. Am auffälligsten ist die Physis. Die Trail Blazers haben, wie alle NBA-Teams, körperlich extrem starke Spieler im Kader. Dagegen wirken die Jungs von ratiopharm Ulm phasenweise wie ein Junior-Team. Das erste Viertel, das mit zwölf Minuten zwei länger dauert als in der Bundesliga, bringt unterhaltsamen Basketball. 28 zu 21 liegt Portland vorne.
Die anfängliche Nervosität lässt nach
In Durchgang zwei gibt es Highlights auf beiden Seiten. Wenn Spieler wie Scoot Henderson oder DeAndre Ayton für Portland zum Korb ziehen, dann lässt das Basketballfans mit der Zunge schnalzen. Aber auch die Ulmer zeigen, wie es geht. Obwohl die Drei-Punkte-Linie in der NBA weiter weg vom Korb verläuft als in der BBL, treffen die Ulmer von draußen. Klepeisz und Herkenhoff dürfen sich ihre erfolgreichen Dreier ins Familienalbum kleben. Saraf und Essengue heften sie vermutlich an ihre Bewerbungsmappen. Ihr Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Was sie dort erwartet, zeigen ihnen kurz vor der Halbzeit Henderson und Camara. Ihr Zusammenspiel endet mit einem krachenden Dunking für Portland. Dass bei solchen Szenen die gesamte Portland-Bank aufspringt, zeigt auch, dass der NBA-Club das Spiel durchaus ernst nimmt. Zur Halbzeit liegt Ulm mit 16 Punkten hinten (45:61).
Müde Ulmer wieder hellwach
Auch im dritten Durchgang haben die Trail Blazers weiterhin Lufthoheit. Bei Rebounds sind die Ulmer meistens zweiter Sieger. Das NBA-Team blockt Ulmer Würfe, die in der Bundesliga ziemlich sichere Punkte wären. Aber Ulm spielt weiter gut mit. Die Gäste bekommen von den rund 3.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Moda Center (Fassungsvermögen 20.000 Plätze) immer wieder Szenen-Applaus. Es ist ein Monsterblock von Marcio Santos, der den Ulmern wieder Leben einhaucht. Der Ulmer Rückstand ist mit Ende des dritten Viertels wieder einstellig (74:83).
Auf Augenhöhe im Schlussviertel
Im Schlussviertel macht Ulm das Spiel tatsächlich nochmal eng. Offenbar lässt das Adrenalin in der XXL-Arena die Reisestrapazen nach dem Eurocup-Spiel in Istanbul vergessen. Ulm ist bis auf drei Punkte dran. Tomy Klepeisz, der es nach eigener Einschätzung nicht mehr in die NBA schaffen dürfte, lässt es auch noch krachen. Sein berüchtigter Dreier mit einbeinigem Absprung klappt auch auf NBA-Parkett. Am Ende fehlt den Gästen das letzte Körnchen aber doch. Die 100:111-Niederlage bei den Portland Trail Blazers ist dennoch ein echter Achtungserfolg für Ulm.
Bis auf die verletzten Jallow und Roby haben alle Ulmer Spieler in Portland Einsatzzeiten bekommen. Jeder durfte mal NBA-Luft schnuppern. Für alle wird das Spiel für immer in Erinnerung bleiben, sagt Sportdirektor Thorsten Leibenath im SWR-Interview aus dem Mannschaftsbus auf der Fahrt ins Hotel. Leider ist der amerikanische Traum für ratiopharm Ulm schon am Samstag abrupt zu Ende. Dann spielt das Team in der Bundesliga in Oldenburg.