Fußball | Nationalmannschaft

Der neue Toni Kroos? Angelo Stiller vom VfB Stuttgart erstmals im Nationalteam

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Autor/in
Kersten Eichhorn

Nach der EM ist vor der WM. Im neuen Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann ist ab sofort auch Angelo Stiller vom VfB Stuttgart ein wichtiger Faktor. Der Mittelfeldspieler wurde an diesem Donnerstag vom Bundestrainer erstmals für die Nationalmannschaft nominiert.

Am Dienstagabend, nach dem 5:0 des VfB im DFB-Pokal bei Preußen Münster wollte oder konnte er noch nichts sagen. Eine etwas ausweichende Antwort und ein Grinsen von Angelo Stiller reichten, um die Frage nach einer möglichen ersten Nominierung fürs Nationalteam zu beantworten: "Joa, lassen wir uns überraschen", sagte der Mittelfeldspieler der Stuttgarter.

Stillers Nominierung keine Überraschung

Zwei Tage später, an diesem Donnerstag war es dann fix: Stiller ist erstmals Teil der A-Nationalmannschaft, Julian Nagelsmann verkündete die Nominierung des 23-Jährigen für die bevorstehenden Länderspiele gegen Ungarn (07.09.) und die Niederlande (09.09.). Eine große Überraschung jedenfalls war die Berufung von Angelo Stiller wahrlich nicht. schon vor der EM im eigenen Land galt der technisch versierte Sechser als heißer Kandidat für den Kader des Bundestrainers, erste Kontakte waren genüpft worden, Angelo Stiller, so Julian Nagelsmann, sei "sehr nah dran".

Und spätestens nach den Rücktritten von Toni Kroos (Karriereende) und auch Ilkay Gündogan (Ende im Nationalteam) war klar: Am Stuttgarter Spielmacher kommt Julian Nagelsmann spätestens jetzt nicht mehr vorbei. Zumal Stiller, beim FC Bayern großgeworden und über Hoffenheim in Stuttgart gelandet, zuletzt gerade auch beim Pokalspiel in Münster als Torschütze und Taktgeber seinen immensen Wert fürs Spiel des Vizemeisters eindrucksvoll bestätigte. Der Mittelfeldakteur habe "schon in der vergangenen Saison und auch jetzt wieder sehr gute Leistungen gezeigt", erklärte Nagelsmann in der schriftlichen DFB-Mitteilung zur Nominierung. 

Nagelsmann nannte Stiller bereits nach der EM als Kandidaten fürs Nationalteam

Schon gleich auf der Abschluss-Pressekonferenz des DFB nach dem EM-Aus gegen die Spanier in Herzogenaurach nannte der Bundestrainer Angelo Stiller namentlich as Kandidaten für die künftige Sechserposition in der Mittelfeld-Zentrale. "Es ist schwer, Toni Kroos Eins-zu-Eins zu ersetzen, sonst wäre er nicht einer der besten Fußballer, das würde ihm auch nicht gerecht", so Nagelsmann, "aber klar, wir haben mit Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller, der eine sehr gute Bundesligasaison gespielt hat". Die beiden seien "Spieler und Kandidaten, die einen ähnlichen Spielstil haben oder haben können".

Die fußballerische Ähnlichkeit mit Toni Kroos

Angelo Stiller, einziger Neuling im DFB-Kader, als Toni-Kroos-Nachfolger im Nationalteam? Dieser Gedankengang ist logisch und nachvollziehbar, schließlich wirkt der 23-jährige Stuttgarter wie eine Art fußballerische Kopie des ehemaligen Madrilenen: Nicht der große Sprinter, aber eine fast fehlpassfreie Ballmaschine (fünftbeste Statistik der letzten Bundesligasaison mit 92,47 Prozent Pass-Statistik) und mit überragender Spielintelligenz ausgestattet. Stiller war und ist die zentrale Figur im Spielaufbau des Vizemeisters, bestimmt Taktung und Tempo. Er ist darüber hinaus auch in der Defensive variabel einsetzbar, half in der Endphase der Saison und zuletzt auch beim Bundesligastart in Freiburg beim VfB sogar als Innenverteidiger aus.

Münchens Hoffnungsträger auf der Sechserposition Aleksandar Pavlovic ist im Vergleich zu Stiller eher die - Neudeutsch - "Holding Six", spielt und interpretiert eher den defensiveren Part. Der Vorteil des drei Jahre älteren Angelo Stiller könnte auch die größere Routine und Robustheit (79 Bundesligaspiele für Hoffenheim und Stuttgart, Ex-Kapitän der deutschen U21 mit 17 Spielen) im Vergleich zu Pavlovic sein (20 Bundesligaspiele für den FC Bayern, zwei U20-Länderspiele, ein A-Länderspiel). Dazu kommt, dass auch der Stuttgarter mit dem VfB in dieser Saison - wie Pavlovic bei den Bayern - in der Champions-League wichtige internationale Erfahrung auf höchstem Niveau sammeln kann.

DFB-Doppelsechs mit Stiller und Pavlovic für die Zukunft?

Angelo Stiller wirkt aktuell auch körperlich stabiler als Aleksandar Pavlovic, der in seinem ersten Bundesligajahr immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Interessant und denkbar wäre für die Zukunft des Nationalteams allerdings auch eine Doppelsechs mit Stiller und Pavlovic, die sich in ihrer Art prima ergänzen könnten. Beide noch jung, aber hochtalentiert und damit eine veritable Zukunftslösung.

"Am Ende liegt es an den Spielern, die Leistung, die sie gezeigt haben, auch zu bestätigen", forderte Nagelsmann auch Angelo Stiller dazu auf, in der neuen Saison sein Niveau zu halten oder sogar noch zu steigern. Der Bundestrainer jedenfalls ist zuversichtlich. "Auf Sicht wird es uns gelingen, unser Spiel auf ähnliche Weise nach vorne zu tragen, wie es jetzt mit Toni Kroos der Fall war". Mit Angelo Stiller als sein "Erbe" auf dem Spielfeld?

Gleich fünf Spieler vom VfB Stuttgart im Nationalteam

Der jüngste Auftritt des gebürtigen Münchners in Münster jedenfalls war einmal mehr ein beeindruckendes Bewerbungsschreiben für den Bundestrainer: 127 Ballkontakte, 94% Passquote, ein Tor, eine Vorlage. Arg viel besser geht nicht. VfB-Coach Sebastian Hoeneß lobte seinen Mittelfeldmotor am Donnerstag in den höchsten Tönen. "Angelo hat es einfach verdient über viele, viele Monate Leistung auf Top-Niveau. Es passt perfekt nach den vielen Abgängen in der Nationalmannschaft. 'Ange' bringt alles mit, um in der Nationalmannschaft eine gute Rolle zu spielen."

Ab Montag beginnt für Angelo Stiller verdientermaßen das "Abenteuer Nationalteam" beim Treff im Teamquartier in Herzogenaurach. Mit dabei sind dann auch die VfB-Kollegen Alexander Nübel, Maxi Mittelstädt, Chris Führich und Deniz Undav. Gleich fünf Stuttgarter im Nationalteam, damit stellen die Schwaben neben Borussia Dortmund die größte Gruppe an Spielern.

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Kersten Eichhorn