Sebastian Hoeneß bezeichnet ihn gerne als "Turm" und wer die Physionomie von Dan-Axel Zagadou betrachtet, der wird vermutlich nachvollziehen können, wie der Trainer des VfB Stuttgart auf diese Metapher gekommen ist. Zagadou, 25 Jahre alt, ist mit seinen 1,96 Metern eine echte Erscheinung - und genau der Spieler, der dem VfB momentan fehlt.
Die Defensiv-Sorgen des VfB Stuttgart
Waldemar Anton, Kapitän und Stabilisator aus der Vorsaison, hat den VfB verlassen. Und zahlreiche andere Spieler wie Anthony Rouault, Josha Vagnoman, Leonidas Stergiou und Neuzugang Ameen Al-Dakhil standen oder stehen dem VfB wegen Verletzungen nicht zur Verfügung. Der junge Anrie Chase, der gegen Mainz eine gute Partie gemacht hat, braucht noch Zeit. Und auch von Neuzugang Jeff Chabot wäre es zu viel verlangt, schon jetzt die komplette Hintermannschaft zu stabilisieren - zumal es bei den Schwaben nicht nur in der Innenverteidigung, sondern im gesamten Defensivverhalten ruckelt.
"Ein ganz wichtiger Schritt" für Zagadou und den VfB
Nach sechs Gegentoren aus zwei Bundesligaspielen hatte es Hoeneß bereits auf den Punkt gebracht: "Dass wir hinten nicht sattelfest sind, ist offensichtlich." Und genau deshalb soll der "Turm" Zagadou für Sattelfestigkeit sorgen. Insofern war aus Stuttgarter Sicht die beste Nachricht des jüngsten Testspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht die, dass sich der VfB mit 4:1 durchsetzte gegen die Roten Teufel, die auch in der zweiten DFB-Pokalrunde nach Stuttgart kommen werden. Nein - die beste Nachricht war, dass Innenverteidiger Zagadou nach langer Verletzungspause sein Comeback feierte. "Ich bin so froh, dass er jetzt da ist, er ist so wichtig für uns als Mannschaft", sagte Hoeneß.
Wie viel Zeit wird Zagadou brauchen?
Die 30 Minuten Spielzeit im Test gegen den FCK waren ein Anfang. "Es war heute ein ganz, ganz wichtiger Schritt für ihn. Für uns auch. Wieder das Gefühl zu haben nach acht, neun Monaten, ohne Fußball. Training ist nicht das gleiche wie ein Testspiel. Ich fand, das war sehr ordentlich", sagte Hoeneß. Und er machte direkt deutlich, dass Geduld gefragt sei. Es sei logisch, dass noch nicht alles klappe.
Die große Frage ist, wie lange Zagadou, der in seiner Karriere schon oft mit Verletzungen zu kämpfen hatte, brauchen wird, um zu seiner alten Form zurückzukehren. Ist er beispielsweise schon zum Auftakt der Champions League bei Real Madrid eine Option? "Sobald er die nächsten Schritte macht, wird er wieder dabei sein", sagt Hoeneß. Was so viel bedeutet wie: Bei aller Freude und Hoffnung ist vor allem eines gefragt: Geduld. Wie die künftige Defensive des VfB dann aussehen könnte, ließ der Trainer noch offen. Er freue sich darauf, hoffentlich bald "die Qual der Wahl" zu haben.
Zagadou hat auch Qualitäten beim Spielaufbau
Zagadou hat jedenfalls, und das sollte nicht zu kurz kommen, viel mehr zu bieten als seine bloße Statur. Er besitzt auch einen äußerst filigranen linken Fuß, mit dem er das Spiel des VfB von hinten aufbauen und variabler gestalten kann. Auch das ist dem VfB durch den Abgang von Anton etwas abhanden gekommen. Und auch deshalb freut sich Hoeneß, dass der (filigrane) "Turm" wieder zurück ist.