Schon acht Neuzugänge

Im Trubel um Guirassy und Co. - Die VfB-Transfer-Offensive, die untergeht

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Autor/in
Michi Glang

Wenn es um den Kader des VfB Stuttgart geht, dreht sich fast alles um mögliche Abgänge von Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Co. Dass die Schwaben schon zahlreiche spannende neue Kicker geholt haben, geht völlig unter.

Frans Krätzig war die Nummer acht. Der Linksverteidiger kommt leihweise vom FC Bayern München an den Neckar. Beim VfB hat er nach der Leihe zu Rapid Wien nun die Möglichkeit, sich in der Bundesliga und in der Champions League zu beweisen, bevor er seinen Weg beim Rekordmeister weitergeht. Da werden bei dem einen oder anderen Erinnerung an Philipp Lahm wach, der 2003 denselben Weg einschlug und zwei Jahre lang mit dem VfB die Liga aufmischte.

Chabot und Hendriks - das "Zweikampf-Monster" und der Perspektivspieler

Mit Jeff Chabot und Ramon Hendriks haben die Stuttgarter zwei weitere Verteidiger geholt. Chabot kommt vom 1. FC Köln und ist ein echtes "Zweikampf-Monster". Der 26-Jährige gewann in der letzten Saison fast 68 Prozent seiner Duelle, kein Bundesliga-Spieler war besser. Verbesserungspotenzial gibt es dagegen noch in seinem Aufbauspiel. Doch VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hat in Stuttgart längst bewiesen, dass er Spieler entwickeln kann.

Hendriks ist dagegen ein Spieler mit Perspektive, der nicht den Druck hat, der Mannschaft sofort weiterhelfen zu müssen. Der 22-Jährige kommt von Feyenoord Rotterdam, war in den vergangenen beiden Spielzeiten jedoch an den FC Utrecht und Vitesse Arnheim ausgeliehen. In der abgelaufenen Saison absolvierte er 31 Spiele für Vitesse, bei seiner Zeit in Utrecht wurde er von einem Kreuzbrandriss ausgebremst. VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth traut Hendriks den Sprung in die Bundesliga zu, "gleichzeitig sehen wir bei ihm weiteres Entwicklungspotenzial".

Fabian Rieder kommt als EM-Teilnehmer zum VfB Stuttgart

Genauso alt wie Hendriks, aber bereits deutlich erfahrener ist Fabian Rieder. Der offensiv orientierte Mittelfeldspieler kommt per Leihe für ein Jahr von Stade Rennes. Über seine Qualitäten konnten sich die VfB-Fans bei der EM ein Bild machen. Rieder stand beim 1:1 zwischen der Schweiz und dem DFB-Team in der Startelf und machte ein gutes Spiel für die Eidgenossen. Auch beim Achtelfinalsieg gegen Italien stand Rieder von Beginn an auf dem Platz.

Stade Rennes gab zudem bekannt, dass die Stuttgarter eine Kaufoption für Rieder besitzen. Es ist also ein Transfer, der das finanzielle Risiko gering hält und gleichzeitig die Chance bietet, den Profi fest zu verpflichten, sollte er beim VfB einschlagen.

Yannik Keitel und Nick Woltemade - Duo mit großem Potenzial

Mit Yannik Keitel und Nick Woltemade stoßen zwei Spieler zu den Schwaben, die in ihren früheren Klubs in die Kategorie "uneingelöste Versprechen" fielen. Der frühere U21-Nationalspieler Keitel stand seit 2020 beim SC Freiburg unter Vertrag und absolvierte im Breisgau 64 Bundesligaspiele. In der vergangenen Saison kam er trotz großer Veranlagung nicht über die Rolle als Ergänzungsspieler hinaus. Sein Vertrag beim Sport-Club lief aus. Nun nimmt der zentrale Mittelfeldspieler, der in Freiburg zuletzt auch als Innenverteidiger eingesetzt wurde, beim VfB einen neuen Anlauf.

Woltemade galt bei Werder Bremen über Jahre als Top-Talent. Richtig durchsetzen konnte er sich an der Weser jedoch nie. Ein Grund: Für einen Angreifer gelangen ihm schlicht zu wenig Tore. Zweimal traf Woltemade in der Bundesliga für die Bremer. Das offensiv ausgerichtete Spiel von VfB-Trainer Hoeneß könnte dem 1,98-Meter-Schlaks, der trotz seiner Körpergröße über eine verblüffend gute Technik verfügt, aber entgegenkommen.

Talent Justin Diehl kommt vom 1. FC Köln

Mit Justin Diehl kommt ein Akteur zu den Schwaben, der laut VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth "zu den spannendsten Spielern auf seiner Position in Deutschland zählt". Der 19-jährige Linksaußen wurde ablösefrei vom 1. FC Köln verpflichtet, wo das Talent auch sämtliche Jugendteams durchlaufen hat.

In der vergangenen Saison gab es in Köln viel Wirbel um Diehl. Der frühere Trainer Steffen Baumgart hatte klargemacht, nicht mehr auf Diehl zu setzen, nachdem dieser angekündigt hatte, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Unter Baumgarts Nachfolger Timo Schultz kam Diehl dann wieder zum Einsatz. Als er am vorletzten Spieltag nicht im Kader stand, besuchte der 19-Jährige eine Hochzeit, statt die Mannschaft im Abstiegskampf zu unterstützen und wurde vom FC suspendiert. Das unrühmliche Ende seiner Zeit, zu dem er einst als Sechsjähriger gewechselt war. Beim VfB hofft Diehl nun auf einen Neustart auf hohem Niveau. Nach der chaotischen Saison wird ein Tapetenwechsel dem Offensivmann womöglich gut tun, der seine Stärken in der zweiten Mannschaft der Kölner schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat - mit zwölf Toren und neun Vorlagen in 19 Regionalliga-Spielen.

Komplettiert wird der Achterpack der Neuzugänge von Torhüter Stefan Drljaca, der von Dynamo Dresden kommt. Der 25-Jährige soll das Torhüterteam des VfB verstärken, was laut Wohlgemuth durch die Qualifikation für die Champions League und den Aufstieg der 2. Mannschaft in der 3. Liga vonnöten ist.

VfB Stuttgart mit vielen spannenden Spielern mit Perspektive

In der Summe hat der VfB Stuttgart schon jetzt viele Spieler verpflichtet, die zwar nicht den ganz großen Namen haben, auf deren Entwicklung man aber gespannt sein darf. Klar, der Verlust von Leistungsträgern wie Hiroki Ito und vermutlich Serhou Guirassy und Waldemar Anton schmerzt den Klub und seine Anhänger. Aber: Auch im letzten Jahr verlor der VfB mit Konstantinos Mavropanos, Wataru Endo und Borna Sosa prägende Kicker. Als Neuzugänge kamen unter anderem Angelo Stiller und Maximilian Mittelstädt - damals auch nicht die ganz großen Namen. Heute ist der eine Stammspieler bei der Heim-EM und der andere wurde als Neuzugang beim FC Barcelona gehandelt.

Der verkörperte Leader: Wataru Endo
Längst war der Japaner Wataru Endo beim VfB Stuttgart zur "Legendo" aufgestiegen, als der FC Liverpool Interesse an dem Mittelfeldstrategen zeigte. Die Reds überwiesen im Sommer 2023 etwa 20 Millionen Euro für den damals 30-Jährigen. Für viele ein überraschender Deal, schließlich war das Team des damaligen Liverpool-Trainers Jürgen Klopp gespickt mit Stars. Doch Endo kam in der vergangenen Premier-League-Saison auf 29 Einsätze und durfte zusätzlich neunmal in der Europa League auflaufen. Bild in Detailansicht öffnen
Konstantinos Mavropanos, Verteidiger des VfB Stuttgart
Im Sommer 2023 verließ auch Konstantinos Mavropanos den VfB Stuttgart. Der dynamische Innenverteidiger wechselte ebenfalls für 20 Millionen Euro in die Premier League - zu West Ham United. Im Team des schottischen Trainers David Moyes kam der Grieche in 19 Premier-League-Spielen und neun Mal in der Europa League zum Einsatz, in der West Ham erst im Viertelfinale an Bayer 04 Leverkusen scheiterte. Bild in Detailansicht öffnen
Stürmer Timo Werner im Trikot des VfB Stuttgart.
Timo Werner verließ den VfB Stuttgart im Sommer 2016. Liga-Konkurrent RB Leipzig überwies etwa 23 Millionen Euro für den blitzschnellen und wieselflinken Stürmer. Zwischendurch spielte der Schwabe zwei Jahre für den FC Chelsea, kehrte jedoch im Sommer 2022 zu RB Leipzig zurück. In der abgelaufenen Saison stürmte Werner für Tottenham Hotspur. Nach aktuellem Stand (16.06.2023) muss der mittlerweile 28-jährige Stürmer im Sommer wieder zurück zu seinem aktuellen Stammverein RB Leipzig. Bild in Detailansicht öffnen
Nicolás Gonzalez wechselte zur Saison 2122 zur AC Florenz.
Nicolás Gonzalez: Für den Argentinier kassierte der VfB Stuttgart seine dritthöchste Ablöse der Vereinsgeschichte. 24,5 Millionen Euro (einschließlich Boni) überwies AC Florenz 2021 an die Schwaben. Der argentinische Nationalspieler stürmt derzeit immer noch für die Fiorentina und hat momentan einen Marktwert von 35 Millionen Euro. Bild in Detailansicht öffnen
Mario Gomez wechselte zur Saison 0910 zum FC Bayern München (ca. 30 Mio. Euro).
Mario Gomez: 2009 nahm der Stuttgarter Torjäger die Autobahn Richtung München. Für die angeblich vertraglich fixierte Summe von 30 Millionen Euro transferierte VfB-Sportdirektor Horst Held den Stürmer zum FC Bayern München. Zu dieser Zeit war das der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte. Nach Stationen in Florenz, Istanbul und Wolfsburg hat Mario Gomez 2020 seine Karriere beim VfB beendet. Derzeit ist der 38-Jährige ehemalige Nationalstürmer Technischer Direktor von Red Bull Soccer. Bild in Detailansicht öffnen
Benjamin Pavard ist bislang der Rekord-Abgang (ca. 35 Mio. Euro) des VfB Stuttgart.
Benjamin Pavard: Im Sommer 2019 wechselte der französische Weltmeister, dank einer Ausstiegsklausel für etwa 35 Millionen Euro zum FC Bayern München. Pavard kam 2019 aus Lille zum VfB Stuttgart, bei dem er eigentlich einen Vertrag bis 2021 unterschrieben hatte. Aktuell spielt der Verteidiger für Inter Mailand und hat einen Marktwert von etwa 50 Millionen Euro. Bild in Detailansicht öffnen
Deniz Undav während der Niederlage des VfB Stuttgart bei Werder Bremen.
Bald könnte sich Deniz Undav einreihen - allerdings eher unfreiwillig. Denn eine Spezial-Klausel könnte Undav gleichzeitig zu einem der teuersten Ein- und Verkäufe des VfB Stuttgart machen. Die Schwaben haben eine Kauf-Option für 20 Millionen Euro. Damit wäre er der teuerste Einkauf in der Geschichte der Schwaben. Doch laut Medienberichten hat Brighton & Hove Albion eine Rückkauf-Klausel, die naturgemäß höher sein dürfte. Damit wäre er automatisch einer der Rekord-Abgänge der Schwaben. Bild in Detailansicht öffnen
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Michi Glang