Im Kreis seiner neuen Trainerkollegen gab es für Julian Schuster einen freundlichen Empfang. "Gratulation, Julian, für diesen Einstieg ins Trainergeschäft", sagte Uwe Koschinat, seit fast 20 Jahren im Profifußballgeschäft dabei. Und dann fügte der Trainer des VfL Osnabrück noch etwas zerknirscht hinzu: "Mein erstes Spiel habe ich nicht so hoch gewonnen..."
Mit einem 4:0 (2:0)-Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Koschinats VfL Osnabrück begann am Samstag (17.08.224) beim SC Freiburg eine neue Zeitrechnung. Zwölfeinhalb Jahre hieß der Trainer des Bundesligisten Christian Streich (59). In diesem Sommer beerbte ihn der 39 Jahre alte Schuster. Das ist kein gewöhnlicher Trainerwechsel. Es ist aber immer noch der SC Freiburg. Also kennt auch der neue Chefcoach den Verein bereits seit 16 Jahren als Spieler, Kapitän und Verbindungstrainer zwischen Nachwuchs- und Profibereich. Und deshalb setzt auch Schuster nun in neuer Rolle auf ein altes Freiburger Erfolgsmodell.
Zwei Talente in der Startelf
In seinem ersten Pflichtspiel als Profitrainer stellte er den 18 Jahre alten Bruno Ogbus hinten rechts auf und den 21 Jahre alten Max Rosenfelder ins Abwehrzentrum. Beide wurden in der eigenen Talentschmiede ausgebildet und gaben nun ihre Debüts bei den Profis. "Das ist der Freiburger Weg", sagte Schuster. "Schön, dass wir wieder weitere Jungs bei den Profis integriert haben. Darüber freuen wir uns alle. Das kommt heute zu dem 4:0-Sieg noch dazu."
Der Verein und seine Prinzipien stehen über den handelnden Personen. Das hat Schuster längst verinnerlicht. Und deshalb machte er aus seinem Profitrainer-Debüt auch kein großes Ding. "Es war so, wie es als Spieler auch schon war", sagte er lapidar. "Sobald angepfiffen wird, ist der Fokus da. Da ist dann kein Platz für Anspannung, Druck oder für Äußeres."
Freiburg unter Schuster: offensiver und risikobereiter
Schuster lässt etwas anders spielen als sein Vorgänger Streich: offensiver, risikobereiter. Der Gegner wird nun früher attackiert. Das braucht Zeit. "Das kann nach sechs Wochen Vorbereitung nicht alles perfekt sein", sagte Torwart Florian Müller. Aber in Freiburg bekommt man auch mehr Zeit als anderen Standorten. Das zeigt das Beispiel Junior Adamu aktuell noch viel besser als das von Schuster selbst.
Fußball | Bundesliga Adamu mit neuem Trainer, neuer Energie & neuer Chance
Stürmer Junior Adamu vom SC Freiburg galt bereits als teures Missverständnis. Unter dem neuen Trainer Julian Schuster wittert der Österreicher aber plötzlich eine neue Chance.
Der 23 Jahre alte Angreifer kam vor einem Jahr als potenzieller EM-Stürmer Österreichs für rund sechs Millionen Euro von Red Bull Salzburg. Seine Bilanz der ersten Bundesliga-Saison: eine Knieverletzung, kein Startelf-Einsatz, kein Tor. Bei einer derart großen Diskrepanz zwischen Erwartung und Ertrag hätte es in anderen Clubs vielleicht gar kein zweites Bundesliga-Jahr mehr für Adamu gegeben. In Freiburg aber erhielt er die Chance zum Neustart und gilt nun als großer Gewinner der Vorbereitung.
Lucas Höler über Junior Adamu: "Er ist wie ausgewechselt"
Nach den beiden ersten Treffern von Lucas Höler (30. Minute) und Vincenzo Grifo (34.) schoss Adamu in Osnabrück die Tore zum 3:0 (72.) und 4:0 (90.+4). Und sein Sturmpartner Höler sagte danach: "Er ist wie ausgewechselt."
Schuster erklärte das etwas ausführlicher. Adamu sei "ohne Verletzung in die Vorbereitung gestartet. Das ist die Grundlage. Und das ist der große Unterschied zwischen diesem Jahr und letztem Jahr", sagte er. "Für Spieler, die in der vergangenen Saison vielleicht im Hintertreffen waren, ist mit einem Trainerwechsel aber immer auch die Chance da, sich neu zu zeigen. Das hat nicht nur er gemacht, sondern auch andere. Sie haben richtig Gas gegeben."
Sein Bundesliga-Debüt als Cheftrainer wird Schuster kommendes Wochenende (Samstag, 23.08., 15:30 Uhr, live im ARD Audiostream) geben. Gegner ist dann der einzige Proficlub, für den er neben dem SC Freiburg noch gespielt hat: der VfB Stuttgart. "Ein Derby am ersten Spieltag zu Hause: Da braucht man keine große Anlaufzeit. Da geht es gleich zur Sache", sagte er.