So lief die Saison 2024/25 bisher

Winterbilanz TSG Hoffenheim: Mehr Konstanz - oder Abstiegskampf bis zum Schluss

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Autor/in
Stefan Sander
Stefan Sander arbeitet seit Januar 2024 als Redakteur bei SWR Sport.

Nach dem schwachen ersten Halbjahr braucht es neue Impulse bei der TSG Hoffenheim. Der Trainerwechsel von Pellegrino Matarazzo zu Christian Ilzer alleine reicht nicht, meint SWR Sportredakteur Stefan Sander.

Eine professionelle Infrastruktur, Nachwuchstalente und finanzielle Möglichkeiten. Voraussetzungen, die sich jeder Bundesligist wünscht und welche die TSG Hoffenheim hat. Der Europa-League-Teilnehmer holte aus den guten sportlichen Bedingungen in der Bundesliga-Hinrunde allerdings wenig heraus. Statt über Erfolg sprach man in Hoffenheim zuletzt mehr über einzelne Personalien.

So lief die Saison bisher

Alles begann bereits vor dem Saisonauftakt gegen Holstein Kiel, als der ehemalige Geschäftsführer Alexander Rosen entlassen wurde und die Fans protestierten. Ich war ehrlich gesagt ein wenig überrascht, dass die TSG trotz des Durcheinanders in der Führungsebene das Spiel gewinnen konnte. Es war zwar "nur" ein Sieg gegen den Aufsteiger aus Kiel, aber zur Pause führte die TSG souverän mit 2:0 und die drei Punkte waren nie wirklich gefährdet.

Danach folgten allerdings drei Niederlagen gegen Frankfurt, Leverkusen und Union Berlin. Der Tiefpunkt der Hinrunde war für mich die Pleite gegen Werder Bremen, als die Hoffenheimer nach zwölf Minuten mit 3:0 führten und am Ende 3:4 verloren. Ab diesem Zeitpunkt war die Matarazzo-Entlassung meiner Meinung nach nur noch eine Frage der Zeit. Da halfen auch die drei Spiele ohne Niederlage gegen Dynamo Kiew in der Europa League, gegen den VfB Stuttgart und den VfL Bochum nicht, um für Ruhe im Verein zu sorgen.

Von Matarazzo zu Ilzer bei der TSG Hoffenheim
Es kam wie es kommen musste, nach dem 0:2 gegen St.Pauli und dem 0:0 gegen den FC Augsburg wurde Matarazzo freigestellt, obwohl er aus seinen letzten neun Pflichtspielen nur zwei Partien verloren hatte. Als Nachfolger verpflichteten die Hoffenheimer Christian Ilzer von Sturm Graz. Eine wesentliche Rolle an dem Transfer hatte Andreas Schicker als neuer Geschäftsführer der TSG. Schicker beerbte den im Sommer ausgeschiedenen Rosen und hatte nur wenigen Wochen vor Ilzer seinen Dienst in Hoffenheim angetreten. Innerhalb von wenigen Tagen wechselte ein großer Teil des Trainerstabs und der Geschäftsführer vom Sturm Graz nach Sinsheim. Obwohl es mittlerweile fast schon Usus ist, war der Wechsel wieder ein deutliches Zeichen, wie schnelllebig das Geschäft im Profifußball ist.

Das Highlight: der Sieg gegen RB Leipzig

Dem neuen Coach Ilzer gelang bei seiner Bundesliga-Premiere direkt ein spektakulärer Start gegen die Spitzenmannschaft von RB Leipzig. Nach drei Rückständen drehten die Hoffenheimer das Spiel und gewannen mit 4:3. Das Team überzeugte vor allem durch seine Geschlossenheit auf dem Platz. Nach den Gegentreffern spielte die TSG weiter nach vorne und schaffte es immer wieder zurückzukommen. Ilzer stellte von der Dreierkette auf Viererkette um. Anton Stach wurde aus der Verteidigung wieder in das zentrale Mittelfeld gezogen und Pavel Kaderabek und Haris Tabakovic kamen neu in die Startelf. Die Hoffenheimer agierten mutig und attackierten früh. Innerhalb von wenigen Tagen war die Handschrift des neuen Trainers bereits sichtbar.

Auf den spektakulären Sieg gegen Leipzig folgten allerdings zwei enttäuschende Niederlagen gegen Braga und Mainz. Besonders gegen die 05er zeigte das Team im Vergleich zum Spiel gegen Leipzig ein völlig anderes Gesicht. Hoffenheim zog sich weit zurück und wirkte im Spiel nach vorne ideenlos. Danach holte die Mannschaft einen Punkt gegen den SC Freiburg und überraschte mit einem Unentschieden gegen Borussia Dortmund. Die Hoffenheimer blieben auch unter Ilzer eine Wundertüte, von Konstanz war nichts zu spüren. Das ist für mich der größte Negativpunkt bei der TSG. Mal macht das Team ein gutes Spiel, dann zeigt es aber wieder schlechtere Leistungen. Eine gute Partie im Monat reicht einfach nicht, um sich in der Bundesliga zu stabilisieren.

Diese Spieler haben überzeugt

Es gab nur wenige Profis bei der TSG, die in der Hinrunde konstant ihre Leistung abriefen oder sich im Laufe der Saison verbesserten. Dass die TSG Hoffenheim im ersten Halbjahr nicht noch negativer abschnitt, lag oft an Torwart Oliver Baumann. Immer wieder überzeugte der Keeper mit starken Paraden und gutem Aufbauspiel. In der Partie gegen den VfL Bochum hielt Baumann beim Spielstand von 2:1 einen wichtigen Elfmeter und sicherte den Sieg für seine Mannschaft. Bis auf den Patzer gegen Freiburg strahlte Baumann die komplette Hinrunde Ruhe und Souveränität aus.

Ein weiterer Lichtblick war Mittelfeldspieler Tom Bischof. Der 19-Jährige stabilisierte seine Leistungen von Spiel zu Spiel und wurde besser. Gegen RB Leipzig gelang ihm sein erster Treffer als Bundesliga-Profi per Freistoß. Es war auch der erste Freistoßtreffer für die TSG in der laufenden Saison. Bischof, in der Jugend von Hoffenheim ausgebildet, entwickelte sich in kurzer Zeit zum Leistungsträger und traf auch im Spiel gegen Freiburg. Er könnte im neuen Jahr ein wichtiger Faktor für die Hoffenheimer Mannschaft sein.

Hier ist noch Luft nach oben

Im Gegensatz zu Baumann und Bischof enttäuschte die Offensive der TSG Hoffenheim. Marius Bülter startete mit sechs Scorerpunkten in den ersten sieben Bundesligapartien gut in die Saison, tauchte danach aber ab. Dazu kam auch eine langwierige Verletzung. Andrej Kramaric, der in den Jahren davor der konstanteste Offensivspieler der Hoffenheimer war, befindet sich aktuell in einem Formtief. Gegen Borussia Mönchengladbach beendete er immerhin seine Torflaute, die seit dem 19. Oktober gegen den VfL Bochum anhielt. Adam Hlozek hat immer wieder gute Momente und traf unter anderem gegen Kiew und Leipzig doppelt. Ansonsten fehlte ihm aber oft die Konstanz. Haris Tabakovic bekam von Ilzer die Chance, von Anfang an zu stürmen. Unter dem neuen Coach gelang ihm allerdings bis jetzt noch kein Tor.

Ausblick 2025

Ich bleibe dabei, ein gutes Spiel reicht nicht. Christian Ilzer muss es mit seinem Team schaffen, sich in der Rückrunde konstant zu steigern. Es muss bei der Spielweise eine klare Linie zu erkennen sein. Mal gehen die Hoffenheimer vorne drauf, mal ziehen sie sich zurück. Wo will das Team von der Spielweise hin? Ich vermisse den klaren Spielstil. Die Qualität im Kader ist da, die Leistungsträger wie Kramaric und Hlozek müssen sich steigern. Sollte das der TSG nicht gelingen, wird der Verein bis zum Ende der Saison im Abstiegskampf bleiben.