Pellegrino Matarazzo sitzt auf seiner Trainerbank.

Fußball | Zwischenbilanz

Herbst-Tristesse bei der TSG Hoffenheim: Seelenwärmer dringend gesucht

Stand
Redakteur/in
Patrick Stricker

In der Länderspielpause der Bundesliga zieht SWR Sport eine Zwischenbilanz: Die TSG Hoffenheim sehnt sich nach schwachem Start nach einem echten Befreiungsschlag – und nach Ruhe.

So lief der Saisonstart der TSG Hoffenheim

Alles andere als optimal. Nach nur einem Sieg, einem Unentschieden und ganzen vier Niederlagen in den ersten sechs Spielen muss sich Tabellenrang 16 wie der berühmte Boden der Tatsachen anfühlen. Mit viel Tamtam beim 4:2 gegen den FC Bayern waren die Kraichgauer am 34. Spieltag der vergangenen Runde in die Europa League eingezogen – doch die Euphorie, die im Mai rund um die TSG herrschte, ist knapp fünf Monate später nahezu verpufft. Hoffenheim steht schon jetzt bei 16 Gegentreffern, einzig Aufsteiger Holstein Kiel kassierte mehr (19).

Gegen eben jene Kieler Störche gelang der Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo ihr bislang einziger Saisonsieg, ein 3:2 am ersten Spieltag. Es folgten vier Niederlagen in Serie, mit dem Tiefpunkt Ende September: Gegen Werder Bremen lag die TSG nach zwölf Minuten mit 3:0 in Führung, verlor das Heimspiel aber noch mit 3:4. Seelenwärmer in diesen stürmischen Hoffenheimer Herbstzeiten gab es in der Europa League, allen voran beim 2:0 gegen Dynamo Kiew.

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So lief es für die Neuzugänge der TSG Hoffenheim

Rein vom Namen und von den Bilanzen her sticht natürlich der prominenteste Neuzugang hervor, Adam Hlozek von Meister Bayer Leverkusen. Der Angreifer stieß eine Woche vor Bundesliga-Start zum Team und wirkte seitdem zumindest in seinem Arbeitsbereich in der Offensive wie eine schnelle Verstärkung: ein Tor und ein Assist in fünf Liga-Einsätzen, dazu der Doppelpack im Europapokal gegen Kiew.

Haris Tabakovic, erst Ende August von Zweitligist Hertha BSC gekommen, ist noch ohne Treffer oder Vorlage für die Kraichgauer. Auf der linken Außenbahn absolvierte der 23 Jahre junge Österreicher Alexander Prass alle neun Pflichtspiele von Beginn an und teils über die vollen 90 Minuten, inklusive Europa League und DFB-Pokal. Dort hatte sich das Matarazzo-Team in der ersten Runde bei den Würzburger Kickers zu einem 7:5 nach Elfmeterschießen gemüht.

So wirkt der Trainer Pellegrino Matarazzo

Beim jüngsten 1:1 in Stuttgart hat die TSG Hoffenheim einen richtigen Befreiungsschlag zwar verpasst. Doch dem Coach war hinterher anzumerken, dass das zweite Spiel in Folge ohne Niederlage für einiges an Entspannung gesorgt hat. Nach turbulenten Wochen mit schlechten Ergebnissen, durch die der Trainerstuhl des 46-Jährigen ins Wanken geriet, wirkte Matarazzo im Rahmen der Möglichkeiten gelöst. Zu Beginn der Pressekonferenz nach dem Match grüßte der Ex-VfB-Coach erst einmal ganz lässig ein paar bekannte Gesichter, um dann zu sagen, was alle bei der TSG hoffen: "Das war wieder ein Schritt nach vorne."

Gut für Matarazzo: Mit dem neuen Sportchef Andreas Schicker – dem Nachfolger des in der Sommerpause entlassenen Alexander Rosen – hat der Trainer neuerdings einen weiteren Fürsprecher im Club. Die vergangenen Wochen und Monate, so Schicker, seien für Matarazzo "nicht einfach" gewesen. Aber: "Für mich gibt es im Moment keine Diskussion und Spekulation um den Trainer." Auch das dürfte beim Übungsleiter für Entspannung sorgen.

Ausblick

Einen richtigen Befreiungsschlag, wie ihn die Kraichgauer jüngst in Stuttgart verpasst hatten, soll und muss es dringend in den anstehenden Partien nach der Länderspielpause geben. Die Tabelle hat nach sechs Spieltagen freilich eher eine geringe Aussagekraft, aber die nächsten Hoffenheimer Duelle mit Schlusslicht Bochum (19.10.), Heidenheim (27.10.), dem Fünfzehnten St. Pauli (02.11.) sowie dem Dreizehnten Augsburg (10.11.) haben ganz offensichtlich richtungsweisenden Charakter.

Vier Spiele, vier Möglichkeiten, den verpatzten Saisonstart ganz schnell abzuhaken. Die Europa League mit Gegnern wie dem FC Porto (24.10.) oder Olympique Lyon (7.11.) hätte dann nicht mehr den Charme eines Seelenwärmers, sondern einer wohlverdienten Zugabe.

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Patrick Stricker