Ein paar Wochen ist es inzwischen her, da stand Maximilian Beier in einer großen, dunkelblauen Jacke und mit kurzer Hose und herunter gerutschten Stutzen in Sinsheim auf dem Zaun. Die TSG-Fans hatten ihn durchs Megaphone in die Kurve gerufen, feierten ihn lautstark – mal wieder nach einem Doppelpack, in diesem Fall gegen Bremen. Es war eine von vielen ungewohnten Situationen für den 21-Jährigen, der im Anschluss gestand, er habe vor allem Sorge gehabt, vom Zaun zu fallen. Beier ist mit zwölf Treffern der Top-Torschütze der TSG in dieser Saison, im Rampenlicht oder eben auf dem Zaun steht er trotzdem nicht gern.
Außerhalb des Platzes ist er zurückhaltend, wirkt bisweilen überraschend unaufgeregt. Ganz anders war das, als Bundestrainer Julian Nagelsmann den Hoffenheimer Top-Scorer am Sonntag angerufen hat: "Als ich den Namen auf dem Display gesehen hab, da hat es bei mir angefangen zu pochen", verrät Beier in einem vereinseigenen Interview und klopft sich auf seine Brust. Links - da, wo das Herz schlägt. "Ich war schon sehr nervös."
Beier über Nagelsmann-Anruf: "Habe keinen gescheiten Satz rausbekommen"
Deshalb habe er dann auch gar nicht mehr viel sagen können als klar war, dass Beier gemeinsam mit Keeper Oliver Baumann einer von zwei Hoffenheimern im Kader für die anstehenden Testspiele der DFB-Elf gegen Frankreich am 23. März in Lyon und gegen die Niederlande am 26. März in Frankfurt ist. "Ich habe keinen gescheiten Satz rausbekommen."
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Der VfB Stuttgart musste bis zum Kurzdebüt von Josha Vagnoman 2023 lange warten, bis er wieder einen deutschen Nationalspieler hatte. Bei den EM-Tests sind es nun gleich mehrere. Auch zwei Hoffenheimer und ein Heidenheimer sind dabei.
Ganz anders war das bei Beiers Teamkollegen und Trainer Pellegrino Matarazzo, der hatte den Top-Scorer in den vergangenen Wochen nicht nur für seine Tore, sondern auch dafür gelobt, dass er ein "Arbeiter" ist, dass Beier mehr als "nur" Treffer in die Mannschaft einbringt. "Wir freuen uns alle für ihn, er hat es auch verdient", sagt Matarazzo jetzt. "Er ist in Topform, er macht seine Tore, arbeitet extrem fleißig und ist ein super Typ für jede Mannschaft."
Dauerlächeln bei Maximilian Beier
Als bodenständig und authentisch beschreibt Matarazzo Beier, den alle innerhalb des Teams eigentlich nur Maxi nennen. "Er läuft mit einem Dauerlächeln rum. Er strahlt richtig." Dass sich der 21-Jährige, der schon mal mit dem Bus zum Training kommt, das auch bei der Nationalmannschaft bewähren wird, dass er mit dem Druck, den gewachsenen Ansprüchen, der größeren Erwartungshaltung umgehen kann, daran glaubt Matarazzo.
"Maxi ist so cool, wie er immer ist", sagt der Coach. "Ich bin davon überzeugt, dass er bleiben wird, wie er ist." Das habe Beier bereits bei der TSG unter Beweis gestellt, schließlich war der Fokus mit steigender Trefferquote auch da mehr auf ihn gerichtet. Beier weiß um seine sportlichen Qualitäten, wirkt vor der Anreise zum DFB-Team aber beinahe erleichtert, dass mit Torhüter Baumann ein Teamkollege mit dabei ist.
Baumann und Beier zur EM?
"Ich bin froh, dass ich jemanden da habe, mit dem ich von Anfang an eine Verbindung habe", sagt Beier. Baumann ist bei der TSG mehr als nur Schlussmann. Er ist für junge Spieler wie Beier Vorbild, Rückhalt und Ansprechpartner. Und – auch Baumann hofft auf die EM im Sommer, postete via Instagram, dass er stolz sei, das Trikot des DFB-Teams zu tragen.
Vielleicht können sich Baumann und Beier ja bei der Nationalelf gemeinsam Träume erfüllen. "Wer weiß, wenn ich schon mal da bin, vielleicht läuft es ja so gut und ich kann mein Debüt geben, für die Nationalmannschaft. Das wäre natürlich ein Traum", sagt Beier. Und wie er die mit den Fans feiern könnte, das weiß er ja inzwischen.