Jubeln wie Erling Haaland, Freistöße schießen wie Jan-Niklas Beste oder grätschen wie Lena Oberdorf: Das wollen Kinder, die Fußball spielen, schon in der E-Jugend. "Fußball spielt eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft", sagt auch Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo. "Und Vorbilder sind immer wichtig." Das sind für eben jene Kinder, denen das Trikot im ersten Training noch bis zu den Knien reicht oder die nach der Schule den Ranzen nur schnell in die Ecke werfen und mit Eistee und Stollenschuhen auf den Bolzplatz rennen, Fußballerinnen und Fußballer.
"Ich als Trainer, wir als Verein, wir verkörpern Werte", sagt Matarazzo und ist sich der Vorbildfunktion bewusst. Dass seine Spieler eine klare Haltung haben und dafür einstehen, sie nicht abstreifen, wie eine nass gewordene Trainingsjacke nach der Vormittagseinheit, dürfte für den Trainer auch deshalb wichtig sein. "Manchmal wählen wir auch Spieler, die ähnliche Werte verkörpern. Weil ich glaube, dass ein ähnliches Wertesystem wichtig ist, dass man auch erfolgreich werden kann", sagt der Coach.
Ex-Freiburger Kevin Schade zieht Konsequenz
Wie wichtig, das zeigt sich nicht nur auf dem Platz. Denn Stürmer Maximilian Beier musste sich zuletzt weniger mit seiner sportlichen Leistung, die mit sechs Toren und fünf Vorlagen aktuell ohnehin alle Erwartungen übertrifft, dafür aber mit dem Verhalten seines Beraters Maik Barthel beschäftigen. Der hatte sich in einem Post sexistisch über Union Berlins Co-Trainerin Marie-Louise Eta geäußert.
Nationalspieler Kevin Schade vom englischen Erstligisten FC Brentford, der bis dahin ebenfalls von Barthel vertreten wurde, hatte sich daraufhin vom Berater getrennt und erklärt: "Ich stehe für Offenheit, Gleichberechtigung und Vielfalt und so möchte ich mich auch repräsentiert fühlen." Zudem wolle er das "Gedankengut" so nicht stehen lassen.
Auch Maximilian Beier trennt sich von Berater
Eben jener Post scheint auch Beier beschäftigt zu haben. "Er hat sich das überlegt und eine Entscheidung getroffen, in seinem jungen Alter, die ihn sicherlich ein paar Tage beschäftigt hat", sagt Matarazzo. Vor wenigen Tagen trennte sich auch Beier von Barthel. Der Berater hatte sich im "kicker" für seine Wortwahl entschuldigt. "Wir unterstützen seine Entscheidung“, sagt der Trainer unmissverständlich, sein Rückhalt für den 21 Jahre alten Stürmer ist es auch. "Wir unterstützen die Spieler auf ihrem Weg, begleiten sie, wenn sie Unterstützung brauchen oder einen Rat haben wollen."
Dass Beier den zudem von Hoffenheimer Führungsspielern, wie etwa Kapitän Oliver Baumann oder Teamkollege Grischa Prömel, bekommen kann, ist zudem ein weiterer wichtiger Faktor. Auch Baumann und Prömel sind Fußballer mit Haltung, Spieler, die sich ihrer Vorbildfunktion auf und neben dem Platz bewusst sind, die für ihre Werte einstehen, sich stark machen. So unterstützt Baumann die Arbeit der Kinderkrebsklinik Heidelberg und hat inzwischen sogar einen eigenen Verein gegründet. Mit "Olis Kinderwelt" will er Wünsche erfüllen.
Baumann und Prömel gehen voran
Prömel macht sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser stark, stand zuletzt für eine Kampagne von "Viva con Agua" vor der Kamera. "Ich freue mich, dass unsere Jungs ihr Herz am richtigen Fleck haben. Es ist eine tolle Truppe", sagt Matarazzo. Nach der Trennung von seinem Berater erlebt der Coach Jungstar Beier "sehr befreit und glücklich. Und das ist ein Zeichen, dass es die richtige Entscheidung war." Auch deshalb ist er überzeugt: "Er geht seinen Weg." Und dann werden ihm die Kinder aus der E-Jugend nicht nur sportlich nacheifern wollen.