Friedhelm Funkel gut gelaunt auf dem Weg zu seiner ersten Einheit als FCK-Trainer.

Fußball | 2. Bundesliga

FCK-Trainer Friedhelm Funkel: Der Messias, der keiner sein will

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Autor/in
Zobel, Sebastian

Friedhelm Funkel ist bereits der dritte Trainer in dieser Saison bei Zweitligist Kaiserslautern. Kann er den Klassenerhalt schaffen? Welche Rolle spielt der Technische Direktor Enis Hajri?

Dass die Zeit von Dimitrios Grammozis als FCK-Trainer zu Ende gehen würde, hatte sich nach der Heimpleite gegen Paderborn schnell abgezeichnet. Die Kurve forderte den Rauswurf des Trainers, und die Verantwortlichen, Geschäftsführer Thomas Hengen sowie der technische Direktor Sport, Enis Hajri, stellten sich in ihren Interviews auch nicht gerade hinter ihren Coach. "Jedem Pfälzer mit halbwegs klarem Fußballsachverstand war eigentlich klar, was daraufhin folgen muss", sagt Moritz Kreilinger, Redakteur beim Kicker, im SWR Sport-Podcast "Nur der FCK".

"Die Halbwertszeit von Dimitrios Grammozis war extrem kurz. Natürlich sind im Fußball Ergebnisse wichtig, aber auch außerhalb des Platzes hat man schon relativ früh gesehen, worauf das hinauslaufen könnte", analysiert der freie Journalist Florian Reis, der überwiegend für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) über den FCK schreibt. Grammozis und sein Chef Hengen hätten teilweise völlig konträre Sichtweisen auf die Spiele gehabt.

Funkel-Euphorie beim FCK

Der Nachfolger war schnell gefunden: Nach gut 40 Jahren kehrt der ehemalige FCK-Spieler Friedhelm Funkel auf den Betze zurück. Zu seinem ersten Training pilgerten knapp 1.000 Fans auf den Platz im Schatten des Betzenbergs. "Ich glaube, sie sehen in Funkel so ein bisschen den Heilsbringer, der die Vergangenheit zurückbringt", sagt Kreilinger. Das sei in Kaiserslautern immer mal der Fall, wenn Personen mit FCK-Vergangenheit zurückkehren: "Funkel hat bei einem 5:0-Sieg gegen Real Madrid auf dem Platz gestanden, größer geht es gar nicht in Kaiserslautern." Wenn solche Personen zurückkehrten, schwärmten in Kaiserslautern schnell wieder alle von der Vergangenheit und hofften, diese in die Gegenwart ziehen zu können, "auch wenn Spiele gegen Real Madrid weit entfernt sind."

Friedhelm Funkel (re.) als Spieler im FCK-Trikot: Hier im DFB-Pokal-Finale 1981 gegen Eintracht Frankfurt.
Friedhelm Funkel (re.) als Spieler im FCK-Trikot: Hier im DFB-Pokal-Finale 1981 gegen Eintracht Frankfurt.

Zusammenhalt in der FCK-Kabine bröckelte

Eine von Funkels wichtigsten Aufgaben werde es sein, aus den Spielern wieder eine Einheit zu formen und die zuletzt kippende Stimmung zum Positiven zu wenden: "Am Zusammenhalt in der Kabine hat es zuletzt an einigen Ecken gebröckelt", erzählt Kreilinger. Befeuert worden sei das vor allem durch die Trainerwechsel und die vielen Neuzugänge im Winter, die die Hierarchie in der Mannschaft durcheinander gewirbelt hätten. "Das ist ein solch immenser Umbruch, der selbst in der Sommerpause schwierig zu managen wäre." Damit habe man Grammozis keinen Gefallen getan.

Enis Hajri - der heimliche Kaderplaner beim FCK

Maßgeblich verantwortlich für den Umbruch: Enis Hajri. Offiziell wird er als technischer Direktor geführt, in der Realität sieht das aber anders aus: "Er ist in Wahrheit Sportdirektor, aber seine Bezeichnung half ihm, unter dem Radar zu fliegen. Die Kaderplanung, die Verhandlungen mit Neuzugängen, das hat Thomas Hengen zum Großteil an ihn abgetreten", erklärt Kreilinger. Man müsse Hajri zugestehen, dass er bei einzelnen Spielern gute Arbeit geleistet habe, beispielsweise bei Ragnar Ache, Richmond Tachhie oder Filip Kaloc. Das Problem sei aber, dass die Chemie innerhalb des Teams nicht mehr stimme.

Enis Hajri eckt mit seiner Art in Kaiserslautern an

"Dazu hat Enis Hajri eine unglaublich emotionale Art. Damit ist er schon bei Ex-Coach Schuster angeeckt, da hat er bei vielen Mitarbeitern und Spielern die Akzeptanz verloren, weil er immer mal wieder aufbrausend in der Kabine und am Spielfeldrand ist", beschreibt Kreilinger weiter. In dieses Bild passt, dass Hajri bei den vergangenen beiden Spielen auf der Bank jeweils die gelbe Karte sah.

Bei den Neuverpflichtungen im Winter nahm Hajri offenbar auch keine Rücksicht auf die Wünsche des Trainers. "Nach allem, was ich weiß, wollte Grammozis nicht so viele Offensivspieler. Er hat im Winter drei Stürmer bekommen, hätte aber lieber einen schnellen Innenverteidiger gehabt. Nach dem Kaufrausch hieß es, dafür sei kein Geld mehr da", sagt Kreilinger.

Mit Friedhelm Funkel kann der FCK den Klassenerhalt schaffen

Der neue Coach Friedhelm Funkel muss nun ohnehin mit den Spielern auskommen, die im Kader stehen. Möglicherweise kann das auch eine Chance für jene Spieler sein, die schon länger keine Rolle mehr spielten. Die FCK-Kenner Reis und Kreilinger sind überzeugt, dass Funkel mit den Roten Teufeln den Turnaround schaffen wird. Der Klassenerhalt sei mit diesem Kader, auch wenn die Stimmung aktuell nicht die beste ist, absolute Pflicht.

"Es geht nur noch um den Klassenerhalt. Die Mannschaft hat eigentlich mehr Potential, um weiter oben mitzuspielen. Man muss aber auch klar sagen: Wenn du drei Trainer brauchst, und am Schluss muss dich ein 70-Jähriger aus der Fußballrente retten, dann hast du einiges falsch gemacht. Das gehört auch zur Wahrheit dazu", fasst Reis zusammen.

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Zobel, Sebastian