Nach dem 2:0-Erfolg im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Saarbrücken steht der 1. FC Kaiserslautern zum achten Mal im Endspiel um die goldene Trophäe. Trainer Friedhelm Funkel spricht im Interview mit SWR Sport über die Nacht nach dem Spiel, die Bedeutung des Erfolgs und die möglichen Gegner.
SWR Sport: Friedhelm Funkel, jetzt stehen Sie plötzlich im Pokalfinale in Berlin. Hätten Sie das vor Monaten für möglich gehalten?
Funkel: Nein, das hätte ich vor Monaten für völlig ausgeschlossen gehalten. Denn es stand ja noch gar nicht fest, dass ich nochmal auf die Trainerbank zurück kehre. Ich hatte Lust verspürt und hab dann die Anfrage vom 1. FC Kaiserslautern bekommen. Und da musste ich nicht lange überlegen. Und dass wir dann die Möglichkeit haben, mit dem Sieg gestern in Saarbrücken ins Finale nach Berlin einzuziehen, das habe ich nie für möglich gehalten.
SWR Sport: Wir erwischen Sie gerade am Betzenberg, das heißt auch an so einem Tag wird gearbeitet? Die Jungs kriegen selbst nach so einem Erfolg nicht frei?
Funkel: Nein, wir können ja nicht frei geben. Wir haben am Samstag das nächste sehr sehr schwere Spiel in der Liga und wir wissen, da müssen wir punkten, um die Liga zu erhalten. Die Jungs haben gestern Nacht frei bekommen, sie durften so lange feiern, wie sie wollten. Und wir haben dann heute Nachmittag um 15:00 Uhr trainiert. Sie konnten dann ausschlafen und ich muss sagen, ich war überrascht, wie gut die Jungs diese 45 Minuten trainiert haben. Da war nichts zu spüren von Müdigkeit oder sonst irgendwas. Sie haben sich sehr sehr gut verhalten, auch wenn sie wahrscheinlich sehr sehr viel Spaß gehabt haben heute Nacht und vielleicht auch das ein oder andere Bier oder Gläschen Wein getrunken haben. Aber beim Training war davon überhaupt nichts zu merken.
SWR Sport: Haben Sie denn noch ein bisschen mitgefeiert gestern?
Funkel: Nein, ich habe nicht mitgefeiert. Wir waren ja erst um halb zwei auf dem Betzenberg zurück. Die jungen Leute, die Spieler und auch ein paar aus dem Trainerstab, sind noch mit in die Stadt gegangen und haben gefeiert, aber in meinem Alter braucht man ein bisschen mehr Schlaf, um sich zu erholen von den Strapazen. Auch wenn das sehr freudige Strapazen waren. Und ich hab dann ein bisschen länger geschlafen, damit ich die Jungs heute Nachmittag auch wiedererkenne. Und das war der Fall.
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SWR Sport: Der Gegner im Finale wird heute Abend ermittelt: Düsseldorf oder Leverkusen. Auch für Sie ein spannendes und emotionales Spiel. Wie werden sie es verfolgen?
Funkel: Ich werde es am Fernseher anschauen heute Abend. Das wird ein emotionales Spiel für mich. Ich war vier Jahre Trainer bei Fortuna Düsseldorf, bin mit der Mannschaft aufgestiegen und dann auch in der Bundesliga geblieben. Ich habe noch viele Verbündete in der Mannschaft von Fortuna Düsseldorf und ich gönne es der Mannschaft ins Finale zu kommen. Aber ich und auch die Düsseldorfer wissen, wie schwer das ist, gegen die wirklich derzeit beste Mannschaft, zumindest in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa. Weil sie haben noch überhaupt kein Spiel verloren. Das ist eine schwere Aufgabe für die Fortuna. Aber ich drücke ihr heute vor dem Fernseher die Daumen.
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SWR Sport: Wenn es Leverkusen werden sollte, der wahrscheinlich Deutsche Meister, packen Sie dann die alte Geschichte noch einmal aus? Sie haben 1985 mit Bayer 05 Uerdingen als Underdog gegen den FC Bayern München den Pokal gewonnen.
Funkel: Wenn es wirklich dazu kommen sollte, spreche ich das natürlich an. Wir waren 1985 eigentlich chancenlos. Niemand hat uns nur ein Prozent Chancen ausgerechnet gegen die Bayern, die damals auch eine absolute Spitzenmannschaft in Deutschland und in Europa waren. Da kommt der Underdog Bayer 05 Uerdingen mit Spielern, die man vielleicht in Deutschland gar nicht so kannte. Und wir haben die Chance genutzt, wir haben mutig gespielt. Wir sind um unser Leben gerannt, hätte ich jetzt fast gesagt. Daran sieht man, dass im Fußball alles möglich ist. Auch für Fortuna Düsseldorf heute Abend. Das wird dann auch am 25. Mai für uns in Berlin sein, egal gegen wen wir spielen. Dass die Ausgeglichenheit zwischen Fortuna und uns natürlich größer sein wird als zwischen Bayer Leverkusen und uns, das brauche ich nicht extra zu erwähnen. Aber eine Chance hat man in einem Spiel immer.
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SWR Sport: Begegnet Ihnen der letzte Pokaltitel des FCK in diesen Tagen am Betzenberg? 1996 gewann der Verein den DFB-Pokal, musste aber auch den Abstieg in die 2. Bundesliga hinnehmen.
Funkel: Ich habe die Geschichte jetzt natürlich gehört, ich habe sie nicht mehr im Kopf gehabt. Und diese Geschichte soll sich natürlich nicht wiederholen. Das ist ja ganz klar. Wenn wir nach Berlin zum Pokalfinale fahren, dann ist mein größter Wunsch, dass wir in der Liga geblieben sind, dass wir nicht absteigen, das hat die Region hier einfach nicht verdient. Wir alle halten komplett zusammen, Fans, Mannschaft, Trainerteam. Die Verantwortlichen vom 1. FC Kaiserslautern. Wir tun alles daran, dass sich diese Geschichte nicht wiederholt mit dem Abstieg. Das wäre nicht gut für die Region und das ist meiner Ansicht nach noch viel viel wichtiger, als wenn wir den Pokal gewinnen würden. Das würden wir gerne machen, das ist auch überhaupt keine Frage. Aber noch wichtiger für den Verein, für die finanzielle Situation ist der Klassenerhalt in der zweiten Liga.
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SWR Sport: Ist das ein schwieriger Spagat zwischen Abstiegskampf und dem Jubel über das Pokalfinale? Gibt es jetzt erstmal ein Verbot: Über den Pokal wird erst wieder geredet wenn die Saison um ist?
Funkel: Nein, es gibt kein Verbot. Und das ist auch kein schwieriger Spagat. Die Mannschaft hat es vor dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken auch super hinbekommen. Wir haben überhaupt nicht an Saarbrücken gedacht, auch nicht nach dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Und das Finale ist ja jetzt noch weiter weg, das ist ja erst am 25. Mai. Und wir haben auch heute keine Analyse von dem Spiel gemacht, weil das Spiel ist abgehakt. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Liga, erstmal auf den HSV am kommenden Samstag. Dann auf Greuther Fürth, das ist das nächste schwere Auswärtsspiel, und dann auf die kommenden Aufgaben. Und irgendwann, wenn die Liga beendet ist, wenn wir in der Liga geblieben sind, dann sprechen wir auch über unseren Pokal-Gegner und über das Endspiel in Berlin.