Knapp 7.000 der 10.756 im Rahmen der Mitmachaktion #besserradfahren eingegangenen Meldungen wurden vom wissenschaftlichen Team der Hochschule Karlsruhe detailliert ausgewertet. Dabei wurden auch Schilderungen von Unfällen oder Beinahe-Unfällen (Konflikten) gezählt. Ein Blick auf die fünf häufigsten Unfall- und Konfliktursachen zeigt: Allein drei beziehen sich auf zu enge Abstände zwischen Fahrrädern und Kfz. („Dooring“ bedeutet hier, dass eine Fahrzeugtür vor der Radfahrenden aufgeht.)
Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man die an der Gefahrensituation beteiligten Konfliktparteien betrachtet: Wenn Radler*innen Konflikte oder Unfälle im Zusammenhang mit anderen Verkehrsteilnehmern schildern, dann meistens mit PKW und LKW.
Die Hochschule Karlsruhe hat die eingegangenen Meldungen auch anhand der amtlichen Unfalltypen kategorisiert. Dabei zeigt sich, dass Konflikte und Unfälle im „Längsverkehr“ weit vorne liegen: Viele Teilnehmende der Mitmachaktion haben also zu enges Überholen oder zu enges Begegnen entgegenkommender Fahrzeuge beschrieben. An dritter Stelle steht (vielleicht überraschend) der Fahrunfall - ein Unfall, bei dem keine anderen Verkehrsteilnehmer beteiligt sind (zum Beispiel wegen schlechtem Bodenbelag).
Zum Vergleich haben wir die Ergebnisse einer Erhebung von Unfallursachen durch die Unfallforschung der Versicherer von 2013 mit aufgeführt. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der subjektiven Wahrnehmung der Teilnehmer*innen der SWR-Mitmachaktion und der Statistik der Versicherer. Situationen im Längsverkehr (etwa Überholen) werden zwar sehr negativ wahrgenommen, der Großteil der Unfälle passiert jedoch beim Ein- oder Abbiegen.
Zoomt man weiter aus den Daten heraus und schaut auf alle 10.756 eingegangenen Meldungen, fällt besonders die inkonsistente Radwegführung auf: Fehlende oder mangelhafte Radwege sind die am häufigsten gemeldeten Probleme.
Insgesamt sind mehr Meldungen aus Städten als aus ländlichen Gegenden eingegangen. Wenn man die Meldungen nach Region unterscheidet, zeigt sich: Die Probleme sind ähnlich. Auffällig ist aber, dass fehlende Radwege auf dem Land deutlich öfter gemeldet wurden, zu schmale Radwege hingegen in Städten ein größeres Thema sind.
In knapp 2.000 Meldungen haben die Teilnehmenden ein Gefühl von Unsicherheit beschrieben. Ordnet man diese Meldungen nach der jeweiligen Art des Weges, zeigt sich, dass Fahrrad-Schutzstreifen - deren Markierung Autos „bei Bedarf“ überfahren dürfen - besonders oft als unsicher empfunden wurden. Land- und forstwirtschaftliche Wege hingegen, auf denen vergleichsweise selten andere Verkehrsteilnehmer angetroffen werden, wurden vergleichsweise selten mit Sicherheitsbedenken verknüpft.
Analyse von mehr als 10.000 Meldungen zu #besserRadfahren Das sind die größten Probleme im Radverkehr
Wo kann die Situation der Radfahrerinnen und Radfahrer im Südwesten (noch) besser werden? Auf diese Frage haben wir von Ihnen mehr als 10.000 Hinweise bekommen. Jetzt liegt die Auswertung vor.