Die Alzheimer-Krankheit ist mit einem Anteil von 60-65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform
In Deutschland leben nach neuen Berechnungen etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Weltweit sind es 55 Millionen. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Doch 99,6 Prozent der klinischen Studien zu Morbus Alzheimer sind bisher gescheitert – ein Hinweis darauf, dass die Ursachen dieser Demenzerkrankung noch nicht hinreichend verstanden sind.
Wenn ein Mensch an Alzheimer-Demenz erkrankt ist, dann stören im Gehirn bestimmte Eiweißablagerungen – sogenannte Plaques – die Verbindung zwischen den Synapsen und damit die Kommunikation im Gehirn. Viel Forschung wird daher auf Früherkennungstests verwandt – das sind in der Regel Bluttests, in denen das Vorkommen der Plaques untersucht wird. Doch Forschende möchten die Krankheit noch viel früher erkennen.
Ist eine Früherkennung möglich, bevor diese Plaques im Gehirn entstehen?
Die Krankheitsprozesse, die zu dem Gedächtnisverlust führen, beginnen oft schon 15 Jahre, bevor das Alzheimer-Eiweiß im Blut nachgewiesen werden kann. Ein Forschungsteam der Ruhr-Universität-Bochum hat nun einen Bluttest entwickelt, der die Struktur der Proteine untersucht. Denn die verändert sich schon recht früh im Krankheitsverlauf von Alzheimer-Patienten. Liegen mehr Eiweiße in einer ungewöhnlichen, fehlgefalteten Struktur vor, dann bedeutet das, dass der Patient in wenigen Jahren die Alzheimer-Demenz entwickeln wird. Die Marktzulassung für diesen Test erwarten die Bochumer Forschenden in circa drei Jahren.
Einem weiteren deutschen Wissenschaftlerteam ist es ebenfalls gelungen, die Alzheimer Erkrankung noch früher zu erkennen – also, bevor sie im Blut nachgewiesen werden kann. Im Versuch an Rattenhirnen hat das Team vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg herausgefunden, dass Nervenzellen die Erkrankung schon ankündigen können, bevor diese typischen Ablagerungen – die Alzheimer-Plaques – im Gehirn auftreten. Die Nervenzellen sind bereits vorher übererregt. Und diese Hyperaktivität von Nervenzellen kann – zumindest bei den Ratten – schon frühzeitig gemessen werden. Die Forscherinnen und Forscher hoffen, daraus einen sehr frühen Früherkennungstest für Alzheimer entwickeln zu können.
Insgesamt halten es die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für sinnvoll, ganz unterschiedliche Alzheimer-Früherkennungstests zu entwickeln, da es bei der Alzheimer-Erkrankung vermutlich verschiedene Subtypen gibt, die dann nur mit unterschiedlichen Tests erkannt werden können
Sind die Plaques wirklich für die Erkrankung verantwortlich?
Zurzeit sind über 100 Medikamente gegen Alzheimer weltweit in der Entwicklung. Einige davon setzen darauf, die Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, die als Hauptursache für die Entstehung von Alzheimer gelten, zu entfernen. Leider haben gerade einige dieser Medikamente, auf die große Hoffnungen gesetzt wurden, in klinischen Studien enttäuscht. Sie konnten zwar die Eiweißablagerungen entfernen, aber den schleichenden Gedächtnisverlust konnten sie kaum bremsen.
Mittlerweile bezweifeln einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass diese Beta-Amyloid-Ablagerungen tatsächlich die Hauptursache von Alzheimer sind. Befeuert wird die Diskussion darüber auch durch einen Forschungsskandal. Im Sommer diesen Jahres kam heraus, dass eine Grundlagenarbeit zu den sogenannten Alzheimer Eiweißablagerungen offenbar mit falschen Bildern und Berechnungen erstellt wurde.
Jüngste Forschungsansätze zur Alzheimer Behandlung
Einen ganz anderen Weg geht ein neuer Ansatz für die mögliche Behandlung der Alzheimer-Krankheit aus den USA. Er setzt an der Flüssigkeit im Rückenmark an. Deren Zusammensetzung ändert sich im Alter.
Forschende der Stanford University haben Rückenmarksflüssigkeit von jungen Mäusen genommen und alternden Tieren verabreicht. Die Ergebnisse sind vielversprechend. Die älteren Mäuse, die Rückenmarksflüssigkeit junger Mäuse injiziert bekamen, begannen nach Erkenntnissen der Wissenschaftler damit, sich zu erinnern. Dabei bewirken offenbar spezialisierte Zellen in der Rückenmarksflüssigkeit im Hippocampus die Verjüngung des Gedächtnisses. Hier ist noch viel Forschungsarbeit zu tun, aber der Forschungsansatz ist auf jeden Fall spannend.