Hintergrund zum Tatort: "Murot und das Paradies"

Glücksgefühle durch Stromimpulse?

Stand
Autor/in
Kristina Koch
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Im Tatort "Murot und das Paradies" wird Menschen eine Art Helm aufgesetzt. Durch Strom-Stimulationen fallen die „Patienten“ in eine Art Dämmerschlaf und erinnern sich an Dinge, die sie glücklich gemacht haben. Kann man Menschen mit Strom oder Medikamenten so stimulieren, dass bei ihnen starke Glücksgefühle ausgelöst werden?

Bei einer Person, die nach einer solchen "Behandlung" gestorben ist, stellt die Pathologin im Tatort "Murot und das Paradies" fest, dass die Glücksregionen im Gehirn extrem stimuliert worden sind: „Die Person war noch nie so glücklich“. Gibt es so etwas wirklich - Glücksgefühle durch Hirnstimulation?

Botenstoffe im Gehirn haben Einfluss auf unsere Gefühle

Wir empfinden Glück, wenn unser Gehirn bestimmte Botenstoffe freisetzt. Das sind Hormone, von denen die meisten schon gehört haben: Die bekanntesten sind Dopamin, Endorphin und Serotonin. Diese Hormone haben noch andere Wirkungsweisen, aber eben auch, dass wir uns gut fühlen.

In der Medizin gibt es eine Therapie mit Strom, die so ähnlich funktioniert wie im Murot-Tatort. Menschen, die unter sehr schweren Depressionen leiden und bei denen weder Psychotherapie-noch Medikamenten-Behandlungen Besserung gebracht haben, können eine Elektro-Therapie bekommen, die sogeannte Elektrokonvulsionstherapie (EKT).

Hirnstimulation bei Depressionen oder Parkinson

Während der Patient oder die Patientin unter Narkose ist, werden mit elektrischen Stromreizen Nerven im Gehirn stimuliert. Dadurch werden verschiedene Botenstoffe beeinflusst, u.a. die sogenannten Glückshormone. Die Strom-Therapie bringt also lediglich den Glückshormon-Haushalt wieder mehr ins Gleichgewicht.

Eine stärkere elektrische Stimulation würde kein unendliches Glück auslösen, sondern hätte schwere Komplikationen zur Folge wie Krampfanfälle und Kopfschmerzen bis hin zu Gedächtnisverlust.

Im Tatort "Murot und das Paradies" werden Klienten per Hirnstimulation ins ultimative Glück, aber mitunter auch ins Jenseits befördert.
Im Tatort "Murot und das Paradies" werden Klienten per Hirnstimulation ins ultimative Glück, aber mitunter auch ins Jenseits befördert.

Auch Medikamente oder Drogen können Glücksgefühle auslösen

Medikamente sind auch in der Lage, Glückshormone zu beeinflussen. Bei Parkinson wie auch Depressionen werden Medikamente eingesetzt, die ähnlich wirken wie die Therapie mit Stromreizen. Genauso können Drogen wie Kokain oder Methamphetamin unsere Glückshormon-Rezeptoren positiv beeinflussen.

Das Beispiel Drogen macht die Krux beim Nachhelfen mit Glück am deutlichsten: Der Hormonhaushalt sollte ausgeglichen sein. Ein Auf und Ab der Stimmung ist völlig normal. Neben einem Mangel an Dopamin kann beispielsweise auch ein zu hoher Dopaminspiegel - häufig ausgelöst durch Drogen - krank machen und Paranoia oder manische Episoden verursachen.

EEG-Gehirnwellen
Dopamin und anderen Botenstoffe spielen eine wichtige Rolle in unserem Gefühlserleben. Sowohl ein Zuviel als auch ein Mangel kann negative Auswirkungen haben.

Bewegung, Geselligkeit und gesunde Ernährung tragen auch zum seelischen Wohlbefinden bei

Die gesündeste Art, Glücksgefühle zu aktivieren, ist: Bewegung - ob eine Sporteinheit, eine Runde Tanzen oder einfach ein strammer Spaziergang, am besten an der frischen Luft und in der Natur. Es gibt auch einige Lebensmittel, die unsere Glückshormone ansprechen.

Bitterschokolade wird da oft genannt. Viel wichtiger ist aber eine gesunde und ausgewogene Ernährung - die gehört zu einem glücklichen Leben genauso wie Geselligkeit und Nähe.

Mehr zum Thema Depressionen, Glück und Hirnstimulation

Therapie bei Hormonmangel Diese Wirkung haben bioidentische Hormone

Ein Hormonmangel – ob bei Männern und auch Frauen in den Wechseljahren - kann mit sogenannten bioidentischen Hormonen behoben werden.

Landesschau Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Schwere Depressionen: Wie hilft die elektrische Hirnstimulation?

Jedes Jahr erkranken fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer Depression. Viele müssen mit Rückfällen oder einem chronischen Verlauf rechnen. Wenn Psychotherapie und Medikamente nicht anschlagen, kann die elektrische Hirnstimulation helfen. Was aber ist das genau?

Landesschau Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Stand
Autor/in
Kristina Koch
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.